Ein internationales Forschungsteam um den Marburger Psychologen Professor Dr. Winfried Rief haben die Daten von zwölf Impfstoffstudien erneut analysiert. 35 Prozent der zum Schein Geimpften klagten über Impfreaktionen

Placebo – und Noceboeffekte (hier gelangen Sie zu den Definitionen) sind seit Jahrzehnten als klinisch-relevante Phänomene bekannt. Schmerzen, Fieber, Mattigkeit: Treten unerwünschte Nebenwirkungen nach einer Impfung gegen das Coronavirus auf, so liegt das nicht unbedingt am Impfstoff, sondern an einem umgekehrten Placeboeffekt. Das hat ein internationales Forschungsteam um den Marburger Psychologen Professor Dr. Winfried Rief herausgefunden, indem es Impfstoffstudien analysierte. Das Team berichtet im Wissenschaftsmagazin „JAMA Network Open“ über seine Ergebnisse.

Bei wissenschaftlichen Studien bekommen nicht alle Probanden den Wirkstoff verabreicht, der getestet werden soll – eine Kontrollgruppe erhält zum Vergleich eine harmlose Substanz, ein Placebo. „Unerwünschte Nebenwirkungen nach einer Placebobehandlung kommen in klinischen Arzneimittelstudien häufig vor“, schreibt das Autorenteam, das genau wissen wollte, wie stark diese Effekte sind. Denn die Sorge über unerwünschte Wirkungen sei ein Grund für die mangelnde Impfbereitschaft gegen das Coronavirus.

45.380 Studienteilnehmer. Fast die Hälfte erhielt ein Placebo.

Die Forschungsgruppe wertete zwölf Artikel aus, die über unerwünschte Nebenwirkungen bei wissenschaftlichen Studien zu Impfstoffen gegen das Coronavirus berichten. An diesen Studien nahmen insgesamt 45.380 Probanden teil. 22.578 davon, also fast die Hälfte erhielt ein Placebo.
Trotzdem klagten 35 Prozent der Personen aus diesen Kontrollgruppen über Nebenwirkungen; bei denjenigen, die tatsächlich den Impfstoff erhielten, waren es nur wenig mehr, nämlich 46 Prozent.

Kopfschmerzen und Müdigkeit?

Die eingebildeten Effekte machten dem zufolge nach der ersten Dosis fast drei Viertel der unerwünschten Nebenwirkungen aus, nach der zweiten Dosis waren es immer noch ein bisschen mehr als die Hälfte. Meist berichten die Betroffenen über Kopfschmerz und Müdigkeit. Die Fachleute sprechen von einem Nocebo-Effekt. „Das Ergebnis unserer Analyse sollte bei öffentlichen Impfprogrammen berücksichtigt werden“, empfehlen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Professor Dr. Winfried Rief lehrt Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Philipps-Universität. Er leitet eine bundesweite Forschungsgruppe zu Placebo- und Nocebo-Effekten, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert wird. Neben Riefs Arbeitsgruppe beteiligten sich mehrere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA federführend an der Studie.


Originalveröffentlichung:

Julia W. Haas, Friederike L. Bender & al.: Frequency of Adverse Events in the Placebo Arms of COVID-19 Vaccine Trials: A Systematic Review and Meta-analysis, JAMA Network Open 2022, DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2021.43955
Homepage der Forschergruppe 1328: http://placeboforschung.de

Quelle: Deutsches Gesundheitsportal
Artikelbild: Pexels

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