Ein Video zeigt, wie angeblich in Indien gefärbtes Obst und Gemüse verkauft wird. Was ist dran an dieser Geschichte?

Wir haben Anfragen erhalten, ob es sich bei dem auf RCM gezeigten Video um echtes oder manipuliertes Bildmaterial handelt:

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Der Faktencheck

Nun sei zunächst einmal angemerkt, dass RCM auch nur das Video von India Trends Now verlinkt hat:

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Sieht man sich das Video genauer an, entsteht der Eindruck, es wäre ein Zusammenschnitt. Und genau das ist es auch. Der erste Teil wurde vermutlich 2016 von 101 India veröffentlicht:

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Darin wird erstmals aufgezeigt, welche Mittel von den Landwirten eingesetzt werden:

– Silikonspray, um den Reifeprozess zu verlangsamen und den Früchten ein frischeres Aussehen zu verleihen.

– Künstliche Farben (meist Textilfarben), ebenfalls, um die Erzeugnisse frischer aussehen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Dem gesundheitschädigenden Aspekt von Textilfarbe auf den menschlichen Organismus schenken die Anwender dieser Technik weniger Aufmerksamkeit.

– Hormone werden direkt in die Pflanzen gespritzt, um das Wachstum zu unterstützen. Damit sind sie über Nacht groß genug, um geerntet zu werden. Das meist genutzte Hormon ist laut dem Video Oxytocin.

Hauptsächlich geht es in diesem Teil des Videos ebenfalls um die Anwendung von Oxytocin und Färbemitteln durch indische Landwirte.

Gleich zu Beginn des Videoabschnittes sehen wir, wie eine rötliche Flüssigkeit in eine Wassermelone gespritzt wird. Wie sich herausstellt, handelt es sich dabei um den Lebensmittelfarbstoff Erythrosin B, der auch nur noch bedingt eingesetzt werden darf.

Screenshot by mimikama.org
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Der Abschnitt mit der Wassermelone taucht erstmals 2015 auf Youtube auf:

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Auch in diesem Link sehen wir wieder die Färberei mit künstlichen Farben.

Wir können also davon ausgehen, dass die Videos echt sind – zumal schon 2010 das indische Gesundheitsministerium vor dem Problem von Hormonen in Lebensmitteln auf  heimischen Märkten gewarnt hat.

2013 veranlasste das indische Gesundheitsministerium eine Untersuchung über die Auswirkungen von Oxytocin, dessen Einsatz 2018 stark eingeschränkt wurde; derzeit entscheidet das höchste Gericht in Indien darüber, ob das Hormon für diesen Zweck wieder zugelassen werden soll.

Fazit:

Man kann also sagen: Ja, die Videos sind echt. Es geht aber immer um die Manipulation der Feldfrüchte für die einheimische Kundschaft – und nicht um Exportware.

Auch die Kollegen von Snopes haben sich bereits mit dem Thema beschäftigt.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)