Schattenprofile sind unsichtbare Spuren unserer Identität, die durch die sorglose Freigabe von Adressbüchern durch unsere Mitmenschen genährt werden. Ein einfacher Klick und unsere persönlichen Informationen werden zu Geiseln in den Händen von Big-Tech-Unternehmen.

Was sind Schattenprofile?

Ein Schattenprofil entsteht durch automatisierte Software-Verfahren, die ein Benutzerprofil einer real existierenden Person in einem Online-Sozialnetzwerk kreieren. Dabei ist die betroffene Person gar kein Mitglied des betreffenden Netzwerks, und meist entsteht ein solches Schattenprofil ohne ihr Wissen oder ihre Zustimmung. Die Systemsoftware des Sozialnetzwerks sammelt hierfür im Internet auffindbare Daten über die Person und bewahrt diese in der Gestalt eines Schattenprofils auf. Deutsche Datenschutzbeauftragte betrachten diese Vorgehensweise, insbesondere bei fehlender oder unzureichender Zustimmung der Betroffenen, als bedenklich.

Der Beginn einer unheilvollen Reise

Die Reise beginnt harmlos. Ein Freund, ein Familienmitglied beschließt, sein Adressbuch auf einer Social-Media-Plattform freizugeben, um alte Bekannte wiederzufinden. Doch dieser einfache Akt der Digitalisierung unseres sozialen Lebens lässt uns in ein Netz aus Unsichtbarkeit und Kontrollverlust gleiten. Unsere persönlichen Daten, die ohne unser Wissen geteilt werden, werden zu Bausteinen für Schattenprofile, die im Verborgenen existieren.

Ein unsichtbares, doch klares Bild

Die Tiefe der Schattenprofile ist erschreckend. Sie sind nicht einfach Sammlungen von Namen und Zahlen. Es sind vielmehr digitale Skizzen unseres Lebens, gezeichnet von den Forschern der Big-Tech-Unternehmen. Liane Wörner und David Garcia, zwei Stimmen aus der akademischen Welt, warnen uns vor der Dunkelheit, in die wir gezogen werden. Jedes Stück Information, das geteilt wird, fügt dem Bild mehr Details hinzu, und mit jedem Detail verschwindet unsere Anonymität ein wenig mehr.

„Schattenprofile sind aber keineswegs nur ein Facebook-Problem. Jedes soziale Netzwerk, das Kontaktinformationen sammelt, kann potenziell Schattenprofile erzeugen.“

DAVID GARCIA, PROFESSOR FÜR SOCIAL AND BEHAVIOURAL DATA SCIENCE

„In der Öffentlichkeit herrscht noch kein umfassendes Bewusstsein darüber, dass die Verteilung der eigenen Daten im Netz stets auch die Verteilung von Informationen über andere bedeutet. Meine Daten sind immer zugleich auch die Daten der Anderen.“

LIANE WÖRNER, PROFESSORIN FÜR STRAFRECHT, STRAFPROZESSRECHT, STRAFRECHTSVERGLEICHUNG, MEDIZINSTRAFRECHT UND RECHTSTHEORIE UND DIREKTORIN DES CENTRE FOR HUMAN | DATA | SOCIETY

Rechtliche Fesseln

Unsere Gesetzgebung befindet sich in einem Wettlauf mit der Zeit und versucht, mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt zu halten. Der bestehende Rechtsrahmen erweist sich als unzureichend, um uns vor der heimtückischen Bedrohung durch Schattenprofile zu schützen. Die Rechtswelt scheint machtlos gegenüber der Macht der Technologiegiganten, die weiterhin im Verborgenen agieren und unsere Daten nach Belieben manipulieren.

Der laute Ruf nach Gerechtigkeit

Die Frustration wächst und mit ihr der Ruf nach strengeren Maßnahmen gegen die Erstellung und Nutzung von Schattenprofilen. Die Menschen haben es satt, auf der digitalen Bühne ausgenutzt zu werden, und fordern Veränderungen, um ihre geraubte Privatsphäre zurückzugewinnen. Die Zeit drängt, der Bedarf an strenger Regulierung und Überwachung war noch nie so offensichtlich.

