Immer wieder taucht dieser Kettenbrief auf. Die genannte Gruppe gibt es tatsächlich, doch was steckt wirklich dahinter?

Kettenbriefe, die vor Pädophilen Gruppen auf Facebook waren, kennen wir bereits seit dem Jahr 2011. Wenn man die in den Kettenbriefen genannten Gruppen dann auch aufruft, findet man tatsächlich sehr viele Statusmeldungen vor, in denen Kinder zu sehen sind. Diese Statusmeldungen haben jedoch nichts mit Pädophilie zu tun, sondern verfolgen ein anderes Ziel.

Screenshot Mimikama.at, Quelle Facebook
Screenshot Mimikama.at, Quelle Facebook

Bevor es jedoch nun zu Missverständnissen kommt (wir kennen das aus der Vergangenheit), kurz ein paar Anmerkungen:

  • wir verteidigen die Seite nicht
  • wir stecken nicht hinter der Seite
  • wir haben keinen Kontakt zu den Betreibern
  • Ja, wir verurteilen es, wenn die Bilder durch Fans schmähend kommentiert werden
  • wir wollen Euch zeigen, wie ihr diese Seite ersticken könnt

Vater/Mutter und Henriette…

Kennst du noch Henriettes Kinderbasar? Dort geschieht nämlich dasselbe, wie auf der Facebookseite „Vater/Mutter zu werden, war das schönste Geschenk meines Lebens“. Die Seitenbetreiber teilen lediglich die ÖFFENTLICHEN Bilder von Facebooknutzern, auf denen Kinder zu sehen sind. Den Betreibern der Seiten geht es darum, den jeweiligen Eltern oder Großeltern zu zeigen, was man mit ihren Fotos auf Facebook legal machen kann.

LEGAL ist hier das Stichwort, denn da hier kein Reupload, keine Veränderung und auch keine abwertende Kommentierung seitens der Betreiber zu finden ist, werden weder Urheberrechte, noch Persönlichkeitsrechte durch diese Seite gebrochen.

Screenshot Mimikama.at
Screenshot Mimikama.at

Die einzige Frage an dieser Stelle ist, ob die Funktion des Teilen Buttons ethisch vertretbar ist, wenn man Eltern an den Pranger stellen möchte, indem man die Bilder ihrer Kinder anführt. Ebenso sollten sich ALLE Kommentatoren bewusst sein, dass man nicht blindlings diese Bilder kommentieren darf. Persönlichkeitsverletzende Kommentare sind natürlich nicht erlaubt.

Die Facebookseite „Vater/Mutter zu werden, war das schönste Geschenk meines Lebens“ macht also nichts anderes, als im Rahmen der “teilen” Funktion auf Facebook Bilder zu teilen. Damit zeigt die Seite, was mit Bildern, die den Status öffentlich innehaben, auf Facebook möglich ist. Ihr habt es selbst in der Hand, dass diese Bilder von der Seite verschwinden: ändert die Privatsphäreneinstellung! In dem Moment, wo ihr den Status von “Öffentlich” auf “Freunde” ändert, ist es vorbei mit der Teilerei.

Am Ende bleibt es natürlich allen Eltern selbst überlassen, Bilder von ihren Kindern auf Facebook zu posten, aber man sollte zumindest auf die Privatsphäreneinstellung achten.

Aus der Vergangenheit erkannt: Polizei kann nichts machen!

Aus einem Artikel der Krefelder WZ erfährt man, dass seinerzeit nahezu 2000 Anzeigen gegen die Seite „Henriettes Kinderbasar“ eingegangen sind [3]. Da die Seite  „Vater/Mutter zu werden, war das schönste Geschenk meines Lebens“ dieselben Methoden nutzt, wird die Polizei hier ebenso wenig ansetzen können, da kein Straftatbestand erfüllt ist. Wo man lediglich ansetzen kann, das ist der ethisch-moralische Ansatz:

Ist es fair gegenüber den Eltern – und speziell den Kindern – den virtuellen Pranger zu nutzen und in dieser Deutlichkeit Kinderbilder zu teilen? Hier muss man klar zwischen technisch-juristisch Machbarem und ethisch-moralischem Verhalten unterscheiden. Und genau darum geht es, wenn man der Seite etwas vorwerfen möchte.

„Jedes Kind hat schließlich ein Recht am Bild“

So heißt es ebenso in der Krefelder WZ. Das ist völlig korrekt, nicht nur jedes Kind, generell jeder Mensch hat ein Recht am eigenen Bild. In diesem Falle haben jedoch bereits die Eltern für ihre Kinder über das Recht am eigenen Bild verfügt, indem sie ein Bild auf Facebook hochgeladen haben und diesem Bild den Status “öffentlich” verpasst haben. Wenn nun dieses Bild unverändert und ohne schmähende Kommentierung geteilt wird, wurde dieses Recht nicht durch Dritte verletzt.

Problemfall Kommentare

Juristisch problematisch wird es in dem Moment, in dem sich Kommentatoren im Ton vergreifen. Davon raten wir nicht allein ab, sondern verurteilen diese Art der Schmähungen auch. Der Ansatz wäre also, wenn man schon den Weg zur Polizei geht, eben diese Schmähungen ins Visier zu nehmen, da diese eine Angriffsfläche bieten.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)