Die Behauptung

Fotos und ein Video sollen beweisen, dass Schauspieler in der Ukraine als Opfer mit Kunstblut geschminkt worden waren, um der westlichen Welt blutige Bilder zu liefern.

Unser Fazit

Die Fotos und das Video stammen von einem Fotografen der Associated Press. Sie zeigen Verwundete nach Raketenangriffen am 10. Oktober in Kiew. Die Verletzungen und auch das Blut sind echt.

Am 10. Oktober wurde Kiew durch einen Raketenregen bombardiert. Bilder und Videos zeigen Opfer der Angriffe. Blutverschmierte Gesichter, Rettungskräfte vor Ort. Und natürlich auch Fotografen, die diese zeitgeschichtlichen Bilder festhalten.

Opfer sind angeblich geschminkte Schauspieler

Nun wird in sozialen Medien das Gerücht gestreut, es handle sich um Schauspieler, die für die Fotos geschminkt wurden. Kunstblut sei verwendet worden, wie in diesem Facebook-Beitrag behauptet wird:

Screenshot Facebook "Kunstblut bei Schauspieler:innen" in der Ukraine
Screenshot Facebook „Kunstblut bei Schauspieler:innen“ in der Ukraine

Auch über Telegram wird diese Meldung verbreitet: „Wie Kiew neue Falschaussagen über „russische Bombenopfer“ für die westlichen Medien fabriziert“

MIMIKAMA
Screenshot Telegram

Auch Twitter darf nicht fehlen. Hier postet eine „prominente unabhängige Analystin und Medienexpertin“, wie Maria Dubovikova in ihrem Profil angibt.

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Auf der Suche nach dem Foto

Wir werden rasch fündig und finden ein Foto der Frau, deren Kopf bandagiert ist. Der Verband ist im Kinnbereich mit Blut vollgesogen, auch auf ihrem Shirt findet sich ein großer Blutfleck. Das Foto wird auf der Seite waz.de in den News zum Ukraine-Krieg gezeigt:

MIMIKAMA
Screenshot Foto waz.de

Hier ist der Fotograf angeführt: Efrem Lukatsky/AP/dpa
Dieser äußert sich auf Facebok zu dem Tweet von Maria Dubovikova:

Facebook

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„Sie beschuldigen mich, die Welt mit meinen Fotos zu täuschen. Viele Anfragen und Anschuldigungen. Sie sagen, dass es nach dem Angriff auf Kiew keine Opfer gab.“

Efrem Lukatsky auf Facebook

Mehrere seiner Fotos der verletzten Frau finden sich auf der Seite von AP Images HIER, HIER und HIER. Auch ist es auf der Seite von Associated Press zu sehen.

Miese Falschbehauptungen

Dass man schlimme Geschehnisse wie auch den Krieg in der Ukraine am liebsten nicht wahrhaben möchte, versteht sich hoffentlich von selbst. Dass man allerdings Fakten verdreht und hier unterstellt, das Schrecken und das Leid nur inszeniert werden, spricht eine andere Sprache. Eine Sprache, die wir nie so ganz nachvollziehen können.

Das Factchecking-Team von DW kontaktierte den Fotografen Lukatsky und erhielt die Information, dass die Fotos der Verwundeten am 10. Oktober in Kiew an der Kreuzung Zhylianska und Lva Tolstogo aufgenommen wurden.

„Bei der Ankunft sahen wir Menschen, die an einer Wand standen und denen geholfen wurde. Sie wurden von Ärzten und auch Militärs medizinisch versorgt. Das war die erste Szene, die wir gedreht haben. Außer mir waren einige Journalisten mit Kameras dabei. Insgesamt, würde ich sagen bis zu 10 Personen.“

Efrem Lukatsky

Lukatsky fotografierte nicht nur, sondern nahm mit seinem Handy auch ein Video auf. Jenes Video, das nun in sozialen Medien viral geht, ist ein ca. 13 Sekunden langer Ausschnitt daraus. Im Original des Videos hört man, wie die Frau über Kopfschmerzen klagt.

Verletzungen nicht geschminkt

In einem Video des ukrainischen Senders 1+1 wurde ein Beitrag mit eben jener Frau auf den Fotos gemacht. Ihr Name ist Oleksandra Kyselyova. Sie war am 10. Oktober auf dem Weg zu einem Tierheim, als sie verletzt wurde. Hier sieht man immer noch ihre Verletzungen, von denen einige auch genäht werden mussten.

MIMIKAMA
Screenshot Video 1+1

Unter anderem erzählt sie auch, dass ihre Schwester in Russland ihre Verletzungen sehen sollte, damit sie weiß, dass derartige Angriffe in der Ukraine tatsächlich stattfinden.

Fazit

Hier waren keine Schauspieler vor Ort, die für Fotos geschminkt wurden, um „der westlichen Welt blutige Bilder zu liefern“.

Die Angriffe sind echt, die Raketen in der Ukraine sind echt, die Verletzungen sind echt.

Sämtliche Meldungen, dass es sich hier um eine Inszenierung handelte, sind miese Falschbehauptungen.

Quelle:

dw.com, waz.de, AP News
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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
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