Aktuell bekommen wir immer wieder Anfragen, ob es stimmt, dass Deutschland bei der Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen hinterherhinkt? Auslöser dürfte dafür ein Bericht vom deutschen Institut für Menschenrechte (DIMR) sein. Sehen wir uns das Thema im Detail an:

Die Reise eines Landes in Richtung vollständiger Inklusion und Gleichstellung.

Es ist wie mit einem Gemälde, das zwar anfänglich beeindruckt, aber bei näherer Betrachtung zeigt, dass der Künstler noch viele Pinselstriche hinzufügen muss. Deutschland hat zwar Fortschritte gemacht, um Menschen mit Behinderungen gleichzustellen, aber der Weg zu vollständiger Inklusion ist noch weit.

Ein hinkender Fortschritt

Der erste Gedanke, der einem in den Sinn kommt, ist: „Ist das wirklich so in einem der führenden Länder Europas?“ Ja, tatsächlich. Während viele Länder Schritte in Richtung Inklusion unternehmen, hat Deutschland in einigen Bereichen scheinbar einen Schritt zurück gemacht. Beispielsweise wird das System der Sonderstrukturen – einschließlich der Förderschulen, zu denen über die Hälfte aller Kinder mit Behinderungen gehen – stark kritisiert.

„Es wird viel über Inklusion diskutiert, konsequent in die Tat umgesetzt wird sie nicht“, erklärte der Leiter der Monitoring-Stelle, Leander Palleit. Das lässt viele Menschen aufhorchen. Diskussionen ohne konkrete Aktionen führen zu einem Status quo, der sich nur langsam oder gar nicht bewegt.

Der kritische Blick des DIMR

Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) stellt klar, dass die Anstrengungen in den vergangenen Jahren nicht ausreichen. Ein Beispiel: Nur zehn Prozent der Arztpraxen in Deutschland sind für Menschen im Rollstuhl zugänglich. Stellt euch vor, ihr wollt zum Arzt, aber könnt nicht rein. Für viele von uns klingt das surreal, doch für Menschen mit Behinderung ist es oft bittere Realität.

Was sagt die UN-Behindertenrechtskonvention?

2009 hat sich Deutschland zur Umsetzung der UN-Konvention verpflichtet. Diese garantiert Selbstbestimmung in vielen Lebensbereichen für Menschen mit Behinderungen. Die vollständige Inklusion in Schulen, am Arbeitsplatz und in der Freizeit ist ein fester Bestandteil dieser Konvention. Doch nach über einem Jahrzehnt hat Deutschland diese Verpflichtung immer noch nicht vollständig erfüllt. Der Bericht des DIMR liefert Erkenntnisse, die sowohl von den Betroffenen als auch von der Zivilgesellschaft stammen, und zeichnet ein Bild, das ernst genommen werden sollte.

Die Realität im Lichte der Statistik

Ende 2021 lebten in Deutschland rund 7,8 Millionen schwerbehinderte Menschen, das sind beeindruckende 9,4 Prozent der Bevölkerung. Die Frage, die sich stellt, ist: Wie kann ein Land, das sich als fortschrittlich und entwickelt sieht, einen so großen Teil seiner Bevölkerung vernachlässigen?

Behinderung in Deutschland: Einblick in die Statistiken und Hintergründe

Laut Daten des Statistischen Bundesamts gab es Ende 2021 etwa 7,8 Millionen Menschen in Deutschland mit einer schweren Behinderung, was 9,4 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Dies betrifft Individuen, die einen Behinderungsgrad von über 50 aufweisen und im Besitz eines Schwerbehindertenausweises sind. Erstaunlicherweise sind lediglich drei Prozent dieser Gruppe von Geburt an beeinträchtigt. Die überwiegende Mehrheit, nämlich 90 Prozent, erleidet ihre schweren Behinderungen aufgrund von Krankheiten.

Fazit: Handeln ist angesagt

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Deutschland hat noch viel zu tun. Das Land muss nicht nur den Worten Taten folgen lassen, sondern auch die bestehenden Hürden identifizieren und sie konsequent abbauen. Jeder Mensch verdient Gleichheit, unabhängig von seinen körperlichen oder geistigen Fähigkeiten. Und es liegt an uns allen, das Gemälde der Inklusion in Deutschland zu vervollkommnen.

Quelle: DIMR

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