In den letzten Monaten hat ein beunruhigender Trend in den sozialen Medien zu Diskussionen und Zweifeln über den Covid-19-Impfstoff geführt. Eine wachsende Zahl von Posts und Blogs behauptet, einen erschreckenden Zusammenhang zwischen dem Covid-19-Impfstoff und früh einsetzender Demenz entdeckt zu haben. Doch ist an diesen alarmierenden Behauptungen wirklich etwas dran?

MIMIKAMA

Die Wurzeln der Kontroverse

Die Aufregung begann am 28. September 2023, als in einem Telegram-Post behauptet wurde, es habe einen „enormen Anstieg von Demenz nach der Covid-Impfung“ gegeben. Dieser Post löste eine Flut von Blogeinträgen und Diskussionen in den sozialen Medien aus, in denen ähnliche Behauptungen wiederholt wurden. Eine häufig zitierte Quelle war Steve Kirsch, ein US-Amerikaner, der bereits in der Vergangenheit durch falsche Behauptungen über Coronaviren aufgefallen war. Kirsch veröffentlichte einen Blogeintrag, in dem er von einem angeblichen 25-fachen Anstieg der Demenzrate nach der Impfung berichtete und sich dabei auf Anekdoten und eine von ihm durchgeführte Umfrage stützte.

Experten schlagen zurück

Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat auf diese Behauptungen entschieden reagiert. Dr. Leif Erik Sander, Direktor der Klinik für Infektiologie und Intensivmedizin an der Charité in Berlin, ist nur einer von vielen Experten, die die Behauptungen von Kirsch und ähnlichen Bloggern zurückweisen. Er und andere Experten betonen, dass es keine validen Daten gibt, die einen Zusammenhang zwischen der Covid-19-Impfung und einem erhöhten Demenzrisiko belegen. Im Gegenteil, einige Studien weisen sogar darauf hin, dass Impfungen generell das Demenzrisiko senken können.

Die offizielle Haltung

Auch große Gesundheitsorganisationen wie das Paul-Ehrlich-Institut in Deutschland und die Centers for Disease Control and Prevention in den USA haben sich zu Wort gemeldet, um die Bedenken zu zerstreuen. Sie betonen die Sicherheit und Wirksamkeit der Covid-19-Impfstoffe und weisen darauf hin, dass die verfügbaren Daten keinen Zusammenhang zwischen Impfung und Demenz zeigen.

Die wirkliche Gefahr: Covid-19 und Demenz

Interessanterweise deuten einige Forschungsergebnisse darauf hin, dass nicht die Impfung, sondern das Coronavirus selbst das Demenzrisiko erhöhen könnte. Studien haben biologische Marker für Hirnschäden bei hospitalisierten Covid-19-Patienten identifiziert, die auf ein bei Alzheimer-Demenz beobachtetes Niveau hinweisen.

Fazit: Demenz-Mythen entlarvt

Die Behauptung, dass nicht die Impfung, sondern das Coronavirus selbst das Risiko für Demenz erhöhen könnte, scheint durch einige Studien und Berichte unterstützt zu werden. Forschungen haben gezeigt, dass COVID-19 mit einem erhöhten Risiko für Demenz und andere neurologische Probleme in Verbindung gebracht werden kann, sowohl kurz- als auch langfristig:

  1. Eine Meldung vom 14. Januar 2022 deutet darauf hin, dass Demenz zu den neu entdeckten Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung gehören könnte​1​.
  2. Ein Forschungsteam unter der Leitung von Professor Paul Harrison von der Universität Oxford hat in einer großen Beobachtungsstudie festgestellt, dass COVID-19 das Risiko für Demenz und Psychosen erhöhen könnte​2​.
  3. Eine andere Studie deutet darauf hin, dass eine COVID-19-Erkrankung Demenz oder Epilepsie fördern könnte, insbesondere bei Genesenen von bestimmten Varianten des Virus​3​.
  4. Eine weitere Studie der University of Oxford, die von Business Insider berichtet wurde, zeigt, dass nach einer COVID-19-Infektion das Risiko für Demenz und Psychosen langfristig erhöht sein könnte​4​.

Diese Studien und Berichte deuten darauf hin, dass das Coronavirus selbst, und nicht die Impfung, das Risiko für Demenz erhöhen könnte.

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Quelle:

AFP
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2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)