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Schmelzendes Antarktis-Eis: Die Fakten hinter den irreführenden Behauptungen

Eine tiefergehende Analyse der aktuellen Diskussion über das Antarktis-Eis und seine Auswirkungen auf den Klimawandel.

Autor: Tom Wannenmacher

Die Behauptung

„Das antarktische Eis wuchs seit 2009 um 5.305 km² und gewann 661 Gigatonnen Eis.“

Unser Fazit

Die Behauptung, dass das antarktische Eis seit 2009 um 5.305 km² gewachsen sei und 661 Gigatonnen Eis gewonnen habe, ist irreführend. Diese Zahlen beziehen sich auf das Schelfeis der Antarktis, nicht auf das gesamte Eisvolumen.

In einer Zeit, in der soziale Medien die Bühne für Meinungsbildung und Informationsverbreitung bilden, ist es wichtig, auf Behauptungen zu achten, die die Realität verzerren könnten. Ein aktuelles Beispiel ist die Debatte über das Schmelzen des antarktischen Eises und die vermeintlich gegenteiligen Ergebnisse einer aktuellen Studie. Aber wie verlässlich sind diese Behauptungen wirklich?

Die Kontroverse um das Antarktis-Eis: Was wird behauptet?

In den sozialen Medien wird eine Studie zitiert, die suggeriert, dass das antarktische Eis seit 2009 um mehr als 5.000 Quadratkilometer gewachsen sei. Dies entspreche Hunderten von Gigatonnen Eis. Diese Behauptungen stellen die „Panikmache über den Klimawandel“ in Frage und lenken von der dramatischen Geschwindigkeit ab, mit der die Gletscher schmelzen. Doch lassen Sie uns einen genaueren Blick auf die Wahrheit hinter diesen Behauptungen werfen.

Es handelt sich um solche und ähnliche Postings und Sharepics in den sozialen Medien! Der Titel: „Das antarktische Eis wuchs seit 2009 um 5.305 km² und gewann 661 Gigatonnen Eis.“

Es handelt sich um solche und ähnliche Postings und Sharepics in den sozialen Medien! Der Titel "Das antarktische Eis wuchs seit 2009 um 5.305 km² und gewann 661 Gigatonnen Eis."
Screenshot: Facebook

Was die Studie wirklich sagt: ein Blick auf die Fakten

Die erwähnte Studie mit dem Titel „Change in Antarctic ice shelf area from 2009 to 2019“ hat tatsächlich stattgefunden. Ein genauerer Blick auf den Inhalt zeigt jedoch, dass sie sich auf das Schelfeis der Antarktis konzentriert. Wir haben HIER bereits darüber berichtet.

Hier liegt das Missverständnis: Die Antarktis besteht aus verschiedenen Arten von Eis, darunter Schelfeis, Eisschild und Meereis. Im Gegensatz zum Eisschild hat das Schmelzen des Schelfeises keinen direkten Einfluss auf den Meeresspiegel.

Die Realität des schmelzenden Antarktis-Eises

Um die Auswirkungen des Klimawandels auf die Antarktis wirklich zu verstehen, muss man das Gesamtbild betrachten. Experten wie der Glaziologe Helmut Rott von der Universität Innsbruck weisen darauf hin, dass es in den letzten Jahren zu einem erheblichen Massenverlust des antarktischen Festlandeises gekommen ist. Zwischen 2009 und 2019 gingen rund 2200 Gigatonnen Eis verloren, was einem Meeresspiegelanstieg von sechs Millimetern entspricht.

Der Prozess des Eisverlusts: Von Eisströmen zu Schelfeis

Der Eisverlust in der Antarktis ist ein komplexer Prozess, der vom Inlandeis über Eisströme zum Schelfeis führt. Dabei spielt der Transport der Eismassen über die Grenze zwischen Eisschild und Schelfeis eine entscheidende Rolle. Ein wichtiger Punkt ist, dass das Schelfeis in regelmäßigen Abständen in Form von Tafeleisbergen kalbt. Dieser Vorgang ist nicht unbedingt ein Indikator für den Klimawandel, kann aber mit erhöhten Temperaturen oder einer Ausdünnung des Schelfeises zusammenhängen.

