Die Hacker-Gruppe Squad303 hat ein Tool gebaut, mit dem du Menschen in Russland kontaktieren kannst.
Die Hacker-Gruppe Squad303 hat ein Tool gebaut, mit dem du Menschen in Russland kontaktieren kannst.

Über ein Online-Tool sollen weltweit Weg bereits 30 Millionen Nachrichten via Whatsapp, E-Mail, SMS oder andere Wege an Privatpersonen verschickt worden sein, so zumindest das Hacker-Kollektiv Squad303. Diese Nachrichten enthielten Fakten zum Ukraine-Krieg in der Ukraine.

Unzensierte Inhalte?

Die polnische Hacktivisten-Gruppe Squad303, die mit Anonymous in Kontakt steht, hat ein Onlinetool konzipiert, dass gezielt die Versuche des Kremls aushebeln soll, die Presse- und Informationsfreiheit durch Verbote von sozialen Plattformen und offener Zensur von Inhalten z.B. durch das neue Mediengesetz, zu verhindern (HIER).

Auf der Webseite 1920.in können Nutzer vorgefertigte und bereitgestellte Texte in russischer Sprache nutzen, um sie als Textnachricht per Zufallsgenerator als SMS, Whatsapp & Co.an russische Mobilnummern zu versenden. Unter anderem werden die Empfänger aufgefordert, die herrschende Zensur zu umgehen. Über gängige Übersetzungstools wie Google Translate oder Deepl lassen sich die vorgefertigten Nachrichten zur Eigenkontrolle auch in die eigene Sprache übersetzen. Unter wird der Text eines offenen Briefes von Wissenschaftlern und Journalisten verwendet, die sich gemeinsam gegen den Krieg stellten.

Die Mission von Squad303

Auf der Homepage der Seite steht in Englisch : (HIER):

Wir, die Völker der Welt, haben eine Botschaft an die russische Nation.

Eine Nation, die einen hohen Preis für die schändliche Entscheidung des Diktators Putin zahlen muss, eine unabhängige Ukraine mit Streitkräften anzugreifen. Die gemeinsame Aktion aller Staaten der freien Welt als Antwort auf Russlands Aggression wird zum Zusammenbruch des gesamten Landes führen.

Allerdings kennen fast 150 Millionen Russen nicht die Wahrheit über die Ursachen und den Verlauf des Krieges in der Ukraine. Sie werden mit den Lügen der Kreml-Propaganda gefüttert. In Russland gibt es keine freien Medien und das Internet wird zensiert.

Jeder von uns hat die Möglichkeit, eine direkte Botschaft an die Bewohner dieses versklavten Landes zu übermitteln.
Squad303 stellt Ihnen ein Tool zur Verfügung, mit dem Sie von Ihrem Telefon aus Textnachrichten direkt an zufällig ausgewählte Russen senden können.

Lassen Sie sie die Wahrheit wissen. Zeigen Sie ihnen die Macht der freien Welt!

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
MIMIKAMA

Gigantische Datenbank mit Kontaktdaten

Das Wallstreet Journal berichtet, dass sich die Hacker dazu Zugang zu rund 140 Millionen russischer E-Mail-Adressen und zu 20 Millionen Mobilnummern verschafft haben (HIER). Wie genau, darüber schweigt sich das Kollektiv aus. Zum Vergleich: Russland hat aktuell ca. 145 Millionen Einwohner (HIER).

Dabei ist die Anwendung für die Nutzer denkbar einfach. Nach der grundsätzlichen Entscheidung für das Format (SMS, Mail, Whatsapp etc.) einfach auf Senden gehen. Dann erfolgt eine Weiterleitung in die eigenen Messengerdienste oder Mail-Clients, von denen aus dann die Nachricht verschickt wird. Zurück auf der Webseite einfach per Zufallsgenerator eine neue Nummer auswählen lassen und die nächste Nachricht schicken. Das Tool wählt dann völlig zufällig eine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse aus und verschickt das gewählte Kontaktformat und die vom Nutzer gewünschte Nachricht.

MIMIKAMA
Quelle: https://wa.1920.in/

30 Mio Nachrichten = 30 Mio russische Bürger

Glaubt man Squad203, die in Verbindung zum Hackerkollektiv Anonymous stehen, sollen bislang schon etwa 30 Millionen WhatsApp-Texte, E-Mails und SMS über das Online-Tool an russische Privatpersonen verschickt worden sein. Gestartet wurde die Webseite am 6. März 2022 (HIER).

Ursprünglich waren weltweit Menschen aufgerufen worden, durch Google-Bewertungen Informationen über den russischen Angriff auf die Ukraine nach Russland zu senden, um so die Menschen, die durch die Informationssperren des Kremls nicht das volle Bild der Situation in der Ukraine gewinnen konnten, zu erreichen und wachzurütteln (HIER).

Durch die Sperren vieler ausländischer Internetdienste, sind solche Wege zunehmend verschlossen. Google wird seitens der russischen Regierung attackiert, Drohungen gegen russische Bürger zu verbreiten. Eine sehr zeitnahe Sperre steht im Raum.

Hier ist das polnische Hacktivisten-Kollektiv ins Spiel gekommen und haben sich einen alternativen Weg überlegt, wie Privatpersonen in der freien westlichen Welt russische Bürger kontaktieren können, denen eben nicht mehr alle Wege der Kommunikation und Information zur Verfügung stehen.

Da die Nachrichten von den persönlichen Konten der Nutzer versandt werden, besteht grundsätzlich die Möglichkeit, auch eine Antwort zu erhalten und in einen direkten Austausch mit russischen Bürgern zu treten (HIER). Wie genau sich dieser gestaltet, bzw. ob die Kontaktaufnahme freundlich goutiert wird oder nicht, dass muss jeder für sich ausprobieren.

Warum 1920.in?

Bleibt noch die Frage, warum die Webseite heißt, wie sie heißt: 1920.in.

Hierzu liegen keine weiteren Informationen seitens Squad303 vor, doch ein Blick in die Geschichte drängt eine Lösung auf.

Die Ukraine erlangte 1917 im Zuge der Februar- und Oktoberrevolution ihre Unabhängigkeit. Bis sie 1920 als unabhängige Republik nach dem Einmarsch der Roten Armee wieder aufgelöst wurde und der Sowjetunion einverleibt wurde. Dies könnte ein möglicher Hintergrund für die Namenswahl sein. Dafür spricht auch die Domain „.in“. Üblicherweise ist dies die Länder-Domain für Indien. Die aktuelle Situation hat aber keinerlei Bezug zu Indien. So könnte man auf den Gedanken kommen, sie wurde hier verwendet, um das Thema Unabhängigkeit = Independence hinzuweisen. Diese Überlegungen sind reine Spekulation, machen aber vor dem aktuellen Kontext durchaus Sinn (HIER).

Fazit

Mit dem Online-Tool der Hacktivisten von Squad303 kann jeder Nachrichten in russischer Sprache an zufällig ausgewählte russische Bürger senden, um sie über die Vorgänge in der Ukraine aufzuklären. Damit wird die Zensur des Putin-Regimes aktiv umgangen und die Menschen können Informationen erhalten, die Putin ihnen durch Zensur und Verbote von regimekritischen Medien vorenthalten möchte. Der Name der Website soll möglicherweise auf das Jahr 1920 verweisen, als die Ukraine bereits einmal durch einen russischen Einmarsch ihre Unabhängigkeit verloren hat.


Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)


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