Covid rückwärts? Nein, „Divoc“ ist kein hebräisches Wort!
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Die heutige Prise Antisemitismus wird euch präsentiert von Leuten, die eine Verschwörung mittels Google Translate aufdeckten: „Divoc“ sei ein hebräisches Wort.
Gewisse Personen auf Telegram-Kanälen sind es unter anderem, die die Corona-Pandemie irgendwie mit einer jüdischen Weltverschwörung in Verbindung bringen wollen. Einer davon spielte anscheinend mit Google Translate herum und deckte die „Verschwörung“ auf:
Covid rückwärts geschrieben, also Divoc, sei das hebräische Wort für „Spaltung“ und bezeichne die Besessenheit durch einen bösen Geist.
Sowohl als Text, als auch als Sharepic wird die Behauptung verbreitet:
„Divoc“ soll also auf Hebräisch „Spaltung“ bedeuten und sei zudem in der jüdischen Mythologie die „Besessenheit durch einen bösen Geist“.
Was sagt Google Translate?
Um die Geheimnisse des Lebens, des Universums und des ganzen Rests herauszufinden, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Einen mächtigen Computer bauen, der diese errechnet, oder Google fragen!
Da die großen Verschwörer immer drauf hoffen, dass findige Google-Nutzer ihre Geheimnisse aufdecken, haben sie ihre Rätsel ganz einfach gemacht, beispielsweise indem sie scheinbar das hebräische Wort für „Spaltung“ einfach rückwärts schreiben! Ha, wie genial!
Die Auswahl „Hebräisch“ ist dabei übrigens erzwungen, denn Google Translate erkennt das Wort als Rumänisch, und da bedeutet es „scheiden lassen“ – woraus sich aber nicht so gut ein Verschwörungsmythos stricken lässt.
Statt „divoc“ schlägt uns Google Translate דיבוק vor, was im Hebräischen „(von einem bösen Geist) besessen“ bedeutet und „Dibbuk“ ausgesprochen wird. Dibbuk ist auch die direkte Bezeichnung für einen bösen Totengeist, der in die Körper von Lebenden eintritt, die sich daraufhin irrational verhalten.
Was sagen Hebräisch-Experten?
Von Divoc zu Dibbuk – das ist schon ein ziemlicher Sprung, und man muss schon um eine Menge Ecken denken, um daraus einen Verschwörungsmythos zu basteln. Was sagen denn Experten zu der Behauptung, dass „Covid“ einfach nur eine Umkehrung des hebräischen Wortes „Divoc“ sei?
Die Kollegen von AFP fragten dazu Martin Rösel, Akademischer Oberrat für Hebräisch und Altes Testament an der Theologischen Fakultät der Universität Rostock. Dieser antwortete ihnen deutlich, dass es ein hebräisches oder jiddisches Wort „divoc“ nicht gibt.
Jener böse Totengeist könne auch „unter keinen Umständen für das hebräische dbq oder Ableitungen wie Dibbuq stehen“.
Die Kollegen von dpa fragten Stefan Schorch, Professor für Bibelwissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie studierter Hebraist, und der wurde noch deutlicher:
„Ein Wort „Divoc“ existiert im Hebräischen nicht und nach den Lautgesetzen des Hebräischen könnte es nicht einmal theoretisch gebildet werden“
Der einfache Grund: Im Hebräischen Alphabet gibt es kein“v“. Auch die Hinleitung zu dem Wort „Dibbuk“ sei falsch, da ein doppeltes „b“ hart ausgesprochen wird, es wird keinesfalls wie ein „v“ oder ein „w“ ausgesprochen.
Viktor Golinets, Professor für Hebräische Sprachwissenschaft an der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, bestätigte gegenüber dpa die Erklärung Stefan Schorchs und ergänzte, dass der Google Translate-Vorschlag דיבוק auch keinen Sinn ergibt, da die zugrundeliegende Wortwurzel „anhaften, ankleben“ bedeutet, also das exakte Gegenteil von „Spaltung“.
Fazit
Liebe Verschwörungsmythiker,
wenn es wirklich eine große (jüdische) Weltverschwörung gäbe, welche die gesamte Menschheit mit einem Virus heimsucht: Glaubt ihr denn allen Ernstes, dass sie Dinge wie die Namensgebung so simpel „verschlüsseln“ würden, dass jedem gelangweilten Nutzer um 3 Uhr nachts die Lösung dank Google so in den Schoß fällt?
Also nein: Das Wort „divoc“ existiert im Hebräischen überhaupt nicht, und der Vorschlag von Google Translate für eine eventuelle Wortalternative ist genauso sinnlos. Dies sollte eigentlich jeder von Google kennen, wenn die Suchmaschine manchmal vollkommen sinnlose Wortalternativen vorschlägt.
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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell
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