Faktencheck: Olympia-Schanze im Atomkraftwerk?

Autor: Annika Hommer

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Fast möchte man Mitleid haben mit den chinesischen Olympia-Architekten. Da wird für die Big-Air-Schanze in Shougang kein Naturschutzgebiet zerstört, sondern eine alte Industriebrache genutzt. Und trotzdem herrscht große Aufregung.

Was ist passiert? Für die Ski-Freestyle- und die Snowboard-Wettbewerbe der Olympischen Winterspiele in Beijing 2022 wurde eine nagelneue Big-Air-Schanze aus dem Boden gestampft.

Big-Air-Schanze mitten im Industriegebiet

"Ist das Foto echt? Ich bin skeptisch"
„Ist das Foto echt? Ich bin skeptisch“

Aber die Schanze steht nicht irgendwo charmant an einen ländlichen Berghang gelehnt, von denen China sehr, sehr viele hat, sondern auf dem Gelände eines stillgelegten Stahlwerks in Shougang. Die Bilder, die heute um die Welt gingen, sind tatsächlich ein wenig verstörend. Vor der trüben Kulisse von drei hohen, verwitterten Kühltürmen sieht man eine gigantische kunstbeschneite Rampe, die sich vom höchsten Punkt auf Stahlgestellen nach unten wellt und mittendrin einen heftigen Kicker für spektakuläre Sprünge mit Skiern oder Snowboards hat. Aus anderen Perspektiven sind weitere Industrieanlagen zu erkennen, hohe Silotürme und Fabrikhallen. Aber auch abweisende Wohnhochhäuser.
Shougang, das ist nicht nur ein altes Stahlwerk, das ist ein ganzes Industriegebiet. Eine wirklich dystopische Anmutung. Und ganz schön absurd. Auch wenn bei den Spielen in Beijing bekanntermaßen nur Kunstschnee zum Einsatz kommt, sind die Außenanlagen bei Olympischen Winterspielen meistens in hübsch anzusehender, möglichst verschneiter Natur untergebracht. Beijing ist da schon eine bemerkenswerte Ausnahme. Aber eine Big Air Schanze, der Inbegriff der modernen Winter-Trendsportarten, mitten in einem schmutzig-braunen Industriegebiet?

Ein Fall für Mimikama

Okay, der erste Eindruck ist tatsächlich, da steht eine olympische Sprungschanze mitten im Homer Simpsons Atomkraftwerk, wie auf Twitter gewitzelt wird. Hat man so noch nicht gesehen. Es ist daher kein Wunder, dass unser Postfach heute überlief. Was ist da los? Sind die Fotos echt? Ein klassischer Fall für den Mimikama-Faktencheck.

Kein Fake

Kurz: Die Bilder sind echt. Die Wettbewerbe laufen und die Fernsehbilder sind eindeutig. Die Daily Mail berichtet, dass Olympia-Offizielle am Beispiel von Shougang die Transformation einer Industriebrache zu einem Kultur- und Freizeitgelände präsentieren wollten.

Städtebauliche Nachhaltigkeit (HIER). Irgendwann sollen hier einmal romantische Hochzeiten im Kühlturm stattfinden (HIER). Laut dem IOC ist die Big Air Schanze die erste permanente Rampe weltweit und die einzige Anlage für Schneesport in Peking. Und sie soll nach den Spielen stehen bleiben und als Trainingsstätte genutzt werden (HIER). Inwieweit es nachhaltig ist, die Schanze dauerhaft mit Kunstschnee zu beschneien, lassen wir mal dahingestellt.
Wer Lust hat, sich zu amüsieren, gebe auf Twitter die Hashtags #Shougang und #BigAir ein.

Dennoch manipuliert!

Trotzdem wurde das untere der beiden Fotos manipuliert. Ob hinter der Manipulation eine Intention liegt, können wir nicht mit Sicherheit sagen, da wir nicht wissen, wer das Bild veröffentlicht hat.
In dem unteren Foto wurde die Sättigung verringert. Das bedeutet, dass die Farben schwächer sind und das Bild gräulich wird. Besonders deutlich erkennbar ist das an dem ORF-Logo im Bild. Dieses Logo ist grundsätzlich Rot gehalten. Aufgrund der verringerten Sättigung ist es Grau geworden.
Der Effekt daraus: Das Bild wirkt trist! Und somit wirkt die gesamte Szene noch trauriger. 
Das PR-Foto der Schanze nutzt interessanterweise den gegenteiligen Effekt! Farben werden leuchtend inszeniert, Lichter strahlen, die Umgebung wird ausgeblendet. Wir erkennen: Framing kann auch in dieser Form stattfinden.

Wer im Glashaus sitzt

Die Frage ist natürlich, wie sehr angebracht das Erstaunen oder eine eventuelle Empörung über diese Szenerie ist. Unser mitteleuropäisches Mindsetting hat natürlich ein romantisiertes Bild einer Schanze mitten in bewaldetem Gebiet auf einem Berg.
Doch wir dürfen nicht vergessen: Die Dinger sind da nicht von alleine gewachsen! Für Schanzen und Sprungtürme werden Hügel gerodet. Und nicht zum ersten Mal stehen Olympische Winterspiele deswegen in der Kritik.

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