Gestern Abend war ich für zwei Stunden aus. Einfach mal weg, ein Glaserl trinken. Schön war es, bis auf den Herrn vom Nachbartisch.

Es kann angenehm sein. Du sitzt in ruhiger Atmosphäre, leicht gedimmtes Licht. Auf dem Tisch steht eine Kerze, vor dir ein Glaserl Spritzwein, eine kleine Schale mit Nüssen, ein gutes Gespräch. Bis sich drei Herren an einen Nachbartisch setzten.

Da war es dahin. Die drei Herren, geschätzt 40 Jahre und aufwärts, unterhielten sich natürlich über das Thema Coronavirus. Wer macht das derzeit nicht, wenn man sich mit anderen Menschen trifft. Soweit auch irgendwie normal.

Genauso normal ist es auch, dass solche Gespräche häufig anders ausfallen, als wenn man öffentlich spricht. Doch einer der drei Herren vom Nachbartisch war besonders auffällig. Er war gefühlt der Oberverschwörer.

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Ich hatte das Gefühl, meine Arbeit hat mich eingeholt. Nur diesmal nicht auf irgendeiner Social Media Plattform, sondern in der Realität- Dieser Mann vom Nachbartisch hatte alle Geschichten parat und auch noch so viel Neues, was ich nicht kannte.

Er sprach von einer Maskenverschwörung, mit der wir alle ruhig gehalten werden sollen. Die Medien würden uns das alles nur verschweigen, damit wir gleichgeschaltet sind. Es kamen eine Menge Geschichten auf den Tisch, die wir bei Mimikama schon behandelt haben, die ich jedoch zumeist auf Social Media zu lesen waren.

Verschwörungen vom Nachbartisch

Doch nun kamen diese Geschichten vom Nachbartisch. Es ist das eine, wenn man Kritik am Coronavirus und den Coronavirusmaßnahmen ausübt. Ich selbst kritisiere viele Dinge, die als Maßnahmen immer wieder aufgestellt werden. Aber meine Kritik verläuft dahingehend, dass ich mi mit den Maßnahmen auseinandersetze und mich frage, wie diese entstanden sind und was sie bewirken sollen. So wie ich seit Beginn der Coronakrise auch immer schon gesellschaftliche und soziale Schäden der Maßnahmen im Blick hatte.

Doch der Oberverschwörer vom Nachbartisch war anders. Er war überzeugt von dem, was er sagte. Er setzte sich nicht mit den Problemen auseinander, sondern warf irre Geschichten in den Raum. Von absichtlich zurückgehaltenen Patenten auf das Coronavirus und Wernher von Braun (kein Scherz!), der bereits viele Lösungen parat hatte, was die Medien seit je her verschweigen.

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Es war ein großes Gemisch an Geschichten, die man sich immer so erzählt hat, die aber nie bewiesen wurden. All diese Stories brachte er in den Kontext des Coronavirus.

Und ich?

War es am Ende feige oder gehen mich die Privatgespräche anderer einfach nichts an? Häufig hatte ich das Gefühl, meine Lippe blutig beißen zu müssen, damit ich nichts sage. Aber auch ich habe irgendwann mal einen Feierabend, an dem ich zu gedimmtem Licht, einer Kerze, einem Glaserl Spritzwein und einer kleinen Schale mit Nüssen einfach mal ausspannen möchte. Wäre da nicht der Mann am Nachbartisch gewesen.

Symbolbild Nachbartisch, Artikelbild von SeventyFour / Shutterstock.com

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