Nein, der WHO-Direktor wurde nicht wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhaftet!

In bestimmten Kreisen ist man in heller Aufregung: Der WHO-Direktor soll verhaftet worden sein, und es wird schon gemutmaßt, ob das World Economic Forum „als Nächstes dran ist“. Schon peinlich, wenn man auf eine bekannte Fake News-Seite reinfällt…

Autor: Ralf Nowotny

Die Behauptung

Angeblich soll der WHO-Direktor d von Interpol verhaftet worden sein

Unser Fazit

Die Meldung kommt von einer hinlänglich bekannten Fake News-Seite, die echte Meldungen mit Satire und Fake News mischt, der WHO-Direktor wurde jedoch nachweislich nicht verhaftet.

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Hierzulande ist es relativ einfach, Satire- und Fake News-Seiten zu erkennen (auch wenn auch hier viele die deutlichen „Satire“-Hinweise übersehen). Anders ist es jedoch mit fremdsprachigen Seiten wie die „Vancouver Times“, denn diese Fake News-Seite enthält auch echte Artikel, die von anderen Seiten kopiert wurden – wozu jedoch die Behauptung, dass der WHO-Direktor wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhaftet wurde, nicht gehört!

Die Behauptung

Zumeist als Screenshot, aber auch als deutschsprachiger Artikel wird die Behauptung verbreitet:

Die Behauptung als Screenshot auf Facebook
Die Behauptung als Screenshot auf Facebook

Auch eine für Falschnachrichten bekannte deutschsprachige Seite (archiviert HIER) verbreitet die Behauptung und stützt sich als Quelle auf die bereits oben genannte und im Screenshot erkennbare „Vancouver Times“ (archiviert HIER).

MIMIKAMA
Die Falschbehauptung auf einer deutschsprachigen Seite, HIER archiviert

Demnach wurde der WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesus von Interpol verhaftet und säße nun wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord im Gefängnis.

Fehler Nr. 1: Das Datum

Der Artikel der „Vancouver Times“ erschien am 24. Juli. Klüger wäre es gewesen, das Datum immer auf den aktuellen Tag anzupassen, denn nur einen Tag später, am 25. Juli, gab der WHO-Direktor am Welttag der Ertrinkungsprävention eine öffentliche Erklärung ab (siehe HIER).

Fehler Nr. 2: Die Zuständigkeit

Angeblich sei der WHO-Direktor von Interpol verhaftet worden – was allerdings überhaupt nicht möglich ist. Wie Interpol selbst auf deren Webseite schreibt (siehe HIER), können sie nur sogenannte „Red Notice“ herausgeben, also die Polizei der verschiedenen Länder vor international gesuchten Flüchtigen warnen, sie selbst jedoch führen keine Verhaftungen durch und stellen auch keine Haftbefehle aus.

Somit ist eine Verhaftung durch Interpol gar nicht möglich. Es handelt sich um eine zwischenstaatliche Organisation, um die Zusammenarbeit nationaler Polizeibehörden zu stärken, aber nicht um eine Behörde mit solcherlei Befugnissen.

Fehler Nr. 3: Die Quelle

Fake News der „Vancouver Times“ begegneten wir bereits in der Vergangenheit:

Oftmals markiert die Seite ihre Artikel auch als Satire, bei Artikeln wie jenen über die angebliche Verhaftung des WHO-Direktors, wird mit besonderen Floskeln gearbeitet, wie „The mainstream media and big tech want to hide the truth“.
Doch der Blick in den Menüpunkt „Details“ (siehe HIER), der früher „Abous Us“ hieß, verrät ein wenig mehr:

„Die Vancouver Times ist die zuverlässigste Quelle für Satire an der Westküste. Wir schreiben satirische Geschichten über Themen, die Konservative betreffen.“

Quelle: Vancouver Times

Es handelt sich also nach eigenen Angaben um eine Satireseite, deren Artikel besonders Konservative empören sollen.

Fazit

Der Ursprungsartikel stammt von einer Seite, die dafür bekannt ist, echte Nachrichten, die von anderen Seiten kopiert wurden, mit möglichst empörenden Falschnachrichten zu vermischen, um sich einen seriöseren Anstrich zu geben.

Oftmals werden diese Artikel dann auch als Satire gekennzeichnet, doch in diesem Fall wurde darauf verzichtet, stattdessen aber unlogische Behauptungen („Interpol verhaftete den WHO-Direktor“) und übertriebene Sprache verwendet – was allerdings anscheinend zu feinsinnig für bestimmte Kreise ist.

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war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur
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