EKGs von Piloten in keinem Zusammenhang mit der COVID-Impfung

Eine Veränderung der EKG-Werte von amerikanischen Piloten wird momentan verstärkt als Beweis für Nebenwirkungen der Covid-Impfstoffe interpretiert. Bei dieser „Entdeckung“ handelt es sich aber um einen Mythos ohne Belege.

Autor: Nick L.

Die Behauptung

Die FAA hat ungewöhnliche Veränderungen von Pilot:innen bei EKGs ausfindig gemacht. Diese stehen im Zusammenhang mit der Impfung gegen Corona. Daraufhin hat die Behörde die „Grenzwerte“ stillschweigend so verändert, dass die Pilot:innen den Test bestehen und weiterfliegen dürfen.

Unser Fazit

Falsch! Generell gibt die FAA Änderungen am medizinischen Leitfaden für Pilot:innen öffentlich bekannt. Eine grundlegende Änderung wie behauptet liegt nicht vor, sondern lediglich bei einer leichten Herzrhythmusstörung wurden auf Empfehlung von Kardiologen Unterkategorien hinzugefügt. Diese Änderung steht in keinem Zusammenhang mit der Corona-Impfung.

Angebliche Entdeckungen oder Beweise über vermeintlich schlimme Folgen der Covid-19-Impfstoffe kursieren im Netz regelmäßig. Nun soll die US-Luftfahrtbehörde FAA ungewöhnliche Veränderungen bei Elektrokardiogrammen (EKGs) von Pilotinnen und Piloten gemessen haben, heißt es in diversen Facebook-Posts.

Screenshot der Behauptung
Screenshot der Behauptung

Ausgangspunkt der Behauptung ist ein amerikanischer Blogbeitrag. In diesem wird aus einer Änderung des Leitfadens für Flugmedizinische Sachverständige zitiert. „Stark erweitert“ wurde laut dem Autor der PQ-Höchstwert, der auf mögliche Herzrhythmuserkrankungen hinweisen kann. Diese Änderung sei demnach nach der Einführung der Coronaimpfung veranlasst worden und soll so, im Falle von Nebenwirkungen höhere PQ-Werte bei Pilot:innen zulassen, ohne dass sie als gesundheitsgefährdet eingestuft werden. Aus diesem Grund sei die Erhöhung des PQ-Wertes ein Beweis dafür, dass es vermehrt Nebenwirkungen von der Corona-Impfung gegeben hat.

FAA: „Keine Beweise“

Dass die Lockerung der Grenzwerte der EKGs daher stattgefunden hat, da sonst viele Piloten nicht mehr fliegen dürften, stimmt laut der FAA nicht. „Der FAA liegen keine Beweise für Flugunfälle oder Probleme vor, die von Piloten verursacht wurden, die angeblich an medizinischen Komplikationen im Zusammenhang mit Covid-19-Impfstoffen leiden“, so ein FAA-Sprecher der deutschen Presseagentur.

Piloten benötigen in den USA ärztliches Zeugnis

Piloten, die kommerzielle Linienflüge durchführen, benötigen in den USA ein ärztliches Zeugnis. Dazu müssen sie von einem Gerichtsmediziner untersucht werden. Im Laufe dieser Untersuchung wird unter anderem die Sehkraft und die geistige Verfassung der Piloten in den Fokus gerückt. Außerdem wird ab dem 35. Lebensjahr das erste Mal ein Elektrokardiogramm (EKG) als Ausgangswert genommen, welches ab dem 40. Lebensjahr dann jedes Jahr wiederholt wird.

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Behauptung der Änderung nicht richtig

Des Weiteren gilt die in dem Blogeintrag zitierte Änderung nicht für alle Herzerkrankungen, welche mit einem EKG diagnostiziert werden können. Stattdessen wird eine Reihe von Herzerkrankungen nach wie vor eingehend untersucht – dazu gehören zum Beispiel verschiedene Herzrhythmusstörungen. Die Vorgehensweise für jede Art von Herzrhythmusstörung ist von der FAA klar festgelegt.

