In bestimmten Kreisen wird der Angriff Russlands auf die Ukraine als „Befreiungsaktion“ angesehen, und die wildesten Behauptungen aufgestellt, um Putins Aggression zu verteidigen. Da wird beispielsweise behauptet, dass unter Tschernobyl Gänge mit gefangenen Kindern gefunden wurden, die Ukraine ein wichtiger Knotenpunkt der Mächtigen sei und die Verbrennung eines nachgebauten Turms zu Babel der Beweis sei, dass Russland in Wahrheit gegen die „New World Order“, die „Neue Weltordnung“ dieser Mächtigen kämpfe.

Die Behauptungen

Geteilt wird das Video von Reichsbürgern:

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Ungeimpften, die sich als „politisch verfolgt“ bezeichnen:

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und Nutzern, die auf fast jeden Verschwörungsmythos anspringen:

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Auch auf YouTube wird es verbreitet, und natürlich auf diversen QAnon-Kanälen auf Telegram:

Behauptungen auf Telegram zu dem brennenden Turm zu Babel
Behauptungen auf Telegram zu dem brennenden Turm zu Babel

Zusammenfassend wird behauptet, dass eine ominöse Organisation, wahlweise als die Illuminaten, die Kabbala oder einfach nur „die da oben“ bezeichnet, eine neue Weltordnung erschaffen wolle. Der biblische Turmbau zu Babel sei der Versuch der Menschheit gewesen, Gottes Platz einzunehmen (also wie die Kabale/Illuminaten/etc. versuchen, die Menschheit zu regieren), doch Gott zerstörte den Turm, so wie in Russland nun die Nachbildung des Turms verbrannt wurde, um den anstrebenden Weltherrschern symbolisch zu zeigen, dass sie den Plan verhindern werden.

Aus Sicht dieser Kreise ist also Putin der Retter der Menschheit, der mit dem Angriff auf die Ukraine den ersten Schritt unternimmt, um die Pläne der „Neuen Weltordnung“ zu durchkreuzen.

Warum ein Turm zu Babel verbrannt wurde

Vom 28. Februar bis 6. März 2022 fand in Russland das traditionelle Masleniza-Fest statt, ein ursprünglich heidnisches Fest, an dem vor Beginn der orthodoxen Fastenzeit noch einmal ausgiebig gefeiert wird, vergleichbar mit dem Karneval hierzulande.

Auch in Nikola-Lenivets, einem Kunstpark rund um einem kleinen Dorf in der Region Kaluga, wird Masleniza gefeiert, allerdings mit einer Besonderheit: Seit 2001 wird zum Ende des Festes eines der Kunstwerke in dem Park verbrannt.

Dieses Jahr wurde der Turm zu Babel der jungen Architektin Ekaterina Polyakova ausgewählt. Sie baute den Turm in dem Park im Rahmen eines offenen Wettbewerbs, welches Kunstwerk verbrannt werden wird. Und sie erklärt sogar selbst auf einer Künstlerseite, warum sie sich für dieses Bauwerk entschied:

„Der Turmbau zu Babel wurde wegen der Zwietracht zwischen den Menschen und ganzen Nationen nie vollendet. Der aktuelle […] dient als modernes Symbol für dieselbe Zwietracht. Die Ereignisse im Zusammenhang mit der Pandemie haben zu neuen Konflikten und Zusammenstößen geführt.“

Das Kunstwerk symbolisierte also ursprünglich die gesellschaftlichen Konflikte, die während der Corona-Pandemie entstanden sind. Die Verbrennung sollte das Vernichten dieser Konflikte symbolisieren.

Wenige Tage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine äußerte sich auch der Nikola-Lenivets-Kunstpark zur Verbrennung des Turms zu Babel auf Instagram:

„Als wir ihn bereits gebaut hatten, veränderte sich die Welt. Es wurde deutlich, wie aktuell die Geschichte vom Turmbau zu Babel heute noch ist. Die biblische Geschichte beschreibt perfekt, was wir am meisten fürchten sollten: dass Menschen, die von Stolz getrieben sind, einander nicht mehr verstehen.

Wenn wir den Turm von Babel in die Flammen werfen, hoffen wir, dass jeder von uns die Kraft findet, mit anderen Frieden zu schließen. Lasst uns aneinander festhalten.

Auf einer russischen Architekturseite finden sich noch viele weitere Bilder des brennenden Turms zu Babel.

Fazit

Eine geheime Symbolik, die die Vernichtung einer „Neuen Weltordnung“ darstellen soll, steckt mitnichten hinter der Kunstaktion, sondern der Wunsch, dass Konflikte begraben und Frieden geschlossen wird.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)