Passierscheine für Krankenpfleger:innen in Wien wegen Blackout
Aktuell erhalten Krankenpfleger:innen in Wien vom Wiener Gesundheitsverband ein Schreiben im Zusammenhang mit einer Ausgangssperre bei einem Blackout. Nun fürchten einige, dass die Blackout-Gefahr viel größer sei als kommuniziert wird.
Autor: Claudia Spiess
Die Behauptung
Die Zusendung von Passierscheinen, die es Krankenpfleger:innen im Fall einer Blackout-Ausgangssperre erlaubt, außer Haus zu gehen, wird als Hinweis dafür angesehen, dass eine hohe Blackout-Gefahr in Wien besteht.
Unser Fazit
Dieser „Passierschein“ ist Teil des Krisenmanagements der Stadt Wien. Hier soll gewährleistet werden, dass Schlüsselarbeitskräfte, zu denen auch Krankenpflegepersonal gehört, im Falle eines Blackouts ihrer Arbeit nachgehen können. Dies ist nicht gleichzusetzen damit, dass die Stadt Wien in Kürze einen Blackout erwartet.
Das Schreiben, das als „Passierschein“ bezeichnet wird, trägt den Betreff: „Bestätigung der Unternehmung Wiener Gesundheitsverbund für Arbeitskräfte kritischer Infrastruktur bzw. in der Daseinsvorsorge im Zusammenhang mit einer Ausganssperre (sic!) bei einem Blackout“
„Hiermit wird bestätigt, dass die Mitarbeiter*in … folgende dringliche Aufgabe wahrzunehmen hat und im Rahmen der bestehenden Ausgangssperre in Österreich als Schlüsselarbeitskraft unseres Unternehmens gilt.
Text im Brief
Art der Aufgabe: Schlüsselpersonal Krankenpflege
[…]“
Diese Bestätigung erlaubt es Schlüsselarbeitskräften – wie in diesem Fall Bediensteten der Krankenpflege – bei einer Ausgangssperre außer Haus zu gehen, um ihre Arbeit erledigen zu können.
Da sich hier ein Tippfehler im Betreff findet, haben Nutzer die Echtheit angezweifelt. Das Schreiben ist jedoch echt, wie der Wiener Gesundheitsverband (Wigev) dem Standard bestätigte.
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Stichwort Krisenmanagement
Die Zusendung der Schreiben ist Teil des Krisenmanagements. Sie sind „Teil des normalen Prozederes im Rahmen des Krisenmanagements der Stadt Wien“, erklärte eine Sprecherin gegenüber dem Standard.
Krankenanstalten zählen zur kritischen Infrastruktur. Diese müssen zu jeder Zeit funktionsfähig bleiben und weitergeführt werden können.
Der Versand der Ausgangsbestätigungen ist allerdings nicht gleichbedeutend damit, dass in Kürze ein Blackout erwartet wird.
Aber warum kommt dieses Schreiben gerade jetzt?
Diese Fragestellung plagt einige, da sie hinter der Zusendung das Bevorstehen eines Blackouts vermuten.
„Vorsicht ist besser als Nachsicht“, pflegten unsere Omas bereits zu sagen, und genau so verhält es sich auch mit dem Krisenmanagement.
Sollte es je zu einem Blackout kommen, muss vorgesorgt sein. Es ist wichtig, dass Maßnahmen, die für die Fortführung kritischer Infrastruktur notwendig sind, bereits geplant sind. Es ist wichtig, dass auch das Personal dementsprechend instruiert wird, wie man sich in Notfällen verhalten muss. Auswirkungen und mögliche Einschränkungen müssen bedacht und in die Planung miteinbezogen werden.
Das Krisenmanagement der Stadt Wien beschäftigt sich schon lange mit verschiedensten Szenarien, die im Fall einer Strom-Mangellage auftreten könnten. Pläne werden aufgestellt, Übungen werden durchgeführt.
Krisenmanagement des Wiener Gesundheitsverbands
Der Wiener Gesundheitsverband ist Teil des Wiener Krisenmanagements und muss hier natürlich ebenfalls Vorkehrungen für mögliche Notfälle treffen. So auch die Zusendung der Ausgangsbestätigung für den Fall der Fälle.
Diese zu treffenden Vorkehrungen sind auch gesetzlich geregelt. Unter „Gesamte Rechtsvorschrift für Wiener Katastrophenhilfe- und Krisenmanagementgesetz, Fassung vom 15.02.2023“ finden sich auch Einsatzpläne für Krankenanstalten:
§ 4. (1) Die Rechtsträger von Krankenanstalten haben organisatorische Maßnahmen zur Ausweitung der Aufnahme- und Behandlungskapazitäten für den Fall eines Ereignisses gemäß § 2 Abs. 1 und 2 vorzusehen und entsprechende Einsatzpläne zu erstellen.
(2) Die Einsatzpläne sind bei Bedarf, zumindest aber alle drei Jahre, auf ihre Vollständigkeit zu überprüfen sowie erforderlichenfalls zu überarbeiten und auf den neuesten Stand zu bringen.
So wurden hier ebenfalls mehrere Szenarien durchgespielt, begonnen bei stundenweisen lokalen Stromausfällen bis hin zu einem mehrtägigen Blackout. Hiermit wird sichergestellt, dass getroffene Vorkehrungen auch den gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen entsprechen. Dazu gehört neben technischen Aspekten auch der organisatorische Ablauf. Und hierbei müssen logischerweise auch Pflegekräfte bedacht werden.
Fazit
Das Schreiben ist echt, es wurde vom Wiener Gesundheitsverband versendet und ist Teil des normalen Prozederes im Rahmen des Krisenmanagements der Stadt Wien.
Die Zusendung zum jetzigen Zeitpunkt ist allerdings nicht gleichbedeutend damit, dass Wien oder Österreich nun ein Blackout bevorsteht.
Viele kennen Feueralarm-Übungen in ihren Unternehmen. Und wohl kaum jemand vermutet deshalb, dass tags darauf ein Brand ausbrechen wird.
Quelle:
Standard, Krisenmanagement Stadt Wien
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