Es kommt ja ständig vor, dass eine attraktive Person aus Versehen die falsche Nummer ins Smartphone tippt, in der ersten WhatsApp-Nachricht bereits (!) schreibt, dass sie sich vertippt hat, den Kontakt dann aber trotzdem weiterführen möchte. Nein, tut es nicht!
Also geht bitte keinen Dialog mit solchen „Zufallsbekanntschaften“ ein, denn es handelt sich um eine Scam-Masche.

Ein falscher Doktor

Bereits im Mai (siehe HIER) berichteten wir von einer Häufung an WhatsApp-Nachrichten, die augenscheinlich von attraktiven, jungen Damen kommen, welche vorgaben, dass man sich lange nicht mehr gemeldet habe, natürlich gleich mit einem Foto als Anhang und der Aufforderung, sich über Telegram zu melden (warum nicht weiter auf WhatsApp?).

Doch auch weibliche Nutzer sind Ziel solcher Scammer, wie jener angebliche Doktor, der ganz unschuldig zufällige Frauen anschreibt:

Eine "Zufallsbekanntschaft" auf WhatsApp
Eine „Zufallsbekanntschaft“ auf WhatsApp

Laut dem Profil handele es sich um einen Dr. Alex, die Nachricht lautet:

„Bitte seien Sie nicht beleidigt, dass ich Ihnen eine Nachricht auf WhatsApp geschickt habe. Ich habe versucht, eine Nachricht an einen meiner alten deutschen Freunde zu senden, der in München lebt. Plötzlich habe ich die falsche Nummer eingegeben und Sie waren es, also habe ich keine andere Wahl, als Ihnen eine SMS zu schreiben“

Mal abgesehen davon, dass es ein Unterschied ist, ob man eine SMS oder eine WhatsApp-Nachricht schreibt, klingt die Nachricht im Gesamten jetzt nicht sonderlich glaubhaft. „Plötzlich“ eine falsche Nummer eingegeben, dann einfach weiterschreiben. Weil man „keine andere Wahl“ hatte. Ist schon klar.

Hinweis 1: Die Nummer

Natürlich deutet die Nachricht bereits an, dass die Person nicht aus Deutschland ist („einen meiner alten deutschen Freunde“), doch trotzdem sollte die Vorwahl aufhorchen lassen: Die Vorwahlen +62 (Indonesien) und +63 (Philippinen) werden erfahrungsgemäß sehr häufig von Scammern genutzt!

Hinweis 2: Das Profilbild

Eine Bilder-Rückwärtssuche ist am Handy immer ein wenig umständlich, am PC mit der WhatsApp-Web ein wenig einfacher zu handhaben: Bild speichern und beispielsweise bei Google oder TinEye das Bild hochladen und die Bildersuche betätigen. Insbesondere die Suche auf TinEye liefert uns in diesem Fall hilfreiche Ergebnisse:

Suchergebnisse nach dem Profilfoto
Suchergebnisse nach dem Profilfoto

In diversen Foren (siehe HIER, HIER und HIER), die sich auf Scam-Erkennung spezialisiert haben, wird schon seit Jahren vor Scams mit diesem Foto gewarnt, welches eigentlich den Urologen Dr. David Samadi zeigt (der wahrscheinlich nicht sehr begeistert darüber ist, dass sein Foto von Scammern missbraucht wird).

Was steckt hinter dieser Masche?

Die Möglichkeiten für Betrüger sind vielfältig, am offensichtlichsten ist das sogenannte „Romance Scamming“, bei dem den Nutzern die große Liebe vorgetäuscht wird und nach einer Weile nach erst kleineren, dann größeren Geldsummen gefragt wird, um angeblich die Umzugskosten, den Flug und Verwaltungskosten bezahlen zu können.

Die Betrüger gehen dabei sehr geschickt vor: Es wird nie sofort nach Geld gefragt, stattdessen wird über Wochen und Monate ein scheinbares Vertrauensverhältnis aufgebaut, bis man glaubt, tatsächlich die große Liebe gefunden zu haben, für die man selbstverständlich das Konto plündert, um sie bei sich zu haben.

Auf keinen Fall reagieren!

Betrüger kommen üblicherweise durch geleakte Datenbanken oder schlicht und einfach durch automatisiertes Versenden an durch Zufall generierte Nummern an die WhatsApp-Nutzer.
Durch eine Antwort wird den Betrügern bestätigt, dass die Nummer existiert und aktiv ist, was vielerlei Möglichkeiten offenbart.

Beispielsweise kann die nun bestätigte Nummer für Ping-Anrufe verwendet werden (es wird nur 1x geklingelt, Nutzer ruft aus Neugier zurück und landet auf einer teuren, kostenpflichtigen Bandansage), auch Spam-Anrufe über vermeintliche gewonnene Gewinnspiele oder das Senden von schädlichen Links ist nun möglich.

Fazit

Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn man eine Person nicht kennt, sollte man nicht reagieren, und in den obigen Fällen auch am besten gleich an WhatsApp melden und blockieren.

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)