In einer Zeit, in der die sozialen Medien die Weltbühne beherrschen, wird der Kontext oft ausgelassen. Und was bleibt, wenn der Kontext weggelassen wird? Ein Raum, der sich mit Verwirrung, Fehlinterpretationen und, wie wir in letzter Zeit gesehen haben, Kontroversen füllen kann. Der jüngste Fall des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz ist ein perfektes Beispiel dafür.

Scholz's Geste: Eine Frage der Perspektive, nicht der Ideologie
Screenshot: Facebook vom 11.7.2023
BehauptungenFaktencheck
Scholz hat den Hitlergruß gezeigt.Das Bild zeigt Scholz während einer Rede, in der er mit seiner rechten Hand gestikuliert, um seine Punkte zu betonen. Die Geste, die auf dem Foto zu sehen ist, ist nur ein Teil dieser Gestik und steht nicht im Kontext rechtsextremer Symbolik.
Es müssen Ermittlungen eingeleitet und Haftstrafen verhängt werden.Im deutschen Rechtssystem ist nicht jede Erhebung des rechten Armes automatisch als verbotener Hitlergruß zu werten. In einem ähnlichen Fall aus dem Jahr 2014 wurde eine Person freigesprochen, da die Armbewegung in keinem Kontext zu anderen rechtsextremen Äußerungen stand.
Das Bild zeigt Scholz in einer kompromittierenden Position.Eine detaillierte Analyse des Originalbildes und des Videos der Rede zeigt, dass Scholz zu keinem Zeitpunkt eine kompromittierende Position eingenommen hat. Er benutzte seine Hand, um seine Aussagen zu unterstreichen, und nicht, um einen verbotenen Gruß zu geben.

Das Problem – Scholz, ein Bild, tausend Kontroversen

Auf den ersten Blick wirkt das Bild, das die sozialen Medien in Deutschland derzeit in Aufruhr versetzt, recht harmlos: Bundeskanzler Olaf Scholz steht auf einer Bühne, die rechte Hand ausgestreckt, während er in ein Mikrofon spricht. Doch manche sehen in Scholz‘ Gestik mehr als nur einen rhetorischen Akzent – sie sehen den verbotenen Hitlergruß.

Es überrascht nicht, dass dieses Bild kontroverse Reaktionen hervorgerufen hat, die von der Forderung nach einer Untersuchung bis hin zu möglichen Haftstrafen reichen. Bevor jedoch voreilige Schlüsse gezogen werden, lohnt es sich, den Kontext des Bildes genauer zu betrachten.

Kontext – Was wirklich geschah

Um den Kontext zu verstehen, muss man sich auf die Suche nach der Originalquelle machen. Über eine Bildrecherche kann das Originalfoto in der Bilddatenbank der European Pressphoto Agency (EPA) gefunden werden. Es wurde am 1. Mai 2023 bei der Hauptkundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zum Tag der Arbeit in Koblenz aufgenommen. Das Foto von dem Facebook-Screenshot trägt die Bild ID:1444320 mit der Bildbeschreibung:

German Chancellor Scholz attends International Workers‘ Day rally, 1.5.2023 12:09:46 by RONALD WITTEK, Description epa10601802 German Chancellor Olaf Scholz delivers a speech during an International Workers‘ Day rally organized by the German Trade Union Confederation (DGB) to mark International Workers Day in Koblenz, Germany, 01 May 2023. International Workers‘ Day is an annual holiday that takes place on 01 May and celebrates workers, their rights, achievements and contributions to society. EPA-EFE/RONALD WITTEK ID: 11444323 Size: 4859px x 3257px Publishing Time: Mon, 01 May 2023 11:32:04 GMT“

Ein vollständiger Mitschnitt der Rede, der auf dem YouTube-Kanal des Senders Phoenix zu finden ist, wirft ein weiteres Licht auf die Szene. Während der Rede gestikuliert Scholz mit seiner rechten Hand, um seine Argumente zu untermauern. Diese Gestik beinhaltet Bewegungen in verschiedene Richtungen und ist deutlich von der Dynamik einer lebendigen Rede geprägt.

Die Handbewegung von Scholz – Mehr als ein Moment

Der Moment, den das Foto einfängt, ist nur ein Teil der Rede. In diesem Moment spricht Scholz über den hohen Beschäftigungsstand in Deutschland und verweist auf frühere Prognosen, die sich als falsch erwiesen haben. Während er diese Punkte erläutert, bewegt er seine rechte Hand – einmal zum Boden, um die aktuelle Beschäftigungslage zu betonen, und dann in die Luft, um die Fehlprognosen zu unterstreichen.

Ein direkter Vergleich des Fotos mit dem Videomaterial zeigt, dass es sich um die gleiche Szene handelt. Trotz kleiner Unterschiede im Kamerawinkel sind Gestik und Mimik in beiden Fällen identisch. Zu sehen bei Minute 11:44

Screenshot: YouTube / Scholz
Screenshot: YouTube

Fazit: Wahrnehmung gegen Realität

Einige Internetnutzer haben ein Bild von Bundeskanzler Olaf Scholz gesehen und dachten, er mache einen verbotenen Hitlergruß. Aber das ist nicht wahr. Scholz hat bei einer Rede mit seiner Hand geredet und seine Punkte betont. Das Bild zeigt nur einen kleinen Moment davon. Er hat nicht absichtlich einen falschen Gruß gemacht. Ein Video der Rede zeigt, dass er über die Arbeit in Deutschland spricht und wie gut es uns geht. Manchmal müssen wir genauer hinschauen und nicht nur glauben, was auf den ersten Blick zu sehen ist.

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