Die Elektromobilität hat in den vergangenen Jahren aufgrund der Notwendigkeit nachhaltiger Verkehrslösungen stark an Bedeutung gewonnen. Im Zuge dieser Entwicklung haben sich jedoch auch verschiedene Mythen und Fehlinformationen rund um Elektroautos entwickelt. Besonders hervorzuheben sind die Behauptungen über die angebliche Brandgefahr und die negative Umweltbilanz dieser Fahrzeuge. In diesem Artikel möchten wir mit einem Faktencheck diesen Behauptungen entgegentreten und das wahre Bild der Elektromobilität aufzeigen.

Ist die Brandgefahr bei E-Autos tatsächlich höher?

Die sozialen Medien sind voll von Horrorgeschichten über Elektroautos, die angeblich in Flammen aufgehen. Schlagzeilen wie „Grün tötet: Jetzt droht dem Wattenmeer eine Katastrophe durch das E-Mobil-Feuer auf dem Frachter“ und „Albtraum E-Auto: Jetzt brennen sie schon beim Transport“ die Runde. Diese Überschriften beziehen sich auf einen Vorfall in der Nordsee, bei dem ein Frachter brannte, der auch Elektroautos geladen hatte.

Screenshot: Falschmeldungen über E-Autos und ihre Umweltauswirkungen
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Die alarmierenden Schlagzeilen suggerieren, dass ein Elektrofahrzeug den Brand ausgelöst habe und somit ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstelle. Diese Darstellung ist jedoch irreführend und voreilig, da nach Angaben der niederländischen Küstenwache die genaue Brandursache noch nicht geklärt ist. Es ist also keineswegs sicher, dass eines der Elektrofahrzeuge an Bord für den Brand verantwortlich ist.

 Laut der Website der niederländischen Küstenwache ist die Brandursache noch unbekannt.

Die direkte Zuordnung des Brandes zu einem der transportierten Elektroautos zeigt, wie schnell Schlüsse gezogen werden, ohne Fakten und Beweise abzuwarten. Dies trägt zu einer Atmosphäre der Unsicherheit und Angst bei, die wiederum die Akzeptanz und das Vertrauen in die Elektromobilität untergraben kann.

Falschinformationen über die mutmaßliche Brandanfälligkeit von Elektrofahrzeugen zirkulieren häufig. Ein Beispiel ist ein Video, das in sozialen Netzwerken verbreitet wird und ein Fahrzeug zeigt, das auf einer Autobahn explodiert. Obwohl es suggeriert, dass das Auto ein Elektrofahrzeug ist, haben wir damals aufgedeckt, dass es sich tatsächlich um einen Lastwagen handelt, der mit Gasflaschen beladen ist. (Zum Faktencheck) Ein weiteres irreführendes Video zeigt einen Gastank, der an einer Tankstelle explodiert, obwohl fälschlicherweise behauptet wird, es handele sich um ein Elektroauto. (Zum Faktencheck)

Die Forschung sagt etwas anderes. Patrick Plötz, Leiter des Geschäftsfelds Energiewirtschaft am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, bestätigt, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass Elektroautos häufiger in Brand geraten als herkömmliche Verbrenner. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Elektroauto in Brand gerät, deutlich geringer als bei herkömmlichen Fahrzeugen.

BehauptungFaktencheck
E-Autos brennen häufiger als herkömmliche FahrzeugeFalsch. Nach Angaben von Versicherungsunternehmen und Prüfgesellschaften brennen E-Autos seltener als Verbrenner.

Wie steht es um die CO₂-Bilanz von E-Autos?

Ein weiterer weitverbreiteter Mythos ist die Behauptung, die CO₂-Bilanz von Elektroautos sei kaum besser als die von herkömmlichen Verbrennungsmotoren. Auch diese Behauptung ist falsch.

Ältere Studien zu diesem Thema sind stark veraltet. Mit der Weiterentwicklung der Batterietechnologie und dem steigenden Anteil erneuerbarer Energien am Strommix habe sich die CO₂-Bilanz von Elektroautos deutlich verbessert. Studien, die diese Verbesserungen nicht berücksichtigen, verzerren das Gesamtbild.

BehauptungFaktencheck
Die CO₂-Bilanz von E-Autos ist kaum besser als die von VerbrennernFalsch. Die CO₂-Bilanz von E-Autos hat sich mit der Zeit deutlich verbessert und ist in der Regel besser als die von Verbrennern.

Was ist mit dem Rohstoffverbrauch von E-Autos?

Die Diskussion um die Umweltwirkungen von Elektroautos wäre nicht vollständig ohne den Hinweis auf den Rohstoffverbrauch, insbesondere bei der Batterieherstellung. Auch hier gibt es jedoch häufig Missverständnisse und Übertreibungen.

Die Gewinnung der Rohstoffe für Batterien ist sicher nicht unproblematisch, wird aber oft überproportional dargestellt, insbesondere im Vergleich zu anderen Industrien. So wird z.B. der hohe Wasserverbrauch bei der Rindfleischproduktion selten thematisiert. Ähnlich verhält es sich mit der Kobaltgewinnung, die häufig nur im Kontext von E-Autos diskutiert wird, obwohl sie auch in anderen Industrien weit verbreitet ist.