Gefahren für Nutzer

  1. Privatsphärenverlust: Durch die Erstellung von Schattenprofilen wird persönliche Information ohne unsere Zustimmung gesammelt und gespeichert.
  2. Datenmissbrauch: Die gesammelten Daten können von den Unternehmen für unterschiedliche Zwecke missbraucht werden, etwa für zielgerichtete Werbung oder Verkauf an Dritte.
  3. Identitätsdiebstahl: Schattenprofile können detaillierte Einblicke in unser Leben bieten, die von Kriminellen für Identitätsdiebstahl genutzt werden könnten.
  4. Profilierung und Diskriminierung: Schattenprofile können zur Profilbildung und möglicherweise zur Diskriminierung auf Basis von demografischen oder anderen Merkmalen führen.
  5. Unbewusste Offenlegung von Beziehungen: Die Verbindungen zwischen den Menschen können ohne ihr Wissen offengelegt werden, was persönliche oder berufliche Probleme verursachen könnte.
  6. Verlust der Anonymität: Auch wenn man sich entscheidet, soziale Netzwerke zu meiden, können die Aktivitäten von Freunden und Familie dennoch unsere Anonymität beeinträchtigen.
  7. Unkontrollierter Informationsfluss: Die Unfähigkeit, zu kontrollieren, wie und wo unsere Daten gespeichert und verwendet werden, schafft ein Umfeld des Misstrauens und der Unsicherheit.

Schutzmaßnahmen

  1. Bewusstsein schaffen: Informiere Freunde und Familie über die Risiken des Teilens von Adressbüchern und persönlichen Informationen auf Social-Media-Plattformen.
  2. Einschränkung der Freigabe: Beschränke, was du online teilst, und verwende die Datenschutzeinstellungen auf Social-Media-Plattformen, um zu kontrollieren, wer Zugang zu deinen Informationen hat.
  3. Verwendung von Datenschutz-Tools: Nutze Tools und Browser-Erweiterungen, die die Online-Privatsphäre erhöhen, beispielsweise VPNs und Tracker-Blocker.
  4. Überprüfung der App-Berechtigungen: Überprüfe und beschränke die Berechtigungen von Apps auf deinem Smartphone, insbesondere den Zugriff auf Kontakte und andere persönliche Informationen.
  5. Zweistufige Authentifizierung: Aktiviere die zweistufige Authentifizierung, wo immer möglich, um zusätzliche Sicherheit zu gewährleisten.
  6. Regelmäßige Kontenüberprüfung: Überprüfe regelmäßig deine Konten und die damit verbundenen Datenschutzeinstellungen, um sicherzustellen, dass sie auf dem neuesten Stand sind.
  7. Vermeidung von unbekannten Plattformen: Sei vorsichtig bei der Anmeldung bei unbekannten oder nicht vertrauenswürdigen Plattformen und Diensten.
  8. Ausbildung und Weiterbildung: Bleibe über die neuesten Datenschutzpraktiken und -technologien informiert, um deine Online-Privatsphäre effektiv zu schützen.

Fazit: Ein Schlachtfeld der Privatsphäre

Der Kampf um unsere Privatsphäre ist in vollem Gange, und Schattenprofile sind die ungebetenen Gegner in diesem digitalen Krieg. Es ist ein Weckruf für uns alle, wachsam zu sein und uns gegen die übermächtigen Technologiegiganten zu wehren, die unsere Daten für ihre Zwecke missbrauchen. Unser Recht auf Privatsphäre darf nicht in der Dunkelheit der Schattenprofile ertrinken, und der Kampf um die Kontrolle über unsere eigenen Daten beginnt jetzt.

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Quelle: https://www.campus.uni-konstanz.de/wissenschaft/die-daten-der-anderen-shadow-profiles

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