Ein Blick auf die Nachrichtenseiten und in die sozialen Medien offenbart es oft: Deutschland ist politisch gespalten. Das Spektrum reicht von friedlichen Demonstrationen bis hin zu aggressiven Aufrufen. Doch was passiert, wenn der Kampf gegen eine politische Partei im Netz radikale Formen annimmt? Ein Fall aus Frankfurt zeigt, wie erhitzt die Gemüter sind.

Daten als Druckmittel

Der Fall der hessischen AfD-Politiker, deren Daten von Linksextremisten ins Internet gestellt wurden, ist nur ein Beispiel von vielen. Aber auch Rechtsextremisten nutzen ähnliche Taktiken, um politische Gegner, Minderheiten oder Andersdenkende zu bedrohen. Beide Extreme nutzen das Internet als Plattform, um Angst und Unsicherheit zu verbreiten.

Politischer Weckruf

Es war ein Aufruf, der die deutsche Öffentlichkeit, vor allem in Hessen, schockierte: Ein Link zu einer interaktiven Karte mit privaten Daten von AfD-Kandidaten – veröffentlicht auf der Homepage der Frankfurter Antifa. Die militanten Worte, die dem Link folgten, gaben Anlass zur Sorge.

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Screenshot der Landkarte. Namen und Bilder wurden von uns verpixelt

Eine Stadt in Aufruhr

Mitten in den Vorbereitungen zur hessischen Landtagswahl rückt nicht nur der Wahlkampf, sondern auch die Sicherheit der Kandidaten in den Fokus. Während die einen die Aktionen der Antifa als legitimen politischen Protest werten, sehen andere darin eine klare Grenzüberschreitung. Ein gefährlicher Tanz auf dem Drahtseil der Meinungsfreiheit.

Die Geschichte hinter dem Link

Ursprünglich wurde die umstrittene Seite 2011 von einer Gewerkschaft ins Leben gerufen. Die Verknüpfung mit den heutigen Inhalten und deren Veröffentlichung wirft Fragen nach Verantwortung und Anonymität im digitalen Zeitalter auf.

Die Dezentralisierung und Anonymisierung der Antifa-Bewegung stellt die Ermittler vor Herausforderungen.

Eine Serverstruktur, die Verbindungen zu anderen politischen Gruppierungen aufzeigt und die Anonymität der Beteiligten schützt, macht die Identifizierung der Verantwortlichen zu einem komplizierten Unterfangen.

Das prompte Einschreiten des Hessischen Landeskriminalamtes

Das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) reagierte schnell. Nach der Veröffentlichung der Daten wurde sofort eine Gefährdungsbewertung eingeleitet. Doch was heißt das eigentlich? Jede Situation, jeder Einzelfall wird genau analysiert. Je nach Ergebnis werden dann Schutzmaßnahmen ergriffen oder angepasst. Für die betroffenen AfD-Politiker heißt das: Das HLKA steht ihnen zur Seite.


In einer Presseaussendung schreibt das Landeskriminalamt:

Nach Veröffentlichung von Privatanschriften von Politikern. Hessisches Landeskriminalamt führt Gefährdungslagebewertung durch.

Das Hessische Landeskriminalamt hat nach Bekanntwerden der unautorisierten Veröffentlichung und Verbreitung von privaten sowie beruflichen Daten von hessischen AfD-Politikern durch Linksextremisten unmittelbar eine Gefährdungslagebewertung durchgeführt und Kontakt zum Parteivorstand der AfD Hessen aufgenommen. Im Ergebnis der entsprechenden Bewertung werden in Abstimmung mit den zuständigen Polizeipräsidien polizeiliche Maßnahmen zum Schutz der betroffenen Personen durchgeführt beziehungsweise angepasst. Zugleich nehmen Kriminalbeamte der hessischen Polizei mit jedem Betroffenen kurzfristig Kontakt auf und unterbreiten die Beratungs- und Unterstützungsangebote des Hessischen Landeskriminalamtes. Darüber hinaus stehen hierzu die hessischen Sicherheitsbehörden in einem engen Austausch.

