Man liest es mittlerweile immer öfter: diejenigen, welche auf Facebook Gerüchte in die Welt setzen oder verbreiten, werden zur Rechenschaft gezogen.

Mimikama: Information

Und man muss sich dabei bewusst sein: es geht hier nicht um”Flüchtlinge” oder “rechts oder links”, sondern es geht um das Lügen um äußerst ernste Themen.

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(Screenshot: RP-Digital)

Und zu folgenden Gerüchten hat auch die Polizei nicht an klaren Worten gespart:

In einem relativen kurzen Zeitraum, sind fünf Mädchen zwischen acht und zehn Jahren auf dem Schulweg brutal entführt und vergewaltigt worden und mussten mit schweren Verletzungen in die OP des Krankenhauses Kleve eingeliefert werden. Zur Zeit werden diese Mädchen abgeschottet und sind in psychiatrische Behandlung.

(Zitat: LotharSchulte WordPress)

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Was hier in die Welt gesetzt wurde , konnte man in den letzten Tagen auch immer öfter auf Facebook lesen. Der Autor des Artikels nennt seine Quelle einen Whistleblower aus der medizinischen OP Abteilung aus Kleve und begründet die ausbleibende Nennung eines Namens damit, dass es ja eine Schweigepflicht gäbe. Mehr noch: man macht es sich direkt gemütlich und denunziert schon alle Personen, welche das negieren könnten, im Vorfeld als Lügner.

Dies trifft auf Polizei, Ärzte, Sanitätskräfte, kommunale Politiker und die örtliche Presse bzw. Medien zu. Also – brutales Stillschweigen!

(Zitat: LotharSchulte WordPress)

Somit fällt die Geschichte natürlich überall auf fruchtbaren Boden, wo man eh der Ansicht ist, das man belogen werde.

“Aber ich dachte, die Geschichte stammt aus dem Netzplanet”

Nun, auf der Seite Netzplanet hat diese Geschichte natürlich an Bekanntheit gewonnen, da sie dort 1:1 veröffentlicht wurde.  Der Netzplanet veröffentlichte diese Geschichte am 07. November 2015, was natürlich unheimlich Schwung in das Gerücht brachte, da hier die Reichweite des Inhaltes immens zugenommen hat.

So schreibt die RP:

Der Artikel über die angeblichen Vergewaltigungen in Kleve ist auf der für Falschmeldungen bekannten Website „Netzplanet“ veröffentlicht worden. In diesem Fall hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren, das die strafrechtliche Relevanz der Veröffentlichung prüft, eingeleitet. Auch der Staatsschutz ist involviert.

Dies stimmt nur teilweise und die ermittelnden Behörden sollten auch recht leicht den Ursprung finden, da er in dem genannten Artikel verlinkt ist. Es handelt sich bei der Quelle um einen Blog namens lotharhschulte.wordpress.com . Dieser veröffentlichte am 14. Oktober 2015 bereits unter dem (Caps-Lock) Titel “DIE STUMMEN SCHREIE DER LÄMMER” diesen Inhalt. Also geistert diese Geschichte bereits seit gut 4 Wochen durch das Netz.

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(Screenshot: lotharhschulte.wordpress.com )

Der Autor wohnt nach eigenen Angaben in Duisburg, somit wäre zumindest eine regionale Nähe gegeben. Er ist in der Szene auch nicht unbekannt und auch nicht erst seit gestern aktiv. So reichen Quellen über Schulte bis in das Jahr 1979 zurück, der Spiegel beschrieb einen Artikel in der Ausgabe 36/1979 mit folgender Überschrift:

NEO-NAZIS

Leiche fehlt

Im ersten Verfahren gegen Rechtsterroristen soll diese Woche das Urteil verkündet werden — gegen „Gauführer“ und Jung-PGs.

Polizei ermittelt, Anzeige der Stadt besteht

Die Stadt Kleve, allen voran die Bürgermeisterin Sonja Northing sind aktiv geworden. Man entnimmt der RP:

Wie ein Sprecher der Polizei auf Anfrage unserer Redaktion bestätigte, hat die Bürgermeisterin der Stadt, Sonja Northing, bereits Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Die frühere Leiterin des Sozial- und Jugendamtes der Stadt Kleve war wie viele andere Nutzer im Internet auf die Falschmeldung aufmerksam geworden.

Dementsprechend gibt auch die Polizei Kleve bekannt:

POL-KLE: Gerüchte zu Übergriffen auf Kinder im Klever Stadtgebiet

08.11.2015 – 11:30

Kleve (ots) – Offensichtliche Falschmeldung in sozialen Medien verbreitet

Die Klever Polizei hat am Wochenende mehrere Hinweise auf eine Veröffentlichung im Internet erhalten, in der über die angebliche Entführung und Vergewaltigung mehrerer Kinder durch Flüchtlinge in Kleve berichtet wird. Der Kreispolizeibehörde Kleve liegen keinerlei Hinweise darauf vor, dass die in dem Artikel behaupteten Vorfälle tatsächlich stattgefunden haben. Offenkundig handelt es sich bei dem Artikel um die gezielte Verbreitung eines falschen Gerüchtes. Ein Ermittlungsverfahren, das die strafrechtliche Relevanz der Veröffentlichung prüft, wurde eingeleitet.

Pressemeldung Polizei

Um es zu verdeutlichen:

Hier wird es vermutlich dem Verfasser der Falschmeldung an den Kragen gehen. Auf Facebook haben ebenfalls viele Nutzer bereits Abstand von der Teilung dieses Artikels genommen, um nicht ebenfalls in das Visier der Ermittler zu geraten, da auch der Staatsschutz  involviert ist.

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