Die Behauptung

Eine Nachrichtenseite auf Facebook behauptet aktuell, dass in Finnland Waffen auftauchten, die für die Ukraine bestimmt gewesen seien.

Unser Fazit

Die Behauptung beruht auf einer Missinterpretation einer Nachrichtenseite Ende Oktober, die jedoch kurz darauf korrigiert wurde. Einige Nachrichtenseiten haben die Meldung jedoch immer noch auf ihrer Seite oder auf Twitter stehen.

Am 16. November berichtete eine selbst ernannte Nachrichten- und Medienseite auf Facebook, deren Inhaber aber unbekannt sind, dass in Finnland Waffen auftauchten, die für die Ukraine bestimmt gewesen seien. Die Meldung ist jedoch nicht nur zwei Wochen alt, sondern sie beruhte auch nur auf einem reinen Verdacht , was die finnische Polizei auch klarstellte.

Die Behauptung

Mitte November postete eine Seite den entsprechenden Text auf Facebook, ohne eine Quelle zu nennen, woraufhin wir Anfragen bekamen, ob dies stimmen würde:

Ein Screenshot des Beitrags in unseren Anfragen
Ein Screenshot des Beitrags in unseren Anfragen

Der Text lautet:

„In die Ukraine gelieferte Sturmgewehre bei Kriminellen in Finnland aufgetaucht. Das bestätigte die Polizei. Auch in Schweden, Dänemark und den Niederlanden seien bereits Waffen aus Lieferungen für die Ukraine gefunden worden. Oft würden sie von Rockerbanden geschmuggelt.“

Quelle: Facebook

Der Text wurde allerdings bereits am 30. Oktober, also zwei Wochen zuvor, in genau diesem Wortlaut vom mdr auf Twitter gepostet:

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Damit steht schonmal fest, dass die Facebookseite einfach nur eine zwei Wochen alte Meldung „aufwärmte“, um augenscheinlich empörte Kommentare zu provozieren. Nicht sehr seriös. Aber was ist denn an der Meldung dran gewesen?

Gerüchte gibt es, doch keinerlei Beweise

Natürlich ist es denkbar, dass Waffen, die für die Ukraine bestimmt sind, von schmutzigen Geschäftemachern abgegriffen und in andere Länder verkauft werden. Doch Gerüchte und Vermutungen sind noch keine Beweise, und Hinweise darauf sind erst einmal nur Hinweise, bis es handfeste Beweise gibt – denn allzu oft können Hinweise auch komplett falsch sein.

Dies störte jedoch viele Presseorgane nicht, denn sie verließen sich auf einen Bericht der DPA, der sich wiederum auf eine Berichterstattung des finnischen Senders YLE stützte, der in der ersten Fassung noch behauptete, die NBI habe gesagt, dass Kriminelle in Finnland ukrainische Waffen besäßen, in einer korrigierten Fassung jedoch schrieb, dass die NBI dies „nur“ befürchte.

Aber der Reihe nach:
Am 30. Oktober berichtete YLE, dass Kriminelle in Finnland an ukrainische Waffen gekommen wären. Wenig später berichtete die Seite die Meldung (siehe HIER): „Anmerkung hinzugefügt am 31.10.2022 um 09:08, um klarzustellen, dass die Verdächtigungen auf vorläufigen Informationen beruhen“. Auch der Text des Artikels wurde geändert, wie die Kollegen von „Correctiv“ aufzeigten:

MIMIKAMA
Alte und neue Fassung des Artikels, Quelle: Correctiv

Am 1. November stellte die finnische Polizei ebenfalls klar, dass es sich nur um Vermutungen von YLE aufgrund eines Interviews mit einem NBI-Mitarbeiter handelte, der erzählte, dass es auf lange Sicht möglich sei, dass auch irgendwann Waffen, die für die Ukraine bestimmt sind, in die Hände von Kriminellen in Finnland fallen könnten (siehe HIER).

„Die Polizei beschlagnahmt jedes Jahr zahlreiche nicht lizenzierte Waffen bei Mitgliedern der organisierten Kriminalität und weiß, dass einzelne Akteure an Waffen interessiert sind, die in Kriegsgebieten eingesetzt werden. Die Polizei hat Hinweise darauf, dass Mitglieder der organisierten Kriminalität langfristig versuchen könnten, Waffen auch aus der Ukraine zu erwerben.
[…]
Aufgrund der Befragung unseres Experten könnte der Eindruck entstanden sein, dass bereits Waffen nach Finnland geschmuggelt wurden. Wir haben jedoch keine Beweise für ein solches Phänomen. Wir wollten zeigen, dass die Möglichkeit besteht, dass in Finnland operierende Kriminelle versuchen, Waffen aus Konfliktgebieten zu beschaffen“

Quelle: Police of Finland

Das NBI habe zudem einzelne Mitglieder der organisierten Kriminalität identifiziert, die während des Krieges in die Ukraine gereist sind, was natürlich den Verdacht untermauert, dass diese aufgrund von Waffenhandel dort waren, doch es gibt nun mal bisher keine Beweise dafür.

Die meisten deutschen Presseorgane, wie beispielsweise Focus, t-online und rnd, haben ihre Artikel auch mittlerweile korrigiert, während auf n-tv immer noch eine unkorrigierte Fassung zu lesen ist – wobei eine Korrektur aber dringend nötig wäre, da eine gewisse Politikerin auf Twitter exakt jenen Artikel dazu nutzt, um gegen die Ukraine und die EU zu wettern.

Fazit

Die Behauptung beruht auf einer Missinterpretation einer Nachrichtenseite Ende Oktober, die jedoch kurz darauf korrigiert wurde. Einige Nachrichtenseiten haben die Meldung jedoch immer noch auf ihrer Seite oder auf Twitter stehen.

Weitere Quelle:

Correctiv
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