Anders als also behauptet, gilt die Änderung bei den Untersuchungen der Pilto:innen nur für den atrioventrikulären Block (AVB) ersten Grades. Bei dieser Herzrhythmusstörung ist die elektrische Leitung zu den Herzkammern verzögert. Sie tritt vorwiegend bei älteren Menschen auf, kann aber vereinzelt auch Sportler betreffen. Nach Angaben der Herzstiftung handelt es sich dabei um die harmloseste Variante eines AV-Blocks.

Ein möglicher AVB wird durch die Messung des sogenannten PQ-Intervalls festgestellt. Es misst die Zeit, in der die elektrische Welle vom Vorhof in die Herzkammer geleitet wird. Diese Angabe wird in Millisekunden (ms) quantifiziert. Studien zeigen, dass ein PQ-Intervall von mehr als 200 ms auf einen atrioventrikulären Block ersten Grades hindeutet. Darauf bezieht sich auch der Blogbeitrag.

Änderung angekündigt im Oktober 2022

Bezüglich der Krankheit AVB gab es tatsächlich eine angeordnete Änderung des beschriebenen PR-Intervalls im Leitfaden für medizinische Prüfer der amerikanischen Luftfahrtbehörde. Der mittlerweile archivierte Leitfaden vom Juli 2022 zeigt auf Seite 86, dass ein AV Block ersten Grades ohne weitere Angaben erwähnt wird. Demnach ist einerseits die Diagnose zu dokumentieren und andererseits gegebenenfalls zusätzliche Tests durchzuführen. Also nur wenn Hinweise auf eine funktionelle oder strukturelle Herzerkrankung gefunden werden, wird der Fall an die FAA weitergeleitet. Im Anschluss daran wird entschieden, ob dem Piloten bzw. der Pilotin weiterhin ein ärztliches Zeugnis ausgestellt werden kann.

Bezüglich der Änderung des PQ-Wertes im Oktober letzten Jahres wurde der Schwellenwert für einen AV-Block ersten Gerades neu definiert. So wird unterschieden zwischen:

  • AV-Block mit einem PQ-Intervall von bis zu 300 ms
  • AV-Block mit einem PQ-Intervall von über 300 ms

Unterhalb des Schwellenwertes ist die Folgemaßnahme ähnlich wie zuvor. Bei einem Intervall von über 300 Millisekunden müssen nun standardmäßig mehr Tests durchgeführt und die FAA benachrichtigt werden.

Experte leitete Änderung ein – kein Zusammenhang mit Covid

Wie die FAA mitteilt, wurde die Erhöhung auf 300ms durch einen Experten eingeführt. Gegenüber der dpa heißt es: „Unsere kardiologischen Berater haben Informationen zur Verfügung gestellt, die zeigen, dass alles, was unter 300 ms liegt, keine weiteren Tests erfordert. Es wurde auch festgestellt, dass dies kein Risiko einer plötzlichen oder subtilen Einschränkung birgt.“ Die Änderung hat demnach also nichts mit möglichen Nebenwirkungen einer Corona-Impfung zu tun.

Auch wenn in diesem Fall nicht sofort weitere Tests erforderlich sind, soll der AV-Block ersten Gerades unter 300 ms weiterhin gemeldet werden.

Änderungen wurden öffentlich gemacht – nicht geheim gehalten

Jede aktuelle Version des Leitfadens wird veröffentlicht und erhält eine Reihe von Änderungen und Aktualisierungen, die in einer extra dafür vorgesehenen Liste kommuniziert werden. In diesem Fall war die Änderung der Kategorien im Falle eines AV-Blocks ersten Grades nur eine davon.

Eine Änderung gewisser Grenzwerte oder Ähnliches wird also durch die Behörde kommuniziert und ist nicht – wie behauptet – geheim.

Fazit

Bewertung: FALSCH
EKGs von Piloten in keinem Zusammenhang mit der COVID-Impfung

Generell gibt die FAA Änderungen am medizinischen Leitfaden für Pilot:innen öffentlich bekannt, diese werden nicht geheim gehalten.

Eine grundlegende Änderung wie behauptet liegt außerdem nicht vor. Lediglich bei einer leichten Herzrhythmusstörung wurden auf Empfehlung von Kardiologen Unterkategorien hinzugefügt. Diese Änderung steht allerdings wiederum in keinem Zusammenhang mit der Corona-Impfung.

Quelle:

DPA

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