Die Behauptung

Eine Partei und einschlägige Seiten mutmaßen, dass aufgrund einer Aussage vom Juni die Klimaaktivistin Luisa Neubauer hinter den Explosionen an den Nord Stream-Pipelines stecke.

Unser Fazit

Die Aussage von Luisa Neubauer im Juni 2022 ist echt, die Schlussfolgerung jedoch, dass sie deshalb wahrscheinlich hinter den Explosionen an den Nord Stream-Pipelines steckt, ist dann doch eher absurd und reiner Populismus.

Da gibt es nichts zu beschönigen: Luisa Neubauers Äußerung im Juni 2022, dass sie plane, eine „Pipeline in die Luft zu jagen“, mag witzig gemeint gewesen sein, beziehe sich nach ihrer eigenen Aussage auch eher auf den Titel eines Buchs, wäre aber trotzdem von der Handlung her eher ein terroristischer Akt.
Die Pipeline, die sie meinte, existiert aber noch gar nicht, und ein Bezug auf die Nord Stream-Pipelines daraus zu schließen, ist purer Populismus.

Luisa Neubauers Video

In einem Instagram Story-Video im Juni, welches mittlerweile gelöscht wurde, aber zuvor von Nutzern heruntergeladen wurde und seitdem geteilt wird, sagt Neubauer anscheinend lachend, dass sie eine Pipeline in die Luft jagen wolle.

Hier fälschlicherweise mit der Behauptung, dass sie es auf Telegram gepostet hätte:

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Die Aussage wird wieder ausgegraben

Nun wird diese Aussage vier Monate später von einschlägigen Seiten, die sich gerne mit Verschwörungsmythen und Reichsbürgeransichten hervortun (ein archiviertes Beispiel HIER) wieder ausgegraben, bereits zwei Wochen zuvor sponn eine bestimmte Partei die Idee weiter und präsentiert sie einem größeren Publikum auf Facebook:

Die Partei vermutet Luisa Neubauer hinter den Explosionen
Die Partei vermutet Luisa Neubauer hinter den Explosionen

„Lecks in Nord-Stream-Pipelines: Verdacht auf Anschlag – Gaspreis steigt. Deutsche Sicherheitskreise vermuten Sabotage hinter den Beschädigungen an den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2. Seismologen konnten Unterwasser-Explosionen messen.

Einfach mal eins und eins zusammenzählen.“

Quelle: Facebook

schreibt jene Partei zu einem Screenshot eines Bild-Artikels (siehe HIER) vom 13. Juni 2022.

Neubauer relativierte die Aussage

Die Klimaaktivistin freute sich im Juni über die Publicity, da sie mit der Aussage die geplante EACOP-Pipeline (East African Crude Oil Pipeline, zu Deutsch: Ostafrikanische Rohöl-Pipeline) meinte, welche aber noch gar nicht gebaut ist.

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Zudem habe sie sich mit dem Satz auf ein Buch mit dem Titel „How to blow up a Pipeline“ („Wie man eine Pipeline in die Luft jagt“) von Andreas Malm bezogen, in dem er allerdings nicht wirklich beschreibt, wie man eine Pipeline sprengt, sondern argumentiert, dass Sabotage eine logische Form des Klimaaktivismus sei – was jetzt Neubauers Aussage nicht wirklich besser aussehen lässt.

Könnte Luisa Neubauer denn Nord Stream sprengen?

Wer nun für die Explosionen an den Nord Stream Pipelines verantwortlich gemacht werden kann, ist immer noch unklar, fest steht aber: Es muss eine professionelle, wahrscheinlich staatliche und/oder militärische Aktion gewesen sein.

Kurz gesagt: So aktionistisch Luisa Neubauer auch sein mag: Sie ist bestimmt nicht einfach mal mit einem Schlauchboot dort hingeschippert, um ein paar Bomben an den Pipelines zu befestigen, denn so einfach lassen sich diese mächtigen Rohre dann doch nicht außer Gefecht setzen.

Die Pipelines liegen in einer Tiefe von 80 bis 100 Meter unter dem Meer, wobei jeder Strang aus 100.000 mit 24 Tonnen Betongewicht beschichteten Stahlrohren besteht. Die Pipeline hat drei verschiedene Druckabschnitte und Rohrwandstärken (34,4, 30,9 bzw. 26,8 mm), die dem Gasdruckgefälle von Russland nach Deutschland entsprechen.

Um in einer solchen Tiefe zu tauchen und dort Sprengsätze anzubringen, ist – und da sind sich Experten einig – sehr viel Professionalität und entsprechende Ausrüstungen nötig, über die die Klimaaktivistin eher nicht verfügt.

Fazit

Die Aussage von Luisa Neubauer im Juni 2022 ist echt, die Schlussfolgerung jedoch, dass sie deshalb wahrscheinlich hinter den Explosionen an den Nord Stream-Pipelines steckt, ist dann doch eher absurd und reiner Populismus.

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