Die Behauptung

Das RKI verschickt 5 Euro Scheine an 180.000 Deutsche, um die Teilnahme an einer Gesundheitsstudie zu fördern. Kritik entzündet sich an der Verwendung öffentlicher Mittel für diese Anreize.

Unser Fazit

Die Aktion des RKI, Geld als Anreiz für Studienteilnahme zu versenden, stützt sich auf Forschung zur Effektivität solcher Maßnahmen, steht aber auch in der Kritik.

Die verbreitete Behauptung

In einer ungewöhnlichen Aktion hat das Robert Koch-Institut (RKI) Briefe mit 5 Euro Scheinen an ausgewählte Bundesbürger verschickt, um für die Teilnahme an der Studie „Gesundheit in Deutschland“ zu werben. Insgesamt wurden 180.000 Personen aus 300 Städten und Gemeinden nach einem wissenschaftlichen Zufallsverfahren ausgewählt. Ziel der Aktion ist es, bis Ende April 30.000 Teilnehmer für die Studie zu gewinnen. Dieses Vorgehen wird vom Bund der Steuerzahler kritisiert, der eine detaillierte Begründung für die Verwendung öffentlicher Gelder fordert.

Der Faktencheck zu den 5 Euro

Incentives, also Anreize für die Teilnahme an wissenschaftlichen Studien, sind in der Forschung gängige Praxis. Das RKI begründet den Einsatz von Geld als Anreiz damit, dass nicht alle potenziellen Teilnehmenden über einen Online-Zugang verfügen und ohne diese Maßnahme systematisch ausgeschlossen würden. Obwohl die Befragungen in der Studie primär online durchgeführt werden, ist auch eine Teilnahme mit Papierfragebögen möglich, sodass auch Personen ohne Internetzugang teilnehmen können. Das RKI betont, dass solche Panelstudien wichtig sind, um schnell und regelmäßig aktuelle Daten zur Gesundheit der Bevölkerung zu erheben und damit die öffentliche Gesundheit zu schützen und zu verbessern.

Was wir herausgefunden haben

Die Aktion des RKI, Bargeld per Post als Anreiz für die Teilnahme an einer Gesundheitsstudie zu versenden, basiert auf anerkannten Methoden der Forschungsförderung. Sie zielt darauf ab, eine breite und vielfältige Beteiligung sicherzustellen und auch Menschen ohne Internetzugang einzubeziehen. Kritik, insbesondere im Hinblick auf die Verwendung öffentlicher Mittel, weist auf die Notwendigkeit einer transparenten Kommunikation und Begründung solcher Maßnahmen hin. Die Wirksamkeit und Akzeptanz von Anreizen in der wissenschaftlichen Forschung ist somit eine Gratwanderung zwischen effizienter Datenerhebung und öffentlicher Rechenschaftslegung.

Beispiele ähnlicher Studien

Es einige Beispiele, die die Wirksamkeit solcher Ansätze unterstreichen:

Raucherentwöhnungsprogramme: Eine Studie der Universität von Pennsylvania bot Rauchern finanzielle Anreize, mit dem Rauchen aufzuhören. Teilnehmer, die durch regelmäßige Tests nachweisen konnten, dass sie nicht rauchen, erhielten Geldprämien. Die Ergebnisse zeigten, dass die Teilnehmer, die finanzielle Anreize erhielten, eine signifikant höhere Abstinenzrate aufwiesen als die Teilnehmer einer Kontrollgruppe ohne finanzielle Anreize. Langfristig trug dies zu einer Verringerung der mit dem Rauchen verbundenen Gesundheitsrisiken und Kosten bei.

Impfkampagnen: In einigen Regionen wurden finanzielle Anreize oder Gutscheine angeboten, um die Teilnahme an Impfkampagnen zu erhöhen. Beispielsweise wurden in Indien Kampagnen durchgeführt, bei denen Eltern Gutscheine für Lebensmittel oder kleine Geldbeträge erhielten, wenn sie ihre Kinder impfen ließen. Diese Maßnahmen führten zu einem deutlichen Anstieg der Impfraten, was wiederum die Ausbreitung vermeidbarer Krankheiten eindämmte und die öffentliche Gesundheit verbesserte.

HIV-Präventionsprogramme: Einige Studien in Afrika boten Jugendlichen und jungen Erwachsenen finanzielle Anreize, um an Aufklärungsprogrammen über HIV und andere sexuell übertragbare Krankheiten teilzunehmen oder sich regelmäßig testen zu lassen. Diese Programme zeigten, dass Teilnehmer, die Anreize erhielten, eine höhere Teilnahmerate an Präventionsprogrammen und Tests aufwiesen, was zur Früherkennung und Verringerung der Übertragungsraten beitrug.

Studien zur körperlichen Aktivität: Forschungsprojekte, die finanzielle Anreize für mehr körperliche Aktivität boten, zeigten, dass die Teilnehmer eher bereit waren, ihre Fitnessziele zu erreichen und beizubehalten, wenn sie dafür belohnt wurden. Zu den langfristigen Auswirkungen solcher Programme gehörten eine Verringerung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands.

Diese Beispiele veranschaulichen, wie finanzielle Anreize in verschiedenen Bereichen der öffentlichen Gesundheit eingesetzt wurden, um die Teilnahme zu fördern, zu gesundheitsförderndem Verhalten zu motivieren und so positive Gesundheitsergebnisse auf individueller und gesellschaftlicher Ebene zu erzielen. Es ist wichtig, die ethischen Aspekte solcher Anreize zu berücksichtigen und sicherzustellen, dass sie gerecht und wirksam eingesetzt werden, um die Ziele der öffentlichen Gesundheit zu erreichen.

Fragen und Antworten zum Thema

Frage 1: Warum verschickt das RKI 5 Euro Scheine an Bürgerinnen und Bürger?
Antwort 1: Um für die Teilnahme an der Studie „Gesundheit in Deutschland“ zu werben und eine breite und vielfältige Beteiligung sicherzustellen.

Frage 2: Wie wurden die Empfänger der Briefe ausgewählt?
Antwort 2: Durch ein wissenschaftliches Zufallsverfahren aus den Einwohnermelderegistern von 300 Städten und Gemeinden.

Frage 3: Warum gibt es Kritik an dieser Aktion?
Antwort 3: Weil für die Anreize öffentliche Gelder verwendet werden, ohne dass vorher die Notwendigkeit und Wirksamkeit detailliert nachgewiesen wurde.

Frage 4: Sind Anreize für die Teilnahme an Studien üblich?
Antwort 4: Ja, der Einsatz von Anreizen ist in der Methodenforschung üblich und umfassend untersucht.

Frage 5: Was ist das Ziel der Studie „Gesundheit in Deutschland“?
Antwort 5: Die psychische und allgemeine Gesundheit der Bevölkerung zu untersuchen und Daten zur Verbesserung des Gesundheitswesens zu sammeln.

Fazit

Die Diskussion um die RKI-Aktion mit den 5 Euro Scheinen macht deutlich, wie wichtig Transparenz und Rechtfertigung bei der Verwendung öffentlicher Mittel in der Forschung sind. Sie zeigt auch, wie wichtig es ist, kritisch zu denken und Informationen zu hinterfragen. Wer mehr über die Studie und ihre Hintergründe erfahren möchte, sollte sich direkt an das RKI oder an entsprechende Informationsquellen wenden.

Quelle: t-online

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