Faktencheck: Die Prozentwerte der aktuellen Corona-Infizierten
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Auf einem Sharepic werden die Prozentwerte der aktuell Infizierten in den einzelnen Bundesländern angegeben. Doch sind diese Werte auch akkurat?
Jenes Sharepic mit schwarzer Schrift auf gelbem Grund listet die einzelnen Bundesländer und sehr niedrige Prozentwerte der am 25. Mai 2020 mit dem neuen Coronavirus Infizierten auf, als Quelle der Zahlen wird das Robert-Koch-Institut (RKI) angegeben.
Um dieses Sharepic handelt es sich:
Die Intention dahinter: Die Prozentwerte sollen deutlich machen, wie gering doch die Verbreitung des neuen Coronavirus in Deutschland sei und es deswegen unverhältnismäßig ist, dass alle einen Mund-Nasenschutz tragen sollen.
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Die Quelle der Prozentwerte
Als Quelle wird das RKI angegeben, also schauen wir dort einfach mal nach. Dort sind zwar nicht diese Prozentwerte zu finden, jedoch eine Tabelle mit den Zahlen vom 25. Mai, die wahrscheinlich als Grundlage der Prozentwerte dienten.
Die Prozentrechnung
Update 12.06.2020
Mehrere Leserinnen und Leser wiesen uns darauf hin, dass die Werte anscheinend berechnet wurden, indem die Anzahl der bereits wieder Genesenen (Quelle beispielsweise die Berliner Morgenpost) und die Anzahl der Todesfälle von der Anzahl der Gesamtfälle abgezogen wurden, um die Anzahl der aktuell Infizierten zu errechnen.
Am Beispiel Hessen:
9.770 (Gesamtfälle) – 8.500 (Genesene) – 460 (Todesfälle) = 810 (Aktuell Infizierte)
810 geteilt durch 6.200.000 mal 100 = 0,013 Prozent
In der vorherigen Version des Artikels gingen wir davon aus, dass als Rechengrundlage anscheinend die Gesamteinwohnerzahl Deutschlands als Rechengrundlage genommen wurde, was zu ähnlichen Ergebnissen führt.
Sind die Zahlen für jene Rechnung geeignet?
Beim RKI finden sich in den jeweiligen Tabellen und Übersichten nur die Gesamtzahlen, die übermittelten Fälle und die Todeszahlen. Die exakten Zahlen lassen sich auch für einen aktuellen Tag nur äußerst grob ermitteln, da das RKI die Zahlen von den einzelnen Bundesländern bekommt, diese die Zahlen von den Gesundheitsämtern bekommen und jene Werte häufig mit einigen Tagen Verspätung ermittelt werden können.
Die Zahl der genesen Fälle lassen sich dadurch ebenfalls nur äußerst grob bestimmen.
Hinzu kommt noch die Dunkelziffer: Längst nicht jeder geht zum Arzt und lässt sich testen, alleine schon deshalb, weil der Krankheitsverlauf häufig nur milde verläuft oder kaum bemerkt wird – diese Leute gehen nicht in die Statistik ein, verbreiten das Virus aber weiter! Genauso meldet sich aber auch nicht jeder Kranke als wieder genesen.
Auf Anfrage von Correctiv bestätigt das RKI, dass es nicht ratsam ist, aufgrund der vorliegenden Zahlen die Zahl der aktuell Infizierten berechnen zu wollen, da unterschiedliche Faktoren jene Zahlen nur sehr grob wiedergeben: Unterschiedlich lange und schwere Krankheitsverläufe sorgen beispielsweise dafür, dass die Anzahl der Genesen nur grob geschätzt werden kann.
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Fazit
Laut dem RKI lassen sich die Zahlen nicht dafür verwenden, um die Anzahl der aktuell Infizierten zu berechnen, da diese zu ungenau sind: Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Fälle und die Anzahl der Genesenen sind unbekannte Faktoren, die nur geschätzt werden können, somit sind auch die Prozentangaben nur äußerst vage.
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