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Gletscher, Römerwege und Klimawandel

Was wir wirklich aus schmelzenden Gletschern lernen können

Autor: Tom Wannenmacher

Es ist eine faszinierende Vorstellung: Ein alter Weg, den die Römer vor zweitausend Jahren benutzt haben, wird unter den Überresten eines geschmolzenen Gletschers entdeckt. Manche Menschen nutzen solche Beispiele, um die aktuelle Sorge um den Klimawandel zu diskreditieren. Aber was sagen uns solche Funde wirklich über den Klimawandel und unseren Platz darin?

Wir haben diesen Artikel aufgrund von Nutzeranfragen erstellt, die uns diese Aussage zur Prüfung zugesandt haben:

 „Wenn man unter weggeschmolzenen Gletschermassen einen 2000 Jahre alten Passweg entdeckt, der zur Römerzeit noch fleißig benutzt wurde, sollte man seine paranoide Klimahysterie vielleicht mal etwas hinunter schrauben.“

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Gletscher, Römerwege und Klimawandel

Fakt ist

Die Entdeckung eines 2000 Jahre alten Passweges unter abgeschmolzenen Gletschermassen ist ein interessanter archäologischer Fund, der zeigt, dass es in der Vergangenheit wärmere Perioden gegeben haben könnte, in denen diese Wege benutzt wurden. Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass dieser Fund allein nicht ausreicht, um den gegenwärtigen Klimawandel zu diskreditieren oder als Grundlage für die Ablehnung der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die globale Erwärmung zu dienen.

Um welchen Passweg handelt es sich es hierbei überhaupt? Der Col de Zanfleuron, ein schmaler Pass zwischen den Kantonen Waadt und Wallis auf 2’800 m ü. M., war mindestens 2000 Jahre von Eis bedeckt. Durch die Gletscherschmelze ist der Pass wieder freigelegt worden. Ob der Pass während der letzten Zwischeneiszeit vor rund 6.000 Jahren tatsächlich eisfrei war, lässt sich ohne weitere Untersuchungen nicht mit Sicherheit sagen. Die Entdeckung des Col de Zanfleuron unter den schmelzenden Gletschermassen ist eine faszinierende Entwicklung. Sie zeigt aber nicht, dass die aktuellen Sorgen um den Klimawandel übertrieben sind. Der Klimawandel ist eine komplexe und ernste Herausforderung, die umfassende wissenschaftliche Kenntnisse und Maßnahmen erfordert, um seine Auswirkungen zu bewältigen und eine nachhaltige Zukunft zu sichern.

Im Gebiet von Glacier 3000 taucht der Zanfleuronpass wieder auf, der über 2000 Jahre unter dem Gletschereis begraben war. Foto: Glacier3000
Im Gebiet von Glacier 3000 taucht der Zanfleuronpass wieder auf, der über 2000 Jahre unter dem Gletschereis begraben war. Foto: Glacier3000

Vergangenheit trifft auf Gegenwart: Was schmelzende Gletscher offenbaren

Es ist unbestritten, dass schmelzende Gletscher uns faszinierende Einblicke in die Vergangenheit gewähren. Vom „Ötzi“, dem Eismann aus der Kupferzeit, bis zu den alten Römerpfaden haben wir durch das Abschmelzen der Gletscher wertvolle Artefakte und historische Stätten entdeckt. Diese Funde ermöglichen es uns, mehr über vergangene Kulturen und Epochen zu erfahren.

Klimawandel ist natürlich – aber das ist nicht die ganze Geschichte

Der Klimawandel ist ein natürlicher Prozess. Unsere Erde hat in ihrer Geschichte unzählige Erwärmungs- und Abkühlungsperioden erlebt. Die Tatsache, dass wir unter schmelzenden Gletschern alte Passwege entdecken können, zeigt, dass es Zeiten gab, in denen diese Gebiete eisfrei und warm genug waren, um von Menschen genutzt zu werden.

Die derzeitige globale Erwärmung ist jedoch sowohl in ihrer Geschwindigkeit als auch in ihrem Ausmaß ungewöhnlich. Die meisten Klimaforscher sind sich einig, dass der gegenwärtige Klimawandel hauptsächlich durch menschliche Aktivitäten verursacht wird, insbesondere durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe. Diese Aktivitäten erhöhen die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre.

Warum wir uns trotzdem Sorgen machen sollten

Auch wenn es in der Vergangenheit wärmere Perioden gegeben hat, heißt das nicht, dass eine weitere Erwärmung für uns unproblematisch ist. Die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels sind beunruhigend: extremere Wetterereignisse, Anstieg des Meeresspiegels, Verlust von Arten und Ökosystemen. Diese Veränderungