Mit der bevorstehenden Legalisierung von Cannabis in Deutschland wird die Diskussion über die gesundheitlichen Folgen neu entfacht. Besonders im Fokus stehen dabei die psychischen Auswirkungen des Cannabiskonsums, ein Thema, das im Interview mit Prof. Bernhard Baune, Direktor der Klinik für Psychische Gesundheit am Universitätsklinikum Münster, erneut in den Vordergrund gerückt wird. Baune betont die Dualität von Gras – einerseits als Mittel zur Entkriminalisierung und potenziellem medizinischen Nutzen, andererseits als Risiko für die psychische Gesundheit, insbesondere in Bezug auf die Auslösung von Psychosen.

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Psychische Risiken des Cannabis-Konsums

Prof. Baune betont, dass Gras unabhängig von der Dosis gesundheitsschädlich sein kann, mit Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Herzrasen und Blutdruckschwankungen. Hervorzuheben ist das Risiko für Menschen, die bereits psychisch erkrankt sind oder ein erhöhtes Risiko für eine psychische Erkrankung haben. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie (DGPPN) warnt vor dem Risiko, durch Cannabiskonsum Psychosen auszulösen, was besonders junge Menschen betrifft. Die Entwicklungsphase des Gehirns zwischen dem 14. und 25. Lebensjahr ist besonders anfällig für die Entwicklung psychischer Erkrankungen, daher ist ein Konsum vor dem 25. Lebensjahr besonders riskant.

Risiken für junge Konsumenten

Die Entwicklung psychischer Erkrankungen im Jugendalter unterstreicht die Notwendigkeit eines vorsichtigen Umgangs mit dem Cannabiskonsum. Baune rät vor allem jungen Menschen zur Vorsicht und empfiehlt, Gras nicht vor dem 25. Lebensjahr zu konsumieren, um das Risiko psychischer Nebenwirkungen zu minimieren. Anzeichen, den Konsum zu überdenken und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, sind Veränderungen der Wahrnehmung wie das Gefühl, verfolgt zu werden oder paranoide Gedanken.

Auswirkungen auf den klinischen Alltag

Für medizinisches Cannabis, das in Deutschland seit 2017 auf Rezept erhältlich ist, ändert sich durch die Legalisierung nichts. Es bleibt ein Instrument zur Behandlung schwerer chronischer oder schmerzhafter Erkrankungen unter strengen medizinischen Auflagen. Baune weist jedoch darauf hin, dass größere Studien zeigen, dass eine Legalisierung zu einem Anstieg von Psychosen führen könnte, insbesondere bei jungen Menschen, die nun eher bereit sein könnten, Gras auszuprobieren.

Vergleich mit anderen Ländern

Die Legalisierung von Gras in verschiedenen Ländern der Welt bietet ein breites Spektrum an Erfahrungen, von denen Deutschland lernen kann. In Ländern wie Kanada und Uruguay sowie in mehreren US-Bundesstaaten, in denen Cannabis bereits legalisiert wurde, zeigen sich unterschiedliche Auswirkungen auf die Gesellschaft und die öffentliche Gesundheit. In Kanada, wo Cannabis seit 2018 legal ist, haben Forscher eine Zunahme der öffentlichen Akzeptanz beobachtet, ohne dass es zu einem signifikanten Anstieg der Konsumraten unter Jugendlichen gekommen wäre.

Studien berichten jedoch von einem Anstieg der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Cannabis-induzierten Psychosen, was die Bedeutung von Aufklärung und Präventionsmaßnahmen unterstreicht. In den USA variiert die Situation je nach Bundesstaat, wobei in einigen Gebieten ein Rückgang der Überdosierungen von Opioiden zu verzeichnen ist, was auf eine mögliche Substitutionswirkung von Cannabis hindeutet. Diese gemischten Ergebnisse unterstreichen die Komplexität der Legalisierung von Gras und die Notwendigkeit, sowohl die positiven als auch die negativen Auswirkungen sorgfältig zu überwachen. Deutschland steht daher vor der Herausforderung, aus den Erfahrungen anderer Länder zu lernen, um eine ausgewogene Politik zu entwickeln, die den Nutzen maximiert und die Risiken, insbesondere für die psychische Gesundheit, minimiert.

Fragen und Antworten zur Legalisierung von Cannabis

Frage 1: Welche Vorteile sieht Prof. Baune in der Legalisierung von Cannabis?
Antwort 1: Er sieht Vorteile in der Entkriminalisierung und in bestimmten medizinischen Bereichen.

Frage 2: Wer ist durch Cannabiskonsum besonders gefährdet?
Antwort 2: Menschen mit psychischen Erkrankungen oder einem hohen Risiko für psychische Erkrankungen.

Frage 3: Ab welchem Alter ist Cannabiskonsum weniger riskant?
Antwort 3: Nach dem 25. Lebensjahr, da das Gehirn dann weitgehend entwickelt ist.

Frage 4: Was sollen Eltern tun, wenn sie psychische Nebenwirkungen vermuten?
Antwort 4: Hilfe suchen und ärztlichen Rat einholen.

Frage 5: Welche Auswirkungen hat die Legalisierung auf den medizinischen Cannabiskonsum?
Antwort 5: Es gibt keine direkten Auswirkungen; medizinischer Cannabis bleibt streng reguliert.

Fazit

Die bevorstehende Legalisierung von Gras in Deutschland wirft wichtige Fragen zur psychischen Gesundheit auf. Während sie Chancen in der Medizin und der Entkriminalisierung bietet, betont Prof. Baune die Notwendigkeit, sich der möglichen Risiken bewusst zu sein, insbesondere für junge Menschen und solche mit bestehenden psychischen Erkrankungen. Ein informierter und umsichtiger Ansatz ist entscheidend, um die Vorteile zu nutzen und die Risiken zu minimieren. Angesichts der komplexen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und den Klinikalltag ist eine kontinuierliche Bewertung und Anpassung der Cannabispolitik nach wie vor unerlässlich.

Quelle: deutsches Gesundheitsportal

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