Eine Analyse des Physikers und Wissenschaftspublizisten Florian Aigner.

Nein, du hast nicht die Wissenschaft widerlegt!
„Schau dir diese Zahlen an, dann siehst du, dass die offizielle Lehrmeinung der Wissenschaft falsch ist!“ Diesen Schlachtruf der Pseudowissenschaft haben wir wohl alle schon mal gehört – vom Klima bis zu Chemtrails. Doch so funktioniert Wissenschaft nicht.

Grundsätzlich ist es ja positiv, wenn jemand echte Zahlen und Fakten kritisch als Argument vorbringt. Solche Leute sind mir deutlich lieber als Antiwissenschaftler, die sagen „ich spüre einfach, dass es anders ist“ oder „mein heiliges Buch sagt das Gegenteil“.

Doch vielen Leuten ist nicht klar, wie man mit wissenschaftlichen Fakten umzugehen hat. Sie finden irgendwo eine Zahl, die irgendwie nicht zu anderen Zahlen zu passen scheint und schließen daraus sofort messerscharf: Alles Lüge! Das muss eine große Verschwörung sein!

Ihr Gedankengang ist einfach: In der Wissenschaft muss alles logisch zusammenpassen. Wenn ich also irgendwo eine Unstimmigkeit finde, fällt das Kartenhaus der Wissenschaft in sich zusammen. Das ist nachvollziehbar, aber in dieser Form nicht richtig.

Die Wissenschaft des Bleistifts

Stellen wir uns vor, wir wollen etwas ganz Einfaches messen- z.B. den elektrischen Widerstand von Bleistiftminen. Dann müssen wir überlegen, was wir jetzt ganz konkret untersuchen wollen. Einen bestimmten Bleistift? Wie lang ist er? Soll er vorher gespitzt werden? Bei welcher Temperatur messen wir? Oder interessiert uns ein typischer Mittelwert? Von welcher Bleistiftmarke? Oder suchen wir den Durchschnittswert aller kommerziell erhältlicher Bleistifte? Gewichtet nach produzierter Stückzahl? Wo und in welchem Zeitraum?

Es ist immer eine weite Reise vom Ablesen eines Messgeräts bis zur publizierten Zahl. Nicht weil man etwas beschönigen oder verzerren will, sondern weil Wissenschaft halt eine schwierige Angelegenheit ist. Klimaforschung zum Beispiel ist deutlich komplizierter als ein Bleistift.

Wenn also zwei Leute auf unterschiedliche Zahlen kommen, dann heißt das noch lange nicht, dass einer von ihnen falsch liegt. Oft reicht ein Treffen, um die Modelle näher zu diskutieren, die Unterschiede zu verstehen und zu erkennen, dass man sich grundsätzlich einig ist. Vielleicht hat man bestimmte Variablen auf unterschiedliche Arten definiert. Vielleicht hat man bei unterschiedlichen Bedingungen gemessen. Vielleicht ist eine Messung nur ein Teilaspekt und die andere ist allgemeiner.

Daher ist es unsinnig, wenn man als Laie irgendwo auf eine Zahl stößt, die jemandem zu widersprechen scheint und dann eine ganze Theorie für widerlegt erklärt. So funktioniert das nicht. Man muss fast immer deutlich tiefer in die Materie hineinsteigen.

Was wie ein Fehler aussieht muss man nicht gleich für falsch halten

Genau so läuft typischerweise eine Dissertations-Verteidigung ab: Man hat jahrelang eine Doktorarbeit geschrieben, und Fachexperten haben sie durchgelesen. Sie sind auf Unstimmigkeiten gestoßen, die sie nicht verstehen – nicht weil die Arbeit schlecht ist, sondern weil sich das gar nicht vermeiden lässt. Und bei der Prüfung fragen sie genau nach diesen Unstimmigkeiten. Als Dissertant sollte man dann hoffentlich in der Lage sein, die Fragen zu beantworten und zu erklären, warum es sich hier nur um scheinbare Unstimmigkeiten handelt.

Es ist also gut, Fakten genau zu studieren und auf Inkonsistenzen aufmerksam zu machen. Es ist gut, Experten zu fragen, warum die Zahlen so sind wie sie sind. Aber es ist nicht klug, vorschnell zu urteilen und gleich zu glauben, man habe den wissenschaftlichen Konsens widerlegt. Natürlich sollte man auch Experten nie blind vertrauen. Aber es ist eine gute Grundregel, von vornherein mal davon auszugehen, dass die Experten schon einigermaßen gut über das nachgedacht haben, was sie sagen.

Autor: Florian Aigner
Florian Aigner ist Physiker, Wissenschaftspublizist und Autor. Neben der Naturwissenschaft beschäftigt sich Florian Aigner auch mit dem Thema Esoterik, dass sich gerne als Wissenschaft tarnt. Aigners Kolumne, mit dem Titel „Wissenschaft und Blödsinn“, findet man bei Futurezone unter https://futurezone.at/author/ vor.

 


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