Auf den dem Hessischen Landeskriminalamt bekannten Internetseiten wird neben der unautorisierten Veröffentlichung personenbezogener Daten und Adressen dazu aufgerufen, der AfD „auf militanter Weise [zu] begegnen“ und ihr „das Leben zur Hölle [zu] machen“. Die unautorisierte Veröffentlichung und Verbreitung von privaten sowie beruflichen Daten stellt in den Phänomenbereichen der Politisch motivierten Kriminalität (PMK) und hier der linksextremistischen Szene bereits seit Jahren eine gängige Vorgehensweise dar. Auf Grundlage der bestehenden Grundsatzbewertungen des Bundeskriminalamts und des HLKA erfolgt bei jedem bekanntwerdenden Sachverhalt eine Einzelfallbetrachtung und entsprechende Gefährdungslagebewertung verbunden mit entsprechenden lageangepassten Maßnahmen.


Mehr als nur Schutz

Dabei geht es nicht nur um Sicherheitsmaßnahmen nach der Veröffentlichung der Daten. Kriminalbeamte des Hessischen Landeskriminalamtes haben direkten Kontakt zu den Betroffenen aufgenommen. Neben dem unmittelbaren Schutz und der Beratung bieten sie auch unterstützende Maßnahmen an. Es geht also nicht nur um physische, sondern auch um emotionale Sicherheit.

Das Muster hinter dem Vorgehen

Der Aufruf, die AfD „militant zu begegnen“ und ihr Leben zur „Hölle zu machen“, versteckt sich hinter einer Taktik, die tief in der linksextremistischen Szene verwurzelt ist. Es ist eine Form der Einschüchterung, ein Versuch, Gegner durch die Offenlegung persönlicher Daten mundtot zu machen. Die bestehenden Grundsatzbewertungen sowohl des Bundeskriminalamts als auch des HLKA ermöglichen eine schnelle und individuelle Reaktion auf solche Vorfälle.

Der digitale Dschungel

Die Welt des Internets ist weit und unübersichtlich. Während es einerseits ermöglicht, Wissen und Kultur auszutauschen, bietet es andererseits auch Raum für finstere Machenschaften. In diesem Dschungel verbergen sich diejenigen, die Daten als Druckmittel nutzen. Mit verschlungenen Pfaden und ständig wechselnden Identitäten bleiben sie oft unerkannt. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Strafverfolgungsbehörden und jenen, die im Schutz der Anonymität agieren.

Faktencheck: Die Realität hinter den Schlagzeilen

BehauptungenFaktencheck
Antifa Frankfurt veröffentlicht AfD-AdressenWahr: Ein Link auf ihrer Website führte zu einer Karte mit privaten Daten von AfD-Kandidaten.
Die Ermittlungen wurden durch Medienberichte angestoßen.Wahr: Die Staatsanwaltschaft wurde durch mehrere Berichte auf den Fall aufmerksam.
Die Antifa-Seite wurde 2011 gegründet.Falsch: Die ursprüngliche Seite wurde 2011 von einem gewerkschaftlichen Verein gegründet.

Ein breiteres Bild: Beide Extreme unter der Lupe

Linksextremismus und Rechtsextremismus haben mehr gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheint. Beide setzen auf Einschüchterung, beide nutzen Daten als Waffe, beide agieren oft aus dem Verborgenen. Während Linksextremisten vielleicht dazu aufrufen, einer Partei wie der AfD „militant zu begegnen“, könnten Rechtsextremisten dieselbe Taktik gegenüber Minderheiten oder linken Aktivisten nutzen. Es ist ein Teufelskreis der Intoleranz und des Hasses.

Fazit: Ein tieferer Blick auf ein polarisierendes Thema

Die Ermittlungen rund um den Antifa-Aufruf in Frankfurt zeigen einmal mehr die Notwendigkeit, über Datenschutz und Meinungsfreiheit im digitalen Zeitalter zu sprechen. Die Veröffentlichung privater Daten – egal aus welchem politischen Lager – kann nicht als legitime Form des Protests angesehen werden. Gleichzeitig muss aber auch die Frage nach den Ursachen solch radikaler Aktionen gestellt werden. Was treibt Menschen zu solch extremen Maßnahmen? Welche Rolle spielen Anonymität und Verantwortlichkeit im Netz? Dieser Fall gibt nicht nur Anlass zur Sorge, sondern auch zum Nachdenken.

Quelle: Polizei Hessen

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