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Auf einem Sharepic kursiert eine Behauptung über das Vorgehen von US-Krankenhäusern bei COVID-19 Fällen. Manche Menschen vermuten einen großangelegten Betrug.
Eine Behauptung, die es sogar in die Reden von US-Präsident Trump schaffte:
Die Corona-Zahlen seien in den USA nur so hoch, da Ärzte COVID-19 als Todesursache angeben müssen und Krankenhäuser Extra-Geld für Corona-Patienten bekommen würden.
Dieses Sharepic wird in sozialen Medien geteilt:
„Es wird in den USA enormer Druck auf die Ärzte ausgeübt, Corona als Todesursache anzugeben … Man hört von Menschen, die an Schusswunden oder Autounfällen starben, aber trotzdem als Coronatote ausgewiesen wurden … Kliniken und Krankenhäuser erhalten 13.000 $ zusätzlich pro Covid19 Patient und 39.000 $ für Patienten, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden.“
behauptet laut dem Sharepic die Hausärztin Dr. Annie Bukacek aus den USA in einem Video auf YouTube, welchs allerdings nicht erst im August entstand (wie in dem Sharepic behauptet), sondern an dem Datum nur wieder hochgeladen wurde, das Original stammt aus dem April.
Zwei offene Fragen
- Wer übt angeblich Druck auf die Ärzte aus? Die Regierung kann es nicht sein, da höhere Zahlen Trump eher schaden!
- Wer zahlt zusätzliches Geld an die Krankenhäuser und warum?
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Corona als Todesursache für Alles?
Konkrete Beweise erbringt Dr. Bukacek in dem Video nicht, nur nicht überprüfbare Anekdoten: Ein „Man hört von Menschen…“ ist nicht unbedingt aussagekräftig.
Dr. Bukacek behauptet beispielsweise in dem Video, dass das CDC die Zahl der Coronavirus-Todesfälle künstlich in die Höhe treibt, indem alle Ärzte angewiesen wurden, Tote im Zusammenhang mit Beatmungsmaschinen als COVID-19 Tote auszuweisen.
Dr. David Myerowitz, ein Herzchirurg im Ruhestand, verwies bezüglich jener Behauptung in einem Radiointerview auf die Coronavirus-Statistik des CDC vom 1. Februar bis 4. April (also die damaligen, aktuellen Daten).
„Während dieses Zeitraums […] führen sie 4.984 Todesfälle durch COVID-19 auf, aber 36.000 Todesfälle durch Lungenentzündung. Wenn sie also versuchten, alle möglichen Todesfälle, die mit einer Atemwegserkrankung zusammenhängen, als COVID-19 einzustufen, leisten sie damit keine sehr gute Arbeit.“
Das CDC veröffentlichte am 4. März eine Richtlinie, wie COVID-19 Todesfälle zu vermerken sind. Darin steht, dass bei alen Verstorbenen, bei denen die Krankheit den Tod verursacht oder vermutlich verursacht hat oder zum Tod beigetragen hat, auf dem Totenschein angegeben werden sollte.
Dr. Bukacek verdreht diese Anweisung allerdings in dem Video und behauptet, dass dadurch auch z.B. Autounfälle als COVID-19 Todesursache gelten, falls der Fahrer positiv getestet wurde.
Dies ist allerdings nicht wahr. Wie Dr. Sally Aiken, M.D., die Präsidentin der National Association of Medical Examiners (NAME) und eine praktizierende Gerichtsmedizinerin im Bundesstaat Washington in einem Interview mit LeadStories erklärt:
„Wie den meisten Menschen bekannt ist, scheinen Menschen, die bereits an Krankheiten wie Herzinsuffizienz und COPD erkrankt sind, aufgrund von COVID-19 ein höheres Sterberisiko zu haben. Wenn diese Personen positiv für COVID-19 sind und Symptome aufweisen, wird COVID-19 in der Regel auf dem Totenschein als Todesursache angegeben, wobei ihre anderen Krankheiten als mitursächlich aufgeführt werden. Das hilft uns allen, wenn wir erfahren, welche natürlichen Risikofaktoren für den Tod von COVID-19 bestehen. Es handelt sich dabei nicht um eine Verschwörung und auch nicht um etwas anderes als das, was während der Nicht-COVID-19-Todesfälle auftritt. (Wenn jemand an Influenza A oder B stirbt, werden die mitwirkenden Ursachen oft auch auf dem Totenschein aufgeführt).“
Zusätzliches Geld für Krankenhäuser?
Dr. Bukacek behauptet, Kliniken und Krankenhäuser bekommen 13.000 $ zusätzlich pro COVID-19 Patient und 39.000 $ für Patienten, die an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden.
Die Zahlen stammen aus einem Interview mit Scott Jensen, Senator des US-Bundesstaates Minnesota und Hausarzt, der am 8. April mit der Moderatorin von Fox News, Laura Ingraham, über die Idee sprach, dass die Zahl der COVID-19-Todesfälle überhöht sein könnten.
„Im Moment hat Medicare festgelegt, dass Sie bei einer COVID-19-Einweisung ins Krankenhaus 13.000 Dollar erhalten. Wenn dieser COVID-19-Patient an ein Beatmungsgerät angeschlossen wird, erhalten Sie 39.000 Dollar, dreimal so viel. Niemand kann mir nach 35 Jahren in der Welt der Medizin sagen, dass sich diese Art von Dingen manchmal auf unsere Arbeit auswirken.“
Woher stammen die Zahlen?
Bei Medicare handelt es sich um das Bundeskrankenversicherungsprogramm für Amerikaner ab 65 Jahren – also gleichzeitig auch einer Risikogruppe bezüglich der Erkrankung an COVID-19.
Medicare zahlt bei der Entlassung von Patienten teilweise feste Beiträge an Kliniken und Krankenhäuser, die auf einem Gruppierungssystem basieren, welches als diagnosebezogene Gruppen bekannt ist.
Das Centers for Medicare & Medicaid Services hat nun COVID-19-Fälle mit bestehenden Gruppen für Atemwegsinfektionen und Entzündungen klassifiziert. Die Höhe der einzelnen Zahlungen variieren jedoch je nach Schwere der Erkrankung, Aufwand, sogar geographisch, wie ein Sprecher des CMS der Seite FactCheck in einem Interview erklärte.
Eine Analyse der Kaiser Family Foundation ergab, dass die durchschnittliche Medicare-Zahlung für Atemwegsinfektionen und -entzündungen mit schweren Komorbiditäten oder Komplikationen im Jahr 2017 13.297 Dollar betrug, die durchschnittliche Medicare-Zahlung für eine Diagnose des Atmungssystems mit Beatmungsunterstützung für mehr als 96 Stunden sich auf 40.218 Dollar belief.
Es sei aber nicht unerwähnt, dass die Regierung tatsächlich den Krankenhäusern mehr zahlt, allerdings anders als behauptet:
Sie bekommen einen 20%-Zuschlag auf die Medicare-Tarife für COVID-19 Patienten und Erstattung der Behandlungskosten (zum Medicare-Tarif) für nichtversicherte Patienten.
Diese Bestimmungen stammen aus dem Coronavirus Aid, Relief, and Economic Security Act. Unklar ist allerdings laut der Kaiser-Analyse, ob die 20%ige Zuzahlung auch wirklich die gesamten Kosten für Unversicherte decken wird.
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Fazit
Die Aussagen auf dem Sharepic beruhen auf nicht-überprüfbaren Anekdoten und einer Eigeninterpretation der Vorgaben des CDC.
Der zweite Teil der Behauptung beruht auf Zahlungen eines Versicherungsprogramms für über 65-Jährige aus dem Jahr 2017 und lässt sich nicht auf aktuelle COVID-19 Fälle umlegen.
Weitere Quellen: FactCheck, PolitiFact, USA Today, WRAL, Cincinnati, Scientific American
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