Facebook und CO sind zu einem Ort geworden, an dem Millionen von Nutzern täglich Inhalte und Informationen austauschen. In dieser Informationsflut tauchen jedoch auch Betrugsversuche auf, bei denen Fotos und Geschichten ohne Zustimmung der Betroffenen für „Like-Farming“ missbraucht werden. Erst kürzlich berichteten wir über „Die unethische Verwendung von Fotos kranker und behinderter Menschen auf Facebook“.

Ein typisches Beispiel hierfür ist eine im Mai 2023 auf Facebook verbreitete Geschichte, die die Aufmerksamkeit vieler Nutzer auf sich gezogen hat. Über 53.000 Mal wurde das Bild geteilt und erhielt 2.500 „Likes“ sowie über 1.800 Kommentare. Eine Interaktion, von der wir als Mimikama nur träumen können!

MIMIKAMA
Screenshot auf Facebook / Missbrauch eines Fotos einer Frau mit Behinderung (Wir haben das Bild bewusst verpixelt)

Die Behauptung

Die Geschichte dreht sich um einen Facebook-Post, der ein Bild von zwei Frauen auf einem Sofa zeigt. Eine der Frauen ist an Armen und Beinen amputiert. In der begleitenden Nachricht heißt es, die amputierte Frau habe Geburtstag und sei traurig, weil ihre Schwester ihr gesagt habe, dass niemand ihr Foto teilen würde, weil sie behindert sei. Der Beitrag wurde zehntausende Male geteilt.

Missbrauch auf Facebook: Das Foto einer Frau mit Behinderung. Der Faktencheck

Um die Authentizität dieses Posts zu überprüfen, haben wir eine Bild-Rückwärtssuche durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass das Foto bereits im Juli 2017 in der britischen Zeitung „The Sun“ veröffentlicht wurde. In dem Artikel erzählte die junge Frau, sie heißt übrigens Izzy Weall und war damals 14 Jahre alt, der nach einer Hirnhautentzündung Arme und Beine amputiert werden mussten, ihre Geschichte und berichtete über ihren YouTube-Kanal, auf dem sie Schminktipps gibt.

Das Prinzip des Like-Farming

Like-Farming ist eine Taktik, bei der ein Account durch das Posten emotional ansprechender, aber oft falscher Inhalte Interaktionen in Form von Likes, Kommentaren oder Shares anzieht. Sobald der Beitrag eine hohe Interaktionsrate erreicht hat, kann der ursprüngliche Poster den Inhalt bearbeiten, indem er beispielsweise einen Link zu einer schädlichen Website hinzufügt.

Fazit: In diesem speziellen Fall war die Behauptung falsch und das Foto wurde ohne die Zustimmung der betroffenen Person missbraucht. Nutzer sollten daher vorsichtig sein und die Quelle und den Kontext von Beiträgen überprüfen, bevor sie diese teilen. Das Foto ist also älter als der Facebook-Post und steht absolut nicht im Zusammenhang mit einem aktuellen Geburtstag aufgenommen wurde. Es handelt sich um eine missbräuchliche Verwendung des Fotos für Like-Farming auf Facebook.


Unsere virtuelle Faktencheck-Bewertungsskala: Bei der Überprüfung von Fakten, in der Kategorie der „Faktenchecks„, nutzen wir eine klare Bewertungsskala, um die Zuverlässigkeit der Informationen zu klassifizieren. Hier eine kurze Erläuterung unserer Kategorien:

  • Rot (Falsch/Irreführend): Markiert Informationen, die definitiv falsch oder irreführend sind.
  • Gelb (Vorsicht/Unbewiesen/Fehlender Kontext/Satire): Für Inhalte, deren Wahrheitsgehalt unklar ist, die mehr Kontext benötigen oder satirisch sind.
  • Grün (Wahr): Zeigt an, dass Informationen sorgfältig geprüft und als wahr bestätigt wurden.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)