Wieder einmal wird 5G dafür verantwortlich gemacht, dass hunderte Vögel starben.
In Nord Wales in Großbritannien wurden im Dezember 2019 tatsächlich hunderte tote Vögel auf einer Straße gefunden. Die Meldung sorgte für einiges Aufsehen und wilde Vermutungen. Ganz vorne dran eine Seite, die sofort die Ursache ausgemacht haben will: Die Vögel starben „nahe einer 5G-Anlage“!
So zumindest die Behauptung, aber gehen wir doch mal den Artikel der Schweizer Seite „Legitim“ Schritt für Schritt durch, um deren Behauptungen zu überprüfen.
„Nicht schon wieder“?
Bereits die Überschrift bezieht sich auf eine Falschbehauptung. Im Artikel wird gesagt:
„Das traurige Ereignis erinnert stark an das Massaker von den Haag, als im Herbst 2018 zur selben Zeit und am selben Ort, wo 5G-Tests durchgeführt wurden, hunderte leblose Vögel vom Himmel fielen.“
Die toten Vögel
Tatsächlich wurden in Anglesey, einer Insel vor Großbritannien in Nord Wales, auf einer Straße in der Nähe von Bodedern die toten Vögel gefunden, wie unter anderem Sky News berichtete.
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„In der Nähe ist 5G“
Im Anschluss an den wahren Teil des Artikels will „Legitim“ nun seine Leser verwirren:
Anfang November verkündete die Daily Post: „Vodafone hat zum ersten Mal superschnelle 5G-Dienste in Nordwales eingeführt.“
Das ist zwar korrekt, doch ist Nord Wales recht groß. Laut dem Artikel der „Daily Post“ wird 5G in insgesamt 30 Orten Großbritanniens installiert werden, eines der Orte wird Llandudno sein, einer Küstenstadt in Nord Wales.
Nun werfen wir doch einfach mal einen Blick auf die Karte: Wo liegt Llandudno, und wo wurden die toten Vögel gefunden?
Die Entfernung beider Orte ist per Luftlinie rund 45 Kilometer.
Das zweite Beispiel
Als weiteres Beispiel eines „mysteriösen Vogelsterbens“ nennt „Legitim Tsawwassen in British Columbia, Kanada. Auch in diesem Fall pickte sich die Seite nur die Rosinen heraus, denn wurden zwar dort tatsächlich rund 50 tote Vögel gefunden, deren Tod wurde allerdings recht schnell geklärt:
Unter anderem „Surrey Now-Leader“ und „Vancouver is awesome“ berichteten, dass Rob Hope, Tierexperte im Delta’s Orphaned Wildlife Rehabilitation Society den Vogelschwarm sah, wie er anscheinend vor Raubvögeln flüchtete.
Der Vogelschwarm flog in einer „Welle“ über einen Damm auf der Flucht, der hintere Teil des Vogelschwarms zog quasi nicht rechtzeitig wieder hoch, so landeten die rund 50 Vögel mit voller Wucht auf der Straße, während der Rest des Schwarms weiter flog.
Tsawwassen als „gefährliches 5G-Testgelände“ zu beschreiben, treibt die Schwurbelei (Verzeihung, anders kann man es nicht mehr nennen) auf die Spitze. Der verlinkte Artikel stammt aus dem Jahr 2014 (nicht 2016, wie Legitim behauptet) und berichtet von „Mikrowellenstrahlung durch 4G“… also im Prinzip dasselbe, was heute über 5G behauptet wird.
Die weiteren Beispiele
Um es kurz zu machen: Auch die anderen Beispiele weisen nicht auf 5G-„Strahlung“ als Ursache hin.
In Draper, USA stieß der Vogelschwarm anscheinend gegen ein großes Objekt oder Fahrzeug, einige Vögel überlebten verletzt.
Die Bienen in Sierra Madre, Kalifornien starben ebenfalls nicht an 5G, dort ist nicht einmal 5G installiert.
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Gibt es denn 5G in Anglesey?
Kehren wir zurück nach Großbritannien, denn nun wäre nur noch zu klären, ob die Vögel in der Nähe von Bordedern denn nicht vielleicht doch an 5G starben.
Ein Sprecher von Vodafone UK verlautbarte:
„Wir können bestätigen, dass es in der Gegend von Bodedern kein Vodafone 5G gibt und auch keine Tests stattgefunden haben.“
Das wollen wir aber nochmal selbst überprüfen!
Boededern hat den Postcode LL65. Also schauen wir mal, wie weit die Entwicklung von 5G in der Gegend ist. Dies ist recht einfach möglich, indem man den Postcode eines Ortes in Großbritannien auf dieser Seite eingibt.
Das Ergebnis:
Fazit
Der Tod der Vögel in der Nähe von Bodedern wird immer noch geklärt. Fest steht bisher nur, dass die Vögel nicht vergiftet wurden und an einem Trauma und inneren Blutungen aufgrund eines starken Aufpralls auf den Boden starben. Einwohner vermuten die zeitweise recht starken Winde in der Gegend.
Staren-Expertin Prof. Anne Goodenough von der Universität Gloucestershire sagte, dass die Vögel eventuell auch von der nassen Straße, die die Sonne reflektierte, verwirrt wurden. Ähnliches habe sie bereits bei Schwänen und Gänsen beobachten können, die mit Sonnenkollektoren kollidierten, weil sie wie Seen aussahen.
Auf dem Twitter Account von Tim Troseddau, Mitglied eines Teams für ländliche Kriminalität und Tierschutz der Polizei Nord Wales, wurde ebenfalls über den Fall berichtet. Dort wird dann auch wahrscheinlich das endgültige Ergebnis der Untersuchungen erscheinen.
Eines steht aber eindeutig fest: Bei der Todesursache kann es sich nicht um 5G handeln!
Artikelbild: Shutterstock / Von Davide Bonora
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