Mutter warnt davor, einem Kind bei Windpocken Nurofen zu verabreichen. Diese Geschichte geht gerade im Netz herum und wurde auch von „heftig“ aufbereitet.

Wie immer stellen wir uns die Frage was ist dran an der Geschichte mit dem Titel “Ihr Sohn schreit mit hohem Fieber. Dann erkennt die Mutter, dass die Ärzte diesen SCHRECKLICHEN Fehler gemacht haben.”? [1]

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Zum Inhalt:

Hayley Lyons geht mit ihrem an Windpocken erkranktem Sohn Lewis zum Arzt, dieser verschreibt ihm Nurofen und schickt die Beiden wieder nach Hause. Lewis Zustand verschlechtert sich soweit, dass er schlussendlich mit einer Blutvergiftung im Krankenhaus landet. Die Mutter erstellt daraufhin eine Warnung bei Facebook, die rege geteilt wurde.


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Auch die britische Gesundheitsbehörde habe auf Hayley gehört und eine entsprechende Warnung herausgegeben. Die Forscher des Institut hätten festgestellt: der Wirkstoff von Ibuprofen sorgt dafür, dass die Erreger besonders tief in die Haut eindringen können, wo sie ins Blut gelangen. Vier verschiedene Ärzte hatten Lewis Nurofen verordnet. Dem Jungen befindet sich auf dem Weg der Besserung.

So liest es sich bei „heftig“ nur eben der Seite entsprechend aufbereitet. „heftig“ beruft sich auf einen englischsprachigen Artikel der Webseite „LittleThings“[2].

Der Artikel auf dieser Seite ist inhaltlich nahezu gleich, nur, dass hier noch der Hinweis gegeben wird, dass auf der Nurofen Webseite vor der Gabe des Medikamentes an Kinder mit Windpocken gewarnt wird, aber wer liest schon Beipackzettel, wenn das Medikament vom Arzt verordnet wird?

Nurofen und Hautreaktion

Die Seite Metro.co.uk [3] geht noch einen Schritt weiter und zitiert mit Dr. Stephanie Smith eine Ärztin des Nottingham Children’s Hospital:

There’s a recognition that ibuprofen has a link with skin reactions in children with chicken pox,’ she said, adding that research into the area was still relatively new. ‘It would be good to advise parents and doctors about the risks.’
„Es gibt Erkenntnisse, dass Ibuprofen mit Hautreaktionen bei Kindern mit Windpocken in Verbindung gebracht werden kann. Es wäre gut Eltern und Ärzte auf dieses Risiko hinzuweisen.“ Diese Warnung wird laut „LittleThings“ auch von der Gesundheitsbehörde ausgesprochen.

Dr. Smith empfiehlt, Kinder mit Windpocken eher mit Paracetamol anstelle von Ibuprofen zu behandeln.

Auch der Beipackzettel (kennt jeder aus der Werbung „Packungsbeilage“) zu Nurofen rät dazu, Nurofen nicht bei Kindern mit Windpocken zu verabreichen[4].

Die Warnungen finden wir auch im deutschen Beipackzettel und der deutschen Nurofen Webseite[5]:

In Ausnahmefällen kann es zu einem Auftreten von schweren Hautinfektionen und Weichteilkomplikationen während einer Windpockenerkrankung (Varizelleninfektion) kommen.

Um unsere Ausgangsfrage zu beantworten

Ja da ist was dran, wenn auch „heftig“ – like aufbereitet, aber es stimmt.

Fakt ist, dass der Wirkstoff von Ibu bei Windpocken tatsächlich nicht empfohlen ist. Ibu gehört zu den NSAR und Windpocken sind eine Varizellen-Infektion. In Ausnahmefällen wurde über das Auftreten von Komplikationen mit schwerwiegenden Haut- und Weichteilinfektionen unter Varizellen im Zusammenhang mit der Behandlung mit NSAR berichtet und genau das ist diesem Kind eben passiert.

Danke an Sonja für die Recherche

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