Wer sich online selber mobbt, weist zudem eine um neun bis 15 Mal höhere Wahrscheinlichkeit auf, später tatsächlich einen Suizidversuch zu unternehmen. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung der Florida Atlantic University (FAU), die das Phänomen der „digitalen Selbstverletzung“, dem immer mehr junge Menschen zum Opfer fallen, erstmals wissenschaftlich untersucht hat.

Sorgen um mentale Gesundheit

„Wir haben einen starken Zusammenhang zwischen der digitalen Selbstverletzung und der Neigung zum Suizid gefunden. Die Forschung weiß bereits, dass traditionelle Formen der Selbstverletzung wie Schnittwunden, Verbrennungen oder Schläge mit Suizidabsichten und -versuchen in Verbindung stehen. Die digitale Variante ist aber noch unerforscht.“

erklärt Sameer Hinduja, Professor an der School of Criminology and Criminal Justice der FAU und Co-Direktor des Cyberbullying Research Center. Erstere werde definiert als das Online-Posten oder Teilen von schädlichem Content, den jemand meist anonym über sich selbst im Netz verbreitet, betont der Experte.

Suizid ist in der Altersgruppe der 10 bis 19-Jährigen die zweithäufigste Todesart. Übertroffen wird das in den Statistiken nur durch unbeabsichtigte Todesfälle wie beispielsweise einen Autounfall.

„Gesetzgeber, Bildungsinstitutionen und andere wichtige Akteure müssen sich zunehmende Sorgen um die sich verschlechternde mentale Gesundheit der heutigen Jugend machen, die einen immer größeren Teil ihres Lebens online verbringt. Das Phänomen der digitalen Selbstverletzung muss daher stärker in den Fokus von Forschung und praktischer Arbeit rücken.“

so Hinduja.

Ergebnisse als „ernstes Warnsignal“

Die Ergebnisse seiner Untersuchung sieht der Wissenschaftler als „ernstes Warnsignal“. So geben etwa bereits rund neun Prozent der Heranwachsenden in den USA an, dass sie schon einmal selbst schädliche Inhalte über sich im Internet verbreitet haben. Weitere fünf Prozent gestehen, sich selbst anonym beleidigt und heruntergemacht zu haben. Ganz acht Prozent geben auch zu, bereits ernsthaft an Suizid gedacht zu haben, während 5,3 Prozent tatsächlich auch einen entsprechenden Suizidversuch hinter sich haben.

„Diese Zahlen zeigen, dass es dringend notwendig ist, dass im Gesundheitswesen ein Umdenken stattfindet und man sich auch mit digitalen Selbstverletzungen beschäftigen muss, wenn man die darunterliegenden mentalen Probleme von Jugendlichen angehen will. Eltern und Erziehungsberechtigte müssen ihre Kinder überzeugen, dass sie für sie da sind, wenn sie Hilfe brauchen und bei Problemen helfen können, die sich später als digitale Selbstverletzung manifestieren können.“

meint Hinduja.

Artikelbild: Pexels
Quelle: PT

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