Die Bedeutung der Studie und ihre Grenzen

Die Studie, auf die sich die irreführenden Behauptungen beziehen, liefert keine Aussagen zum Klimawandel. Sie liefert vielmehr eine Momentaufnahme der Veränderungen der Schelfeisoberfläche auf der Grundlage von Satellitenbildern. Es ist wichtig zu betonen, dass diese Studie keinen umfassenden Überblick über die Gesamtveränderung der Eismasse in der Antarktis gibt.

Die wahren Auswirkungen des schmelzenden Eises

Studien wie die im Fachmagazin „Nature“ veröffentlichten werfen ein Licht auf die tatsächlichen Auswirkungen der Eisschmelze. In der Antarktis gingen zwischen 1992 und 2017 rund 2720 Gigatonnen Eis verloren, was zu einem Anstieg des mittleren Meeresspiegels um 7,6 Millimeter führte. Ähnliche Entwicklungen sind in Grönland zu beobachten, wo der Verlust von 3.902 Gigatonnen Eis den Meeresspiegel um 10,8 Millimeter ansteigen ließ.

Faktencheck:

Behauptung: Das antarktische Eis ist seit 2009 um über 5000 Quadratkilometer gewachsen und hat Hunderte von Gigatonnen an Eis gewonnen.
Faktencheck: Diese Behauptung bezieht sich auf die Veränderungen im Schelfeis der Antarktis, nicht auf das gesamte Eis. Tatsächlich hat die Antarktis in den letzten Jahren einen erheblichen Massenverlust von Festlandeis verzeichnet.

Behauptung: Der „Gewinn“ an Schelfeisfläche in der Studie widerlegt „alarmistische Ansichten zum Klimawandel“.
Faktencheck: Die Studie zieht keine Schlussfolgerungen über den Klimawandel. Das Schelfeis ist nur ein Teil des gesamten Bildes, und der Eismassenverlust in der Antarktis hat nachweislich Auswirkungen auf den Meeresspiegel.

Behauptung: Das Schelfeis hat keinen Einfluss auf den Meeresspiegel.
Faktencheck: Das Schelfeis beeinflusst den Meeresspiegel indirekt durch den Transport von Eis vom Inland zum Meer. Ein Verlust von Schelfeis kann zu einem beschleunigten Eisschmelzen führen.

Behauptung: Das Abschmelzen des Schelfeises beeinflusst den Klimawandel nicht.
Faktencheck: Das Abschmelzen des Schelfeises kann auf Veränderungen in der Umwelt hindeuten, die mit dem Klimawandel zusammenhängen könnten. Es ist wichtig, die Gesamtheit der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu berücksichtigen.

Behauptung: Die Studie „Change in Antarctic ice shelf area from 2009 to 2019“ widerlegt die Auswirkungen des Klimawandels.
Faktencheck: Die Studie liefert lediglich eine Momentaufnahme der Veränderungen im Schelfeis und zieht keine Schlussfolgerungen über den Klimawandel. Andere Studien bestätigen jedoch den Einfluss des Klimawandels auf das schmelzende Eis in der Antarktis.

Fazit: Die Wissenschaft spricht klar: Die Diskussion über das schmelzende Antarktis-Eis und den Klimawandel erfordert Präzision und Genauigkeit. Die Studie, die in sozialen Medien zitiert wird, betrifft tatsächlich nur die Veränderungen im Schelfeis, nicht aber das gesamte Eis in der Antarktis. Die Realität ist, dass die Antarktis einen erheblichen Eisverlust verzeichnet, der den Meeresspiegel beeinflusst. Der Klimawandel ist eine wissenschaftlich nachgewiesene Tatsache, die sorgfältige Forschung und fundierte Erkenntnisse erfordert.

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Hinweis: Dieser Artikel ist eine informative Analyse und erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit. Die angegebenen Informationen basieren auf dem Stand der Forschung zum Zeitpunkt der Veröffentlichung.

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2) Einzelne Beiträge (keine Faktenchecks) entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und
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