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Generationen im Umwelt-Check: Wer lebt nachhaltiger?

Ein vielfach geteilter Text behauptet, die Jugend von heute verschwende Ressourcen und erhebe dennoch den Anspruch der moralischen Überlegenheit. Was ist dran an den Behauptungen? Eine tiefgehende Prüfung.

Autor: Claudia Spiess

Die sozialen Medien sind voll von Behauptungen, die oft darauf abzielen, die Generationen gegeneinander auszuspielen. Eine dieser Behauptungen, die sich in letzter Zeit großer Beliebtheit erfreut, zielt auf die jüngere Generation ab und lobt die nachhaltigen Praktiken der älteren Generation. Die Botschaft scheint klar: „Wir Älteren haben nachhaltiger gelebt, während ihr Jungen mit eurem Konsumverhalten die Erde ruiniert“.

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Generationen im Umwelt-Check: Wer lebt nachhaltiger?

Es handelt sich um solche und ähnliche Beiträge:

“Ich bin Jahrgang XX
und muss mir Heute anhören, wir ruinieren der Jugend das Leben.
Ich muss Euch enttäuschen, denn in meiner Jugend wurde nachhaltig gelebt.
Strümpfe und Strumpfhosen wurden gestopft. An Pullover wurden längere Bündchen gestrickt. Hosen wurden mit bunten Borten verlängert. Zum Einkaufen und zur Schule musste ich mehrere Kilometer zu Fuß laufen, transportiert wurden die Einkäufe in einem Netz.

Wenn Kleidung nicht mehr brauchbar war, wurden alle noch verwertbaren Dinge wie Knöpfe oder Reißverschlüsse abgetrennt und der Rest für Flicken oder als Putzlappen genutzt. Geschenkpapier wurde vorsichtig geöffnet um es wieder zu verwenden.

Wir sammelten Altpapier und Flaschen mit der Schule und halfen bei der Kartoffelernte.

Ich könnte noch mehr dieser Art der Nachhaltigkeit aufzählen,
stattdessen muss man sich von Rotzlöffeln die sich mit dem SUV zu Schule kutschieren lassen, alleine wahrscheinlich einen 20 mal höheren Stromverbrauch haben als wir in unserer gesamten Jugend, sagen lassen, wir ruinieren Ihr Leben. Wir hatten keine elektronischen Spiele, unser WhatsApp waren Zettel unter der Bank in der Schule verteilt, wir verabredeten uns mündlich, Telefon gab es keins – das war für Notfälle gedacht.”

Facebook-Beitrag im Klartext (sic!)

Doch wie viel Wahrheit steckt in dieser Behauptung? Tauchen wir ein in die verschiedenen Aspekte der Diskussion und prüfen wir die Fakten.

Langlebigkeit der Kleidung

Einer der angesprochenen Punkte ist die Langlebigkeit und Reparierbarkeit von Kleidung in der Vergangenheit im Vergleich zur heutigen „Fast Fashion“-Mentalität. Es ist unbestritten, dass die Modeindustrie in den letzten Jahrzehnten exponentiell gewachsen ist. Laut Greenpeace hat sich die Bekleidungsproduktion zwischen 2000 und 2014 verdoppelt und die durchschnittliche Lebensdauer von Bekleidung ist gesunken. Es gibt jedoch auch eine wachsende Bewegung hin zu nachhaltiger und fairer Mode als Reaktion auf diese Trends.

Verwendung von Plastiktüten

Ein weiterer interessanter Punkt ist die Diskussion um Plastiktüten. Während im Text behauptet wird, dass Einkäufe früher in Netzen oder wiederverwendbaren Körben transportiert wurden, zeigt die Geschichte, dass die Plastiktüte in Deutschland Anfang der 1960er Jahre eingeführt wurde und ihr Verbrauch danach rapide anstieg. Die Tatsache, dass der Verbrauch von Plastiktüten in den letzten Jahren zurückgegangen ist, spricht für ein wachsendes Umweltbewusstsein.

Recycling-Praktiken

Der Text behauptet auch, dass das Recycling von Papier und Glas in der Vergangenheit weiter verbreitet war. Die Statistiken zeigen jedoch, dass die Recyclingquoten in den letzten Jahren gestiegen sind. Insbesondere die Recyclingquote für Altpapier ist von 40,2 % im Jahr 1990 auf 83,6 % im Jahr 2017 gestiegen.

Der Transport zur Schule

Die Kritik am „SUV zur Schule“ ist eine weitere Behauptung, die auf den Prüfstand gestellt werden muss. Die Statistiken zeigen, dass das Interesse am Individualverkehr bei Jugendlichen abnimmt. Die eigentliche Verantwortung für die Verkehrsmittelwahl liegt jedoch bei den Eltern und nicht bei den Kindern.

Energieverbrauch

Die Diskussion über den Energieverbrauch, insbesondere im Zusammenhang mit der Nutzung elektronischer Geräte, ist komplex. Der allgemeine Stromverbrauch pro Kopf ist in den letzten Jahrzehnten gestiegen, aber der Anteil der Informationstechnologie am Gesamtenergieverbrauch ist relativ gering.

Fazit: Generationen im Umweltschutz-Vergleich

Die Behauptungen, dass ältere Generationen nachhaltiger gelebt haben und die heutige Jugend die Hauptverantwortung für die Umweltprobleme trägt, sind stark vereinfachend und pauschalisierend. Die Realität ist komplexer und bedarf einer genaueren Untersuchung, die über bloße Schuldzuweisungen hinausgeht. Umweltbewusstsein und nachhaltige Praktiken sind nicht auf eine bestimmte Generation beschränkt, sondern sollten von allen gefördert und übernommen werden, um die Herausforderungen, vor denen unser Planet steht, wirksam anzugehen.

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