Der weiße Kleintransporter mit dem Kennzeichen VS-DF XXX
Autor: Tom Wannenmacher
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Im Moment fährt mal wieder ein weißer Kleintransporter auf Facebook herum (warum sind solche eigentlich immer weiß?) und dieser verunsichert wieder einmal die Facebook-Community. Veröffentlicht wurde das Foto von einem sehr jungen Facebook-Nutzer der als Statusbeitrag folgendes veröffentlicht hat:
Wenn ihr dieses Auto sieht ruft die Polizei! Der verschleppt Kinder! Das war am Humboldt! Bitte teilen!
Hier der Statusbeitrag auf Facebook
(Das Kennzeichen, sowie die Profilfotos und Nutzernamen, haben wir verpixelt)
GLEICH VORWEG MÖCHTEN WIR ERWÄHNEN, DASS ES KEINE BESTÄTIGUNG GIBT, DASS DIESER ABGEBILDETE KLEINTRANSPORTER KINDER VERSCHLEPPT. LAUT EIGENER AUSSAGE DES JUNGEN HANDELT ES SICH HIERBEI NUR UM EINE VERMUTUNG!
Nachdem wir die ersten Anfragen erhalten haben, haben wir recherchiert – haben aber keine Pressemeldung o.ä. gefunden.
Wir haben mit der Ersteller des Beitrages Kontakt aufgenommen und haben den Jungen diverse Fragen dazu gestellt.
Fazit des Gespräches war, dass dieser Kleintransporter angeblich in Humboldt und in Stockach unterwegs gewesen sei, der immer um die Mittagszeit vor der Berchenschule stand.
Auf die Frage woher er das Foto habe, haben wir als Antwort bekommen, dass eine Freundin von Ihm das Foto gemacht habe und sie nun der Meinung sind, dass es sich um diesen Bus handelt, denn es sei auch schon in den Nachrichten gekommen.
>> Wann- und welche Nachrichten das gewesen sind, könne er mir nicht mehr sagen und es handelt sich nur um eine Vermutung!
Auszug des Chats: (1:1 Kopie)
Tom (ZDDK): 01.10.2013 21:06
Hallo XXX
Weiß du mit Sicherheit, dass der Halter des Autos mit dem Kennzeichen VS-DF XXX, so wie von dir angegeben Kinder verschleppt bzw. wie kommst du zu dieser Aussage. Worauf schließt du, dass hier Kinder verschleppt werden?Der Junge: 01.10.2013 21:07
Ich weis es nicht und der war nur am Humboldt und an der berchenschule beides Schule und der wartet da daher denke ich der ist an irgendeiner Schule mittags ist eine Vermutung
Weil da so viele Kinder sind wie auf dem Bild war dies am Humboldt. War in den Nachrichten.Tom (ZDDK): 01.10.2013 21:07
Kannst du mir noch bitte sagen, in welchen Nachrichten dies gesendet wurde?Der Junge: 01.10.2013 21:08
Weis ich nicht mehr…
Die Sendung Aktenzeichen xy könnte es sein weis ich aber nicht mehr.
Zeitgleich haben wir auf der Webseite von suedkurier.de einen interessanten Bericht gefunden, der ebenfalls am 1.10.2013, also an jenem Tag an dem wir auch das Gespräch mit dem Jungen hatten, veröffentlicht wurde.
Auszug:
Gerüchte haben keinen Wahrheitsgehalt
Stockach – In sozialen Netzwerken kursierten seit dem Wochenende Gerüchte, wonach ein mysteriöser Transporterfahrer junge Mädchen verfolgen würde. Konkret wurde ein Vorfall in Stockach genannt.
Wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt, hatte ein 15-jähriges Mädchen von dem Erlebnis berichtet. Als sie am Freitagmorgen um 6.20 Uhr zum Bahnhof lief, drosselte der Fahrer eines Transporters offenbar sein Tempo. Auf Höhe des Mädchens angekommen, kurbelte er das Fenster herunter. „Die beiden wechselten aber kein Wort“, erklärte Fritz Bezikofer, Pressesprecher der Polizeidirektion Konstanz, „das Mädchen lief davon.“
Als die Mutter der Jugendlichen von dem Vorfall erfuhr, postete sie in dem sozialen Netzwerk Facebook einen Aufruf. Darin warnte sie vor dem unbekannten Fahrer und bat diejenigen, die ähnliche Erlebnisse gemacht hätten, sich bei ihr zu melden. Die Polizei gibt jedoch Entwarnung. „In diesem Fall führen wir die Tatsache, dass der Fahrer bremste und die Fensterscheibe herunterkurbelte auf den doch auffälligen und aufreizenden Kleidungsstil der 15-Jährigen zurück“, so Fritz Bezikofer…
Link zum vollständigen Artikel: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/stockach/Geruechte-haben-keinen-Wahrheitsgehalt;art372461,6332303
Einen Tag davor, also am 30.9.2013, gab es eine Pressemitteilung der Polizeidirektion Tuttlingen wo es auch um das Thema “Gerüchte um angeblichen Kinderfänger” ging.
PD Tuttlingen 1. Pressemitteilung vom 30.09.2013
(Landkreis Tuttlingen – Kolbingen – Heuberg) Polizei dementiert Gerüchte um angeblichen Kinderfänger und warnt vor Hysterie – Verhaltenstipps der PolizeiLandkreis Tuttlingen
Kolbingen – HeubergPolizei dementiert Gerüchte um angeblichen Kinderfänger und warnt vor Hysterie – Verhaltenstipps der Polizei
Hartnäckig haben sich örtlich bezogen auch im Landkreis Tuttlingen Gerüchte um einen ominösen Unbekannten gehalten, der angeblich generalstabsmäßig Kinder in sein Auto, Kleinbus oder anders Fahrzeug ziehen und entführen würde – die Polizei dementiert.
Bereits mehrfach gingen bei der Polizei Mitteilungen ein, wonach ein oder mehrere Männer Kinder angesprochen hätten und diese angeblich in Autos oder andere Fahrzeuge zerren wollten. Die Polizei nimmt jede Mitteilung – auch im Zusammenhang mit diesen Gerüchten – ernst und leitet die erforderlichen Maßnahmen ein. Sie warnt jedoch gleichzeitig vor Hysterie. Denn bislang ergaben sich keinerlei Hinweise, dass diese Gerüchte auch nur ansatzweise wahr sind. Polizeiliche Ermittlungen konnten im hiesigen Bereich – zuletzt in der Stadt Trossingen – bislang nicht einen Fall bestätigen. Insoweit wurden keine Fälle bekannt, bei denen Kinder überfallen wurden oder wo versucht wurde, Jungs oder Mädchen in ein Fahrzeug zu zerren.
Bundesweit kommt es in regelmäßigen zeitlichen Abständen es zu vergleichbaren Mitteilungen und Hinweisen, die zumeist über Chatforen und soziale Netzwerke über das Internet verbreiten wurden. In allen Fällen stammen die Informationen aus nicht mehr nachvollziehbaren Quellen und es ist davon auszugehen, dass Unbekannte diese auch bewusst zur Verunsicherung der Allgemeinheit steuern. Bereits früher gab es vergleichbare Phänomene wie sogenannte Kettenbriefe in denen vor gleichgelagerten Straftaten, umherziehenden Betrügern und Einbrechern gewarnt wurde. Weil diese Geschichten wie bei dem Kinderspiel „Stille Post“ ständig um weitere Details ergänzt wurden, entstanden schnell Horrorgeschichten.
Die Polizei warnt in diesem Zusammenhang auch insbesondere davor, solche Meldungen – insbesondere wenn diese konkrete personenbezogene Daten wie zum Beispiel ein Autokennzeichen enthalten – zu teilen oder weiterzusteuern. Dies kann im Einzelfall schnell dazu führen, dass man sich selbst wegen des Tatbestands der Verleumdung strafbar macht.
Losgelöst davon, wie viele Fälle tatsächlich stimmen, sind Eltern natürlich immer angehalten, Ihre Kinder über den Umgang mit Fremden aufzuklären: Wenn Ihr Kind selbstständig in Kindergarten oder Schule geht, sorgen Sie dafür, dass es den Weg möglichst mit anderen Kindern zurücklegt. Bringen Sie den Namen der Kinder nicht außen am Rucksack, Schulranzen oder Kleidungsstücken an. Üben Sie mit Ihren Kindern, wie es sich in bedrohlichen Situationen verhalten soll und legen Sie fest, wer ein „Fremder“ ist. Erklären Sie Ihrem Kind, von Fremden keine Geschenke anzunehmen.
(Weitere Tipps und Verhaltenshinweise unter www.polizei-beratung.de)
gez. Matthias Preiss
Verweis zur Pressemitteilung: http://presse.polizei-bwl.de/_layouts/Pressemitteilungen/DisplayPressRelease.aspx?List=7fba1b0b%2D2ee1%2D4630%2D8ac3%2D37b4deea650e&ID=74026&EMailLink=true
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