BioNTech und die Corona-Impfung – Kein Auftauchen aus dem Nichts


Autor: Ralf Nowotny
Datum: 15. Dezember 2020

BioNTech und die Corona-Impfung - Kein Auftauchen aus dem Nichts
BioNTech und die Corona-Impfung - Kein Auftauchen aus dem Nichts

Ein kurzer Text über die Firma BioNTech und den Corona-Impfstoff findet Anklang bei Pandemie-Zweiflern. Doch vermischen sich dort Halbwahrheiten und Unwahrheiten.

Es ist verständlich: Nicht jeder kann alle Nachrichten verfolgen, man kann unmöglich immer über alles informiert sein. Ein kurzer Text über BionNTech und über die Corona-Impfung offenbart somit auch ganz gut, dass Zweifel und Empörung, gepaart mit Halb- und Nichtwissen, leider den meisten Anklang finden, da dort Fragen aufgeworfen werden, die mit ein wenig Suche leicht zu beantworten wären.

Jener Text, der kopiert und immer neu gepostet wird, bekommt viel Zustimmung:

BioNTech und der Corona-Impfstoff
BioNTech und der Corona-Impfstoff

Bei verschiedenen Nutzern zeigt sich, dass der Text, 6.900mal, 9.000mal und 3.700mal geteilt wurde.
Der Text im Wortlaut:

„Seit 1990 wird weltweit an RNA-Impfstoffen getestet, doch kein einziger hat je eine Zulassung erhalten. WELTWEIT!!!
Jetzt kommt eine Firma Namens Biontech hierher, die vor einem halben Jahr keine Sau gekannt hat, und stellt innerhalb von wenigen Monaten einen RNA-Impfstoff her, der durchgewunken wird. Übrigens… Es ist der erste Impfstoff überhaupt von Biontech.
RNA-Impfstoffe sind Gen-Manipuliert. Keiner will Gen-Saatgut und genveränderte Tiere, doch jetzt sollen sie in unseren Körper? Das ist doch Wahnsinn!!!
Ganz abgesehen von dem was nebenbei noch so alles läuft, sollte dies doch als absolutes Warnsignal dunkelrot am Hirnkastl leuchten.“
Im Folgenden gehen wir die Behauptungen einzeln durch.
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Seit wann wird an RNA-Impfstoffen geforscht?

Bereits seit 1990 wird an RNA- und DNA-Impfstoffen geforscht (siehe HIER). Damals berichtete Jon A. Wolff et al. von der University of Wisconsin erstmals über Forschungen an Mäusen, die mRNA in die Muskel injiziert bekamen.

Bekamen RNA-Impfstoffe noch nie eine Zulassung?

Falsch. Nur für Menschen gab es bisher keine RNA-Impfungen. Dies war bisher auch nicht nötig, da  es bereits wirkungsvolle Impfstoffe gegen schlimmsten Krankheiten gibt.

Seit 2008 aber gibt es beispielsweise einen DNA-Impfstoff für Katzen gegen Tollwut, seit 2006 für Hunde, ebenfalls gegen Tollwut (siehe HIER).

Zwischeneinschub: DNA- und RNA-Impfstoffe

Oben schrieben wir bereits von RNA- und DNA-Impfstoffen, doch wo liegt der Unterschied?
Bei beiden Impfstoffen produziert der Körper selbst die Antigene, die geimpfte Person erhält quasi mit der Impfung einen Bauplan für den Körper, wie ein Teil eines Virus aussieht, damit dieser wirksam bekämpft werden kann (siehe HIER).

Bei DNA-Impfstoffen wird der Bauplan erst in ein kleines, ringförmiges DNA-Molekül eingebaut, welches in die Körperzellen eindringt und im Zellkern in mRNA umgeschrieben wird. die mRNA verlässt dann den Zellkern und übersetzt im Zytoplasma das entsprechende Antigen.

RNA-Impfstoffe sind da ein wenig einfacher: die notwendige mRNA muss nicht erst produziert werden, sondern befindet sich bereits in der Impfung. Allerdings ist die mRNA sehr empfindlich, weswegen sie nicht direkt „nackt“ in der Impfung ist, sondern wird durch spezielle Eiweißmoleküle stabilisert. In den Zellkern tritt sie gar nicht ein.

BioNTech „kannte keine Sau“?

Durchaus möglich, wenn man sich nicht gerade mit der aktuellen Krebsforschung befasst. Seit 2008 jedoch ist das Unternehmen des Mainzer Mediziner-Ehepaars Uğur Şahin und Özlem Türeci aktiv in der Entwicklung von Krebs-Medizin uns vielen anderen Bereichen tätig, beispielsweise der Erforschung von mRNA-Therapien, Zelltherapien und Antikörpern (siehe HIER).

Mit dem ersten Auftauchen des neuen Coronavirus konzentrierte sich das Ehepaar auf dessen Erforschung und der Entwicklung eines wirksamen Impfstoffes. Ausführlich berichtete z.B. die Morgenpost (siehe HIER) über die Entstehung und das Wirken des Unternehmens.

RNA-Impfstoffe sind genmanipuliert?

Das wird jetzt überraschend kommen, doch alle Impfstoffe sind im gewissen Sinne genmanipuliert. In normalen Impfstoffen finden sich nämlich genetisch abgeschwächte Versionen der Viren, die vom Immunsystem bekämpft werden sollen.

In der RNA-Impfung hingegen befindet sich, einfach ausgedrückt, ein Bauplan eines Spikes, also eines der Stachel des neuen Coronavirus, welcher vom Körper dann gebaut und vom Immunsystem als Fremdkörper erkannt und bekämpft wird.

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Fazit

Richtig an dem Text ist, dass seit 1990 an RNA-Impfstoffen geforscht wird. Jene gibt es auch seit einigen Jahren bereits, bloß halt bisher noch nie für Menschen.

Auch korrekt ist, dass es sich um den ersten Impfstoff des Unternehmens handelt, allerdings hat BioNTech auch die entsprechende Erfahrung mit mRNA, um den Impfstoff entwickeln zu können. Von „Durchwinken“ kann aber wirklich keine Rede sein, da Unternehmen weltweit an Impfstoffen arbeiten und diese auch exzessiv getestet werden.

Ansonsten aber beweist der Text nur viel Halb- und Nichtwissen über die Firma und den kommenden Corona-Impfstoff.

Weitere Quellen: nature, Taylor Francis Online, Science Direct, Vetenary Research, CDC

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