„Plötzlich und unerwartet“ – Wie Todesanzeigen instrumentalisiert werden

Impfgegner lassen offensichtlich keine Möglichkeit aus, ihre Ideen zum Weltgeschehen mit tatsächlichen Begebenheiten zu vermischen. Auch vor Todesanzeigen wird nicht Halt gemacht.

Autor: Claudia Spiess

Die Behauptung

Impfgegner verbreiten Screenshots von Todesanzeigen der Universität des Saarlandes und der Stadt Stuttgart, um damit ihre Behauptung, eine Corona-Impfung kann „plötzlich und unerwartet“ zum Tod führen, zu stützen.

Unser Fazit

An den Folgen der Impfung zu sterben, ist nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums nahezu ausgeschlossen. Auch im Sicherheitsbericht des Paul-Ehrlich-Instituts gibt es keine Auffälligkeiten bei Todesfällen in Zusammenhang mit einer COVID-Impfung. Die Stadt Stuttgart hat nun Strafanzeige erstattet.

Das Jugendamt Stuttgart und die Universität Saarland sind nun aufgrund von Todesanzeigen in aller Munde. Von Impfgegnern werden diese verwendet, um zu „beweisen“, dass sich die Todesfälle nach Corona-Impfungen häufen.

Screenshots Facebook Beiträge zu Todesanzeigen
Screenshots Facebook Beiträge zu Todesanzeigen

„10 Professoren der selben Uni verstarben innerhalb von 5 Monaten,unter ihnen auch jüngere. Uni legte Wert auf durchgeimpften Lehrkörper.“ (sic!)

„Hier nochmal alle 6 Verstorbenen des Jugendamtes Stuttgart im Jahr 2022. Allein 4 Mitarbeiter diesen Monat, 2 davon am selben Tag verstorben!
Sollte soetwas nicht eigentlich ein Fall für die Kripo sein?
Unsere Theorie ist, dass all diese Mitarbeiter durch denselben Amtsarzt mittels derselben tödlichen Impf-Charge geimpft wurden.
( ……deshalb hat die Rentenkasse Überschuss. 😳)
Anmerkung:
1. WK: Rentenkassen waren gefüllt.
Viele Menschen kamen ums Leben.
2. WK: Das gleiche…..Diesmal: Rentenkasse gefüllt, viele wurden geimpft. 😳“ (sic!)

Strafanzeige der Stadt Stuttgart

Presseprecher Sven Matis äußert sich zu diesen Behauptungen auf Twitter.

Todesfälle von MitarbeiterInnen des Stuttgarter Jugendamts werden als Gedenkanzeigen in der „Stuttgarter Zeitung“ veröffentlicht. Daraus stammen nun die Screenshots, die mit dem Hashtag „ploetzlichundunerwartet“ mit der Corona-Impfung in Verbindung gebracht werden. Wie Sven Matis gegenüber t-online erklärte, hat dies nichts miteinander zu tun:

„Das Jugendamt habe 4.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, da sei es normal, dass es unter ihnen auch Sterbefälle gebe. Wir lassen uns nicht bieten, dass hier Verstorbene instrumentalisiert werden.“ 

Wie t-online weiters berichtet, hat die Leitung des Jugendamts bereits Drohanrufe erhalten. Die Stadt Stuttgart hat nun Strafanzeige wegen Volksverhetzung und der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener erstattet.

Wie in den Stuttgarter Nachrichten zu lesen ist, hat Matis in entsprechenden Tweets bereits die Strafanzeige angekündigt, woraufhin einige gelöscht wurden.

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Todesfälle – Universität des Saarlandes

Derselbe Zusammenhang zwischen Todesfällen und der Corona-Impfung als Verursacher wird bei verstorbenen MitarbeiterInnen der Uni Saarland hergestellt. Hier werden Screenshots von Sterbeanzeigen mit dem Kommentar „Uni legte Wert auf durchgeimpfte Lehrkörper“ in sozialen Medien verbreitet.

Traueranzeigen der Universität des Saarlandes werden nach jedem Semester veröffentlicht. Die DPA hat in einem Faktencheck dazu ältere Anzeigen (HIERHIERHIER und HIER) zum Vergleich herangezogen. Mit dem Ergebnis, dass sich keine Häufung in letzter Zeit erkennen lässt.

Fakten zu Corona-Impfstoffen

Corona-Impfstoffe werden seit ihrer Verabreichung von Impfgegnern immer wieder als gefährlich dargestellt. Laut dem Bundesgesundheitsministerium ist es jedoch nahezu ausgeschlossen, an den Folgen einer COVID-Impfung zu sterben.

Immer wieder werden vermeintliche Beweise für die Gefährlichkeit der Corona-Impfstoffe verbreitet. Doch an den Folgen der Impfung zu sterben, ist nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums nahezu ausgeschlossen.
Das Paul-Ehrlich-Institut ist mit der Überwachung und Analyse gemeldeter Nebenwirkungen beauftragt. Im Sicherheitsbericht des PEI ist nachzulesen, dass keine Auffälligkeiten bei Todesfällen aufscheinen, die mit einer Corona-Impfung in Verbindung gebracht werden könnte.

Fazit

Mimikama-Bewertung: UNBEWIESEN
"Plötzlich und unerwartet" - Wie Todesanzeigen instrumentalisiert werden

Die Behauptungen, dass die MitarbeiterInnen des Jugendamts in Stuttgart und auch der Universität des Saarlandes an den Folgen einer Corona-Impfung verstorben sind, sind unbewiesen.

Impfgegner sehen in der Veröffentlichung der Todesanzeigen wohl eine Chance, ihre Ansicht der Dinge unter die Menschen zu bringen. Dass sie hier im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen gehen, ohne Rücksicht auf trauernde Angehörige zu nehmen, führte im Fall der Stadt Stuttgart zu einer Strafanzeige.

Quelle:

t-online, Stuttgarter Nachrichten, DPA, Bundesgesundheitsministerium

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