Was ist ein Blackout?

Im September haben wir bereits über dieses Thema berichtet. Dort hieß es:

„Von einem Blackout spricht man, wenn die Stromversorgung großflächig ausfällt und zur Wiederversorgung koordinierte Teilnetzbildung und dezentraler Einsatz geeigneter Kraftwerke erforderlich werden. Stromausfälle, wie man sie z.B. nach heftigen Unwettern kennt, sind kein Blackout. Regionale Ausfälle können häufig nach Stunden behoben werden, überregionale Ausfälle erst nach einigen Tagen. Davon zu unterscheiden sind kurzzeitige technische Störungen (10 – 15 Minuten) in der Stromversorgung.“ 

Quelle: Mimikama

Ein wirklicher Blackout birgt große Gefahren, denn gerade in unserer hoch technisierten Welt würden alle Systeme zusammenbrechen und für längere Zeit (eventuell auch mehrere Tage) nicht wieder stabilisiert werden können. Besonders kritische Infrastruktur wie das Gesundheitswesen, aber auch der Transport und der Verkehr würden in solch einem Falle besonders stark gefordert. 

Seit Beginn der Energiekrise kursieren vermehrt Aussagen, dass wir von einer großen Blackoutgefahr betroffen seien. Es kann entstehen, wenn es zu einem sehr starken Ungleichgewicht im Stromnetz kommt. Es müsste immer so viel Strom eingespeist werden, wie auch entnommen werde. Kleinere Schwankungen kann das Netz selbst stabilisieren, große Unterschiede jedoch könnten zu einem Problem werden. Tatsächlich ist mit Beginn der Energiekrise die Gefahr größer geworden. Dennoch gehen Experten trotz Energiekrise davon aus, dass ein solches Szenario eher unwahrscheinlich sei.

Die „Blackoutmelder“-Homepage der AfD

Die AfD hat eine Website kreiert, in der Nutzer:innen Blackouts melden können, welche in einer Deutschlandkarte für alle Nutzer:innen sichtbar werden. Laut Correctiv waren auf dieser Website bereits mehrere Blackouts gemeldet worden. Hier geht es zur archivierten Version der Website. Doch nach vorheriger Definition von kann vermutlich jeder auf Deutschen Boden lebende Mensch belegen, dass es in den letzten Jahren zumindest keinen einzigen sogenannten Blackout in Deutschland gab. Denn ein solches Szenario wäre vermutlich an keinem von uns spurlos vorbeigegangen.

Einzig und allein waren es harmlose Stromausfälle, die beim AfD-„Blackoutmelder“ gemeldet wurden. Einige Tage nach Veröffentlichung der Seite machten Nutzer:innen auf Twitter die Anmerkung, dass jede/r auf der Seite gänzlich ungeprüft Blackouts melden und damit auf der Karte positionieren könne. Diese Problematik sah sogar die AfD ein und veränderte daraufhin die Seite und entfernte die Meldefunktion. Sie machte die Website zu einem Nicht-„Blackoutmelder“, denn nun ist es nicht mehr möglich überregionale, langanhaltende Komplettausfälle zu melden. Nachdem es ohnehin nie welche gegeben hatte, sondern es sich maximal um harmlose Stromausfälle handelte, ist das vermutlich keine besonders einschneidende Einschränkung. Stimmten denn zumindest die angegebenen Stromausfälle?

Stimmten zumindest die Angaben der Stromausfälle auf der Website?

Hier gab es von Seiten von Correctiv eine enttarnende Recherche. Es wurden nämlich stichprobenartig fünf der damaligen Meldungen auf der Seite genauer unter die Lupe genommen. Correctiv hatte dafür Kontakt mit den zuständigen Netzbetreibern aufgenommen und nach Stromausfällen gefragt. Hierbei kam heraus, dass von fünf auf dem AfD-„Blackoutmelder“ gemeldeten Stromausfälle vier gar nicht stimmten. Sie waren frei erfunden. Tatsächlich hatte lediglich ein Stromausfall, nämlich in Berlin-Mitte vonseiten der Netzbetreiber bestätigt werden können. Dieser Stromausfall kann jedoch nicht als Blackout bezeichnet werden, da er lediglich kurze Zeit andauerte und schnell wieder behoben werden konnte.

Wie reagiert die AfD auf die falschen Meldungen?

Correctiv konfrontierte die AfD mit den falschen Meldungen und wollte erfragen, ob die Meldungen vonseiten der AfD kontrolliert wurden, um Missbrauch zu verhindern. Die AfD reagierte laut Correctiv in einer E-Mail mit: „Wie auch bei allen anderen frei zugänglichen Störungsmeldern im Internet ist es uns nicht möglich, jede einzelne Meldung zu verifizieren“ Auf näheres Nachfragen, ob denn generell überhaupt eine Meldung überprüft wurde, antwortete die AfD laut Correctiv mit: „Wir antworten nicht auf Ihre Nachfragen.“

Wie oft fällt in Deutschland der Strom aus?

Deutschland hat eins der bestausgebauten Stromnetze. Besonders wenn man Reisen in andere Länder macht, erkennt man immer wieder, dass ein einwandfrei funktionierendes Stromnetz nicht die Regel ist. Die Bundesnetzagentur gibt an, dass 2021 pro Endverbraucher lediglich für durchschnittlich 12,7 Minuten im Jahr der Strom ausfalle. Wir dürfen uns also glücklich schätzen, dass wir in Deutschland in den letzten Jahrzehnten noch keinen Komplettausfall erleben mussten. Hoffen wir, dass dies auch weiterhin so bleibt. 

Quelle: Mimikama, Web-Archiv, Correctiv, Bundesnetzagentur

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