Kettenbriefe in WhatsApp: Lieb, betrügerisch oder doch bedrohlich?

Autor: Andre Wolf

Unser Kooperationspartner “Saferinternet” hat eine ausführliche Aufstellung zum Thema Kettenbriefe veröffentlicht: welche Arten von Kettenbriefe gibt es? Was wollen die einzelnen Briefe bezwecken? Wir kann man sich verhalten?

Saferinternet.at schreibt: nicht alle WhatsApp-Kettenbriefe sind gruselig oder betrügerisch. Es kursieren durchaus auch freundliche, die etwa als Freundschaftsbeweis weitergeschickt werden. Wir zeigen Beispiele und erläutern die Hintergründe.

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WhatsApp-Kettenbriefe als „Sozialbarometer“: Auch harmlos wirkende Kettenbriefe können sozialen Druck auf Kinder ausüben. Bild: Saferinternet.at

Früher kamen Kettenbriefe mit der Post. Später als E-Mail-Version waren und sind sie genauso lästig und teilweise sogar gefährlich (Viren!). Immer häufiger werden Kettenbriefe auch über WhatsApp versendet. Durch die einfache Art des Teilens verbreiten sich die Kettenbriefe innerhalb des Netzwerks wie ein Lauffeuer. Generell tauchen Kettenbriefe immer in Wellen auf, insbesondere zu Schulbeginn – irgendwann ebbt der eine Kettenbrief wieder ab und der nächste erscheint auf der Bildfläche. Viele Kettenbriefe sind eigentlich schon sehr alt und sind früher schon per E-Mail kursiert.

Kettenbriefe – Multiplikation als Ziel

„Schicke diese Nachricht an mindestens 10 Personen weiter“: Das Ziel eines jeden Kettenbriefes ist, dass der Inhalt möglichst viele Personen erreicht. Meist wird dies ausdrücklich verlangt und – sollte man dem nicht nachkommen – mit einer Drohungverknüpft. Doch nicht immer ist dies der Fall, denn manchmal heißt es etwas kryptischer: „Warne deine Bekannten“ oder „Wenn du das nicht willst, dann sag es weiter“ etc. Die meisten Kettenbriefe haben in irgendeiner Form eine Falschmeldung zum Inhalt. Manchmal dienen Kettenbriefe aber auch als Instrument zur Messung der eigenen Beliebtheit.
Wir stellen die wichtigsten Spielarten von WhatsApp-Kettenbriefen vor:

Der Klassiker: Die Warnung vor Gefahren

Egal, ob vor einem bösen Menschen oder einer Krankheit gewarnt wird –Ziel der Nachricht ist, dass sie schnell verbreitet wird und mit der Angst der Empfänger/innen spielt: „Ich kann etwas beitragen, damit weniger Menschen in Gefahr kommen.“ Ob die vermeintliche Gefahr nun stimmt oder nicht, wird gar nicht hinterfragt – Hauptsache, sie verbreitet sich. Geteilt werden solche Nachrichten übrigens von Jung und Alt. Dazu zählen auch angebliche Spendenaufrufe (z.B. Plasmaspenden), Warnungen vor Viren oder anderer Schadsoftware.

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Die Empörung: Zwischen Gerücht und Hass Posting

Derartige Meldungen sind saisonalen Schwankungen unterworfen und greifen oft Themen auf, die verängstigen sollen und aktuell in (Boulevard-)Medien zu finden sind. Sie richten sich gegen bestimmte Gruppen oder Phänomene (z.B. Tierquäler/innen, „Sozialschmarotzer“, Flüchtlinge, politisch Andersdenkende etc.). Oft werden reißerische Aufmachungen oder dramatische Bilder verwendet, die eigentlich gar nichts mit dem Thema zu tun haben oder völlig aus dem Zusammenhang gerissen sind.

Die Eventorganisation: „Am 23.9. ziehen alle pinke Oberteile an!“

Besonders bei Schüler/innen sind witzige Aktionen und Flashmob-ähnliche Events sehr beliebt. Oft werden solche Aktivitäten über WhatsApp verbreitet und dort wie wild geteilt. Inhaltlich dreht es sich meistens um das Tragen eines einheitlichen Outfits oder der Durchführung gemeinsamer Aktivitäten, welche während des Schulalltags eingeplant werden. Die die Organisator/innen hoffen natürlich, möglichst viele Leute für ihre Aktion zu begeistern.

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Der Angstmacher: Von Angst bis Panik

Bedrohliche Kettenbriefe, die Angst machen sollen, verbreiten sich besonders schnell. Dabei gibt es verschiedene Bedrohungsszenarien: Der Tod der Eltern, der eigene Tod oder das Erscheinen eines Monsters. Nicht selten wird der Effekt solcher Nachrichten durch Videos oder angehängte Audiodateien verstärkt, z.B. eine gruselige Computerstimme oder spannende Musik. Manchmal finden sich diese Gruselgeschichten auch als Video auf YouTube wieder und auch bei einer Google-Recherche finden sich vermeintliche „Beweise“ für die Echtheit dieser Stories. Ein Beispiel ist die Kunstfigur „Slenderman“, die ursprünglich als Kunstprojekt entstanden ist und schließlich Einzug in die Jugendkultur gehalten hat.

Der Klick-Köder: Clickbaiting – Der Drang, draufzuklicken

In die Kategorie Clickbaiting (Engl. „bait“ = „Köder“) fallen vor allem reißerische Inhalte, die mit dramatischen Bildern und sensationellen Bildunterschriften daherkommen und das Publikum dazu verleiten, auf einen Link zu klicken. Nach dem Klicken wird schnell klar, dass es die versprochenen Inhalte gar nicht gibt – oft fängt man sich damit Schadsoftware ein. Dies Sensationsnachricht fungiert also als „Köder“ zum Draufklicken.

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Der Sozialbarometer: „Du bist nur beliebt, wenn du viele Herzchen bekommst“

Diese Kategorie ist die direkte Fortsetzung der „Schokoladen-Kettenbriefe“ aus früheren Jahrzehnten: Eine Art Pyramidenspiel mit Schokoladentafeln, die an die besten Freund/innen verschickt werden sollen. In Wahrheit war das aber kein Gradmesser für die eigene Beliebtheit, sondern gab vielmehr Auskunft darüber, wie viele zahlungskräftige Freund/innen man hatte.

Auch heute ist nicht das nicht viel anders: Die erhaltenen Herzchen und Smileys haben nichts mit der eigenen Beliebtheit zu tun, sondern zeigen, wie viele Menschen im Freundeskreis jeden „Online-Blödsinn“ mitmachen.  Allerdings sollten diese Kettenbriefe nicht verharmlost werden, da sie auf Kinder und Jugendliche einen hohen sozialen Druckausüben können.

Der Gebühren-Schreck: Erhöhung der Gebühren/Löschung des Accounts

Immer wieder tauchen Kettenbriefe auf, die vor steigenden WhatsApp-Gebühren oder der Löschung des WhatsApp-Kontos warnen – mittlerweile gibt es solche Nachrichten in zahlreichen Variationen. Was alle gemeinsam haben: derWahrheitsgehalt ist gleich Null.

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Wem nutzt es eigentlich, wenn andere Angst bekommen oder Herzchen im Internet verteilt werden? Die Hintergründe von Kettenbriefen sind vielfältig: Macht auf andere ausüben, Langeweile oder fehlende Aufgaben, die Sinn stiften. Vielleicht möchte auch jemand nur testen, wie weit seine oder ihre kreativen Leistungen die Runde machen. Immer wichtiger wird auch die Funktion von WhatsApp-Kettenbriefen als „Sozialbarometer“: Wie beliebt bin ich in meiner Klasse oder im Freundeskreis? Ausschlaggebend dafür ist die Anzahl der Nachrichten, die von den anderen wieder zurückgeschickt werden. Achtung: Solche augenscheinlich harmlosen Kettenbriefe können auf Kinder einen hohen sozialen Druck ausüben!

Das Kettenbrief-Handy von Saferinternet.at: Wir zählen mehr als 20!

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Seit kurzem bietet Saferinternet.at die Möglichkeit, empfangene Kettenbriefe rund um die Uhr an ein eigenes Kettenbrief-Handy weiterzuleiten. Auf diese Weise kann Kindern die Angst vor möglichen Konsequenzen genommen werden, falls sie einen Kettenbrief nicht an ihre Freund/innen weiterschicken wollen. Der Clou: Bei Saferinternet.at lesen den Kettenbrief mehr als 20 Personen 😉 Auch uns ist damit geholfen – wir dokumentieren die Fälle und binden sie in unsere Aufklärungsarbeit mit ein.
So funktioniert’s: Einfach den Kettenbrief via WhatsApp an die Nummer 0660/ 213 54 23 weiterleiten (die Handynummer vorher in den eigenen Kontakten unter „Kettenbrief“ einspeichern).

Tipps für den Umgang mit Kettenbriefen

Wenn sich Kinder mit einem WhatsApp-Kettenbrief an Sie wenden, sollten Sie das auf jeden Fall ernst nehmen –  egal, welche Art von Kettenbrief es sich handelt. Kettenbriefe verbreiten sich in WhatsApp rasend schnell und können vor allem bei kleineren Kindern großen Ängste hervorrufen.

Wir haben Tipps , wie Eltern und Lehrende auf Kettenbriefe reagieren können.


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