Die NATO kann einem schon leidtun: Wenn man den Berichten auf einschlägigen deutschen Seiten (archiviert HIER und HIER und HIER) sowie dem russischen Staatsmedium Sputnik (archiviert HIER) glauben möchte, müssen die Mitarbeiter Laptops von 2008 verwenden, auf denen angeblich sogar Pläne für Angriffe der Ukraine gegen die Halbinsel Krim, den Donbass und Russland gespeichert seien.
Bei genauerem Hinsehen handelt es sich jedoch um eher plumpe Kriegspropaganda.
Die Fotos und Behauptungen
Diese werden nicht nur in den oben verlinkten Artikeln geteilt, sondern natürlich auch auf sozialen Netzwerken wie Twitter:
In den Artikeln wird zudem behauptet, dass sich auf dem Laptop Geheimdienstdokumente befanden, die besagen, dass die Ukraine plante, am 8. März die Halbinsel Krim, den Donbass und Russland anzugreifen – und dies mithilfe der NATO!
Ein genauerer Blick auf das Laptop
Anhand der Fotos ist erkennbar, dass es sich, sollten die Fotos echt sein, tatsächlich um ein Laptop aus NATO-Beständen handelt.
Auf den Fotos ist erkennbar, dass es sich um ein Lenovo R500 handelt, welches von 2008 bis 2010 produziert wurde. Für heutige Verhältnisse hat es eher sehr bescheidene Hardware mit standardmäßig 2 GB RAM und vorinstalliertem Windows Vista, einige Modelle hatten aber sogar einen Fingerabdruck-Scanner.
Der Niederländer David van Weel, Generalsekretär der NATO für neu entstehende Sicherheitsherausforderungen, amüsierte sich dann auch eher über die Behauptungen, dass dies ein aktuelles Laptop der NATO sei.
Wollt ihr auch einen NATO-Laptop?
Kein Problem, solange es für euch in Ordnung ist, mit wirklich alten Modellen zu arbeiten, die auch ganz sicher keine Geheimdienstinformationen mehr auf der Festplatte haben.
Beispielsweise gibt es bei dem Unternehmen VEBEG immer wieder einmal alte Hardware aus NATO-Beständen zu kaufen (siehe HIER). In der verlinkten Beschreibung steht sogar wörtlich „Die von der VEBEG angebotenen Waren werden im Namen und für Rechnung der NATO (Agenturgeschäft) verkauft“.
Auf der Seite befindet sich auch ein Link zu einer PDF-Datei mit Bildern der angebotenen Hardware. Hier eines der Fotos:
Auf den Fotos ist gut zu erkennen, dass beispielsweise einige Monitore und Laptops sogar noch Aufkleber mit einer NATO-Kennnummer haben.
Fazit
Das Alter des Laptops und die Tatsache, dass von der NATO ausgemusterte Hardware frei käuflich ist, sogar noch mit Aufklebern darauf, deuten darauf hin, dass sicherlich kein aktuelles NATO-Laptop mit Geheimdienstinformationen erbeutet wurde, sondern es sich schlicht und einfach um eher plumpe Kriegspropaganda handelt, um den Angriff auf die Ukraine ein weiteres Mal zu rechtfertigen.
Erstaunlich auch, dass sich außer einem russischen Staatsmedium keine internationale, seriöse Presse mit dem angeblichen Fund beschäftigte, nicht einmal der Kreml, denn wenn es tatsächlich Beweise gäbe, dass die Ukraine wirklich Russland mit Hilfe der NATO angreifen wollte, würde es ein mediales Erdbeben geben!
Doch der einzige „Beweis“ ist ein 12 bis 15 Jahre altes, von der NATO ausgemustertes Laptop.
FAKE NEWS BEKÄMPFEN
Unterstützen Sie Mimikama, um gemeinsam gegen Fake News vorzugehen und die Demokratie zu stärken. Helfen Sie mit, Fake News zu stoppen!
Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)
Mit deiner Hilfe unterstützt du eine der wichtigsten unabhängigen Informationsquellen zum Thema Fake News und Verbraucherschutz im deutschsprachigen Raum
INSERT_STEADY_CHECKOUT_HERE
Mehr von Mimikama
Mimikama Workshops & Vorträge: Stark gegen Fake News!
Mit unseren Workshops erleben Sie ein Feuerwerk an Impulsen mit echtem Mehrwert in Medienkompetenz, lernen Fake News und deren Manipulation zu erkennen, schützen sich vor Falschmeldungen und deren Auswirkungen und fördern dabei einen informierten, kritischen und transparenten Umgang mit Informationen.