Rankings sind immer eine nette Sache: man liest sich die Rankings durch und schaut, ob man die Informationen bereits kannte oder ob sie interessant erscheinen. Man erhofft sich auch immer wieder spannende Ergebnisse dieser Rankings. Manche dieser Rankings zeigen sich als langweile Bullshit-Rankings, andere wiederum bergen Gefahren.


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Speziell wenn es um Gesundheitstipps geht, die am Ende keine Gesundheitstipps sind, sondern eher gefährlich sind. Bei dem locker gemeinten Ranking um die alternativen Einsatzmöglichkeiten von Wick VapoRub [1] hat es jedoch der Tipp 11 in sich:

11. Hol Dir die Zecke raus

Eine Zecke kann ganz schön nerven – noch mehr nervt, sie wieder aus der Haut zu ziehen.

Glücklicherweise hassen Zecken den Geruch von Wick VapoRub – was diesen Tipp ebenfalls zu einem unschlagbaren Geheimtipp macht.

Unmittelbar nach dem Zeckebiss aufgetragen, kann Wick VapoRub dabei helfen, die Zecke dazu zu bringen, sich zu lösen und Dir damit deinen Seelenfrieden zurückbringen.

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Also generell sollte man Dinge wie Wick VapoRub nicht anders als empfohlen verwenden, eben gerade auch wegen der Inhaltsstoffe, die  zu Reizungen und erheblichen allergischen Reaktionen führen können. Es mag es ja sein, dass die Zecke kurz nach dem Biss mit Wick VapRub schon noch loslässt, probieren oder empfehlen sollte man das jedoch nie.
Es wird immer wieder davor gewarnt, Zecken mit Vaseline, Öl etc. in Berührung zu bringen und Wick beinhaltet Vaseline. Die Zecke erstickt dadurch und erbricht sich dann, was man am Ende ja eben vermeiden will.

Die Stiftung Warentest kam in einer Untersuchung zu dem Urteil „mangelhaft“ für alle Mischungen aus ätherischen Ölen [2]: Teebaum, Citronella oder indische Melisse halten demnach die Mücken nicht vom Stechen ab. Bei Zecken verhält sich das wohl ähnlich. Ich habe bisher kein 100% Mittel entdeckt.

Mittel gegen Zecken bestehen aus chemisch synthetischen und zunehmend auch aus natürlichen Substanzen. Viele Produkte enthalten zum Beispiel ätherische Öle. Allerdings sind auch sie nicht risikolos. Teebaumöl kann die Haut lichtempfindlich machen und Allergien auslösen. Kokosfett kann Augen, Haut und Schleimhäute reizen.

Insgesamt fiel dieser Test schlecht aus: das beste Produkt bekam die Note “befriedigend”, 12 der 20 Produkte fielen mit “mangelhaft” durch.

Wick VapoRub, Flüssigseife oder andere Mittelchen …

Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit “Zaubermittelchen” gegen Zecken konfrontiert werden. Es gab bereits einen ähnlichen Tipp mit Flüssigseife, bei dem wir zur Beratung den Tierarzt Herrn Sebastian Goßmann-Jonigkeit von der Tierarztpraxis Dr. med. vet. Jonigkeit aus Engelskirchen um Hilfe gebeten. Zum Thema “mit Flüssigseife die Zecke einreiben” sagte und Sebastian Goßmann-Jonigkeit:

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit

Die “Flüssigseife-Methode” zum Zecken entfernen ist Unsinn. Dadurch werden lediglich die Parasiten gestresst weil ihre Tracheen (Atemlöcher) verkleben. Im Stress entleeren die Zecken ihre Speicheldrüsen in der Wirt, wodurch die Übertragung von Borrelien, Anaplasmen und anderen Krankheitserregern deutlich begünstigt wird, sofern natürlich die Zecke mit den Erregern kontaminiert ist. Somit ist diese Methode nicht bloß sinnlos sondern sogar gefährlich! Bitte nicht nachmachen.

Leider gibt es keine einheitliche Empfehlung dazu wie eine Zecke zu handhaben ist.

Auch Ärzte unter sich sind sich uneinig darüber, welches die beste Methode zum entfernen einer Zecke ist!

Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit

Ich rate daher allen Kunden Zecken mit einer Zeckenzange oder ähnlichen Gerätschaften zu entfernen. Dazu wird die Zecke möglichst tief (direkt über der Haut) fixiert und vorsichtig ohne Zug gedreht bis sie mühelos entfernt werden kann.

Die Frage an Herrn Goßmann-Jonigkeit ob und wie man diese Methode testen könnte, beantwortete er auf eine gleichsam schlichte und geniale Weise:

-hab es gerade im Eigenversuch getestet – hab mir vom schlafenden Patienten 3 Zecken (2x Nymphe, 1 Adulttier) “gemobst” und selbst am Arm angesetzt. Sowohl Tropfen Öl als auch Flüssigseife haben nicht gewirkt. Die Viecher haben NICHT losgelassen.

Mit einem Eigenversuch hatte wir nicht gerechnet. Doch Herr Dr. Goßmann-Jonigkeit begründete diesen mit seiner ablehnenden Haltung gegenüber Tierversuchen.

Fazit:

Es handelt sich um eine Falschmeldung die auf mehrere Arten schädlich sein kann. Neben dem entleeren der Speicheldrüse, können auch einige “Mittelchen” wie z.B Seife, die Schleimhäute des Wirtes angreifen. Zum Thema Drehrichtung noch ein Hinweis:

“Die Drehrichtung ist übrigens egal – muss nur ruhig und ohne Zug ausgeführt werden”

Vielen vielen lieben Dank an die Tierarztpraxis Dr. med. vet. Jonigkeit die nach dem HOAX zum Froschlaich nun schon den zweiten HOAX auf dem Gewissen hat. Und vielen lieben Dank an Herrn Dr. Goßmann-Jonigkeit, für seinen besonderen Einsatz und seiner vorbildlichen Haltung zu Tierversuchen.

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