Mittlerweile ist die Corona-Pandemie fest in Deutschland angekommen. Vor kurzem hat der erste Landkreis seine Schulen auf unbestimmte Zeit geschlossen.

 

-Ein Gastbeitrag von Martin von der Kies-Media GmbH-

Und nun fragen sich alle Beteiligten wie es eigentlich um die IT-Infrastruktur an unseren Schulen steht? – Die Regierung hat den Digitalpakt für Schulen verabschiedet, aber irgendwie scheint sich an der Situation nichts zu ändern. Wir sehen uns die Situation einmal genauer an.

Der „DigitalPakt Schule“ von Bund und Ländern hat das Ziel die IT-Ausstattung der Schulen zu verbessern. Dafür stehen fünf Milliarden € zur bereit. Das macht rund 125.000€ pro Schulen. Aber irgendwie passiert trotzdem nichts an unseren Schulen?

Wer hat den eigentlich den Hut auf?

Laut Werbevideo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) soll die Initiative von den Lehrern einer Schule ausgehen. Was das Video aber verschweigt, ist die Altersstruktur unserer Lehrer: Die meisten Lehrer befinden sich im gehobenem Alter über 50 Jahre. Da könnte man auf die Idee kommen, dass das Interesse so „kurz vor Schluss“ noch mal ein Großprojekt zu starten bestenfalls optimistisch ist. Außerdem sind Menschen in diesem Alter ohne IT aufgewachsen und verfügen entsprechend (i.d.R) nur über geringes IT Wissen. Warum sollte ein Lehrer, der 30 Jahre ohne Internet, PCs, Whiteboards & Co. unterrichtet hat, nochmal alles Umwerfen? Die Motivation wird besonders angeregt, wenn man weiß, dass der Lehrer, der die Planung macht, das Ganze in seiner Freizeit, ohne irgendwelche Bezahlung machen soll.

Der Medienplan – das bürokratische Monster

Damit eine Schule die Förderung bekommt, muss sie einen sogenannten Medienplan, bestehend aus den Teilen: „Pädagogische Strategie“, „Technische Anforderungen“ und „Weiterbildungsplan für Lehrer“ einreichen.

Der pädagogische Plan müsste wie gesagt von irgendeinem Lehrer kostenfrei in seiner Freizeit erstellt werden und eine genaue Erläuterung enthalten, warum die beantragte IT an der jeweiligen Schule notwedig ist. Die technischen Anforderungen enthalten genaue Pläne was genau umgesetzt werden soll. Einen solchen Plan kann man aber nur mit fundiertem IT-Wissen erstellen. Da dieses Wissen in der Regel nicht vorhanden ist, müsste die Schule einen externen Planer beauftragen. Wenn man weiß, dass Schulen schon beim Aufstellen eines Getränkespenders oder der Finanzierung des Kopiergeldes überfordert sind, kann sich vorstellen wie es um die Vorfinanzierung externer Planer steht. Die Kosten für die Planung wird nicht vom Förderprogramm übernommen.

Der Weiterbildungsplan umfasst alle Maßnahmen, die Notwendig sind, damit die Lehrer ihre IT ordentlich nutzen können. Da das IT-Wissen der meisten Lehrer bei nahezu Null liegt, ist die Weiterbildung nicht mit einer „eintages Intensivschulung“ getan. Die Lehrer bräuchten eine mehrere Wochen dauernde Grundschulung, die neben den IT-Themen auch Themen rund um Datenschutz, Urheberrecht und Co. bedeutet. Wenn man Weiß, dass bereits jetzt ein sehr großer Teil aller Unterrichtsstunden aufgrund von Lehrermangel ausfällt, kann sich vorstellen, wie motiviert der Direktor ist, wenn er seine Lehrer zusätzlich zu umfassenden Weiterbildungen schicken soll.

Wie steht es eigentlich um unsere Schulgebäude

Die meisten Schulgebäude stammen aus einer Zeit, in der an Internet & Co. nicht zu denken war. Deshalb enthalten sie natürlich auch keine moderne Verkabelung, geschweige denn moderne Kabelschächte. Dadurch ist das nachträgliche Verlegen von Kabeln sehr aufwendig und damit teuer. Die Kosten für eventuelle Umbaumaßnahmen kann sich die Schule zwar vom Projektträger zurückerstatten lassen, allerdings schmälert das natürlich das IT-Budget erheblich.

Eine Alternative zur Verkabelung wäre WLAN. WLAN funktioniert leider in den meisten Schulgebäuden nicht gut, weil diese aus dickem Stahlbeton bestehen. Ein weiteres Problem besteht darin, dass insbesondere der Betrieb eines großen Wlans (für mehrere hundert oder tausend Schüler) einen erfahrenen Administrator erfordert, der das WLAN (insbesondere die Sicherheit) ständig kontrolliert. Die laufenden Kosten für die zukünftige Wartung ist nicht teil des Förderprogramms, sondern müsste von den (klammen) Kommunen getragen werden.

Das letzte Hauptproblem liegt in der Internetanbindung unserer Schulen. Meist verfügt das Sekretariat über einen haushaltsüblichen DSL-Anschluss. Wenn es aber darum geht mehrere Klassen parallel das Arbeiten mir Lern Apps zu ermöglichen, ist DSL wenig geeignet. Jede Schule bräuchte einen Glasfaseranschluss. Diese zu bekommen ist schwierig. Zum einen bietet nicht jeder Netzbetreiber überhaupt die Möglichkeit an, und falls er sie anbietet, dann zu horrenden Preisen.

Fazit: Digitalpakt

Bund und Länder haben erkannt, dass das jahrelange Kaputtsparen unserer Schulen keine Dauerlösung ist. Jetzt wird versucht mit enormem Geldeinsatz die Schulen auf ein modernes Fundament zu heben. Leider ist der DigitalPakt praktisch kaum zu gebrauchen. Bürokratie, keine Verantwortlichen und völlig ungeeignete Schulgebäude machen es den Schulen nicht leicht die Digitalisierung voranzutreiben.

Autor: Martin arbeitet bei einer Firma für Softwareentwicklung in Suhl und beschäftigt sich in seiner Freizeit mit vielen Themen rund um Datenschutz, IT-Ehtik und generell alles, was den den Informatiker glücklich macht.
Artikelbild: Shutterstock / CrispyPork

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