Die Behauptung

„Göring behauptete bei den Nürnberger Prozessen, Angst könne Menschen unter jeder Regierung kontrollieren.“ Diese Aussage, oft online geteilt, findet jedoch keine Stütze in den Prozessprotokollen und beruht wahrscheinlich auf einem ähnlichen, außerhalb des Gerichts getätigten Kommentar.

Unser Fazit

Das vermeintliche Zitat Görings über Angst als Kontrollmittel, angeblich bei den Nürnberger Prozessen geäußert, ist nicht belegbar. Es scheint aus einem Gespräch mit Psychologe Gustave M. Gilbert zu stammen, thematisiert jedoch Kriegsunterstützung, nicht Angst. Dies betont, wie wichtig Quellenprüfung ist.

Ursprung des Falschzitats: Realität versus Internet-Folklore

Obwohl viele Online-Quellen immer wieder behaupten, dass Hermann Göring die besagten Worte bei den Nürnberger Prozessen gesprochen hat, weisen gründliche Untersuchungen und historische Aufzeichnungen darauf hin, dass dies nicht der Fall ist. Seine wirklichen Äußerungen, wie sie in verlässlichen Quellen dokumentiert sind, zeigen zwar eine ähnliche Denkweise, aber das verbreitete Falschzitat scheint ein Produkt von Fehlinformation und fehlinterpretierter Geschichte zu sein.

Screenshot eines angeblichen Göring-Zitates
Screenshot des angeblichen Göring-Zitates

Die Suche nach der Wahrheit: Was Göring wirklich sagte

Detaillierte Protokolle der Nürnberger Prozesse, die eine Fülle von Aussagen und Zeugnissen enthalten, bieten keine Beweise für das berüchtigte Zitat. Stattdessen finden wir eine Ähnlichkeit in Görings Äußerungen in einem privaten Gespräch, aufgezeichnet von Gustave M. Gilbert, einem amerikanischen Gefängnispsychologen, der mit Göring während der Prozesse interagierte. Dieses Gespräch offenbart Görings Ansichten über politische Macht und Manipulation, jedoch ohne die drastischen Formulierungen des viralen Zitats.

Falschinformation entlarvt: Expertenmeinung

Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) in München, eine renommierte Quelle für historische Forschung und Expertise, bekräftigt, dass das populäre Göring-Zitat nicht nachweisbar ist. Experten dort verweisen auf eine mögliche sinnentstellende Verwendung von Görings tatsächlichen Worten aus Gilberts „Nürnberger Tagebuch“. Sie betonen auch, dass die Idee, die Nationalsozialisten hätten „durch Angst das deutsche Volk zu ‚Sklaven‘ gemacht“, nicht mit der NS-Ideologie der „Herrenrasse“ vereinbar ist, was weitere Zweifel an der Authentizität des Zitats aufwirft.

Die Bedeutung korrekter historischer Darstellung

In einer Zeit, in der Informationen schnell verbreitet und ebenso schnell missverstanden oder aus dem Kontext gerissen werden können, betont dieser Fall die Bedeutung genauer historischer Forschung und verantwortungsvoller Mediennutzung. Das falsch zugeschriebene Göring-Zitat dient als lehrreiches Beispiel für die Art und Weise, wie Falschinformationen entstehen und sich verbreiten können, und unterstreicht die Notwendigkeit, Quellen kritisch zu hinterfragen und historische Ereignisse korrekt darzustellen.

Fazit: Lektionen aus der Vergangenheit für die Gegenwart

Die Kontroverse um das Göring-Zitat ist nicht nur eine Frage der historischen Genauigkeit, sondern auch ein Spiegelbild der Herausforderungen, denen wir in der Informationsflut des digitalen Zeitalters gegenüberstehen. Es unterstreicht die Bedeutung von Medienbildung und kritischem Denken bei der Bewertung von Informationen, die uns präsentiert werden. Nur durch eine fundierte und reflektierte Herangehensweise können wir die Fehler der Vergangenheit erkennen und vermeiden, dass sie unsere Gegenwart und Zukunft formen.

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Quelle: 

Falschzitat – Göring hat sich bei den Nürnberger Prozessen nicht in diesem Wortlaut geäußert
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