BehauptungFaktencheck
Der Rohstoffverbrauch bei E-Autos ist unverhältnismäßig hochFalsch. Die Gewinnung der Rohstoffe für die Batterieherstellung ist sicherlich ein Problem, aber sie wird oft überproportional dargestellt.

Viele Menschen machen sich Sorgen, ob Elektro- oder Hybridautos besonders brandgefährdet sind

Eine Umfrage zeigte, dass 35 Prozent der Befragten Elektroautos als am brandanfälligsten einschätzten, während nur 10 Prozent Benzinfahrzeuge und 4 Prozent Dieselfahrzeuge als gefährlich ansahen. Hybrid- und Wasserstoffautos wurden am seltensten genannt. Experten stimmen jedoch darin überein, dass Elektroautos bei sogenannten Folgebränden nach Unfällen nicht riskanter sind als herkömmliche Autos, da sie denselben Sicherheitsstandards entsprechen.

Laut der Vereinigung der deutschen Versicherer (GDV), Unfallforschern der DEKRA und Experten der Allianz gibt es keine erhöhte Brandgefahr bei Elektroautos. Aktuelle Elektroautos und moderne Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor haben in etwa die gleiche Brandlast, da in beiden viele Kunststoffe verbaut sind.

Alle straßenzugelassenen Fahrzeuge müssen ein hohes Maß an aktiver und passiver Sicherheit bieten. Daher sind Elektroautos und Hybride mit neuester Sicherheitstechnologie ausgestattet, einschließlich Airbags und Notbremssystemen. Die Batteriepakete sind sicher im Boden des Autos montiert, wasserdicht verschlossen und zusätzlich verstärkt. Bei einem Unfall unterbricht das Auto automatisch den Stromfluss, um die Sicherheit zu gewährleisten.

Eine Studie des US-Versicherers AutoinsuranceEZ ergab, dass nur 25 von 100.000 versicherten Elektroautos brennen, verglichen mit 1.530 von 100.000 Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Überraschenderweise brannten 3.474 von 100.000 Plug-in-Hybridautos. In Deutschland brennen jährlich etwa 15.000 von rund 50 Millionen Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb.

BehauptungenFaktencheck
Elektroautos brennen häufiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.Falsch: Nach Daten des US-Versicherers AutoinsuranceEZ und der deutschen Versicherer (GDV) brennen Elektroautos nicht häufiger als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Tatsächlich brennen nur 25 von 100.000 versicherten Elektroautos, während 1530 von 100.000 Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor brennen.
Elektroautos und Hybridmodelle stellen eine besondere Gefahr dar.Falsch: Experten sind sich einig, dass elektrifizierte Fahrzeuge bei Unfallfolgebränden nicht gefährlicher sind als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Sie genügen denselben Sicherheitsstandards.
Die Batterien von Elektroautos sind besonders brandanfällig.Falsch: Elektroautos und Hybride sind mit modernster Sicherheitstechnik ausgestattet. Die Batteriepakete sind sicher im Boden des Autos montiert, wasserdicht verschlossen und zusätzlich verstärkt. Bei einem Unfall wird der Stromfluss automatisch unterbrochen.
Ein Unfall mit einem Elektroauto kann zu einem Stromschlag führen.Falsch: Elektroautos sind eigensicher ausgelegt. Das bedeutet, dass der Stromfluss im Fall eines Defekts sofort unterbrochen wird. Wenn die Sensoren eines E-Autos einen Crash registrieren, wird automatisch die Verbindung zwischen der Batterie und anderen Hochvolt-Komponenten getrennt. Daher ist die Angst vor einem Stromschlag unbegründet.
Plug-in-Hybride sind weniger brandanfällig als andere Fahrzeuge.Falsch: Tatsächlich ergab eine Studie, dass 3.474 von 100.000 Plug-in-Hybriden in Flammen aufgingen, was höher ist als die Brandrate für Elektroautos oder Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor.

Fazit

Viele Menschen sind überzeugt, dass Elektroautos gefährlich sind und leicht Feuer fangen können, aber das ist oft nicht der Fall. Manchmal werden im Internet Videos von brennenden Autos gezeigt und behauptet, dass es sich dabei um Elektroautos handelt. Aber das ist oft falsch. Manche dieser Autos sind Lastwagen mit Gasflaschen und keine Elektroautos.

Die Forschung zeigt auch, dass Elektroautos nicht häufiger in Brand geraten als Autos, die mit Benzin oder Diesel fahren. Tatsächlich fangen Elektroautos viel seltener Feuer. Manche Leute behaupten auch, dass Elektroautos nicht besser für die Umwelt sind als Autos, die mit Benzin oder Diesel fahren. Aber auch das stimmt nicht. Elektroautos produzieren viel weniger CO₂.

Es stimmt, dass die Batterien von Elektroautos aus Materialien hergestellt werden, die schwer zu beschaffen sind und manchmal auf nicht nachhaltige Weise gewonnen werden. Aber diese Materialien werden auch für viele andere Dinge verwendet, nicht nur für Elektroautos. Und im Vergleich zu anderen Autos sind Elektroautos immer noch die umweltfreundlichsten.

Elektroautos sind zwar nicht perfekt, aber sicherer und umweltfreundlicher, als viele denken. Es ist wichtig, dass wir die richtigen Informationen über sie haben, damit wir die besten Entscheidungen für unsere Zukunft treffen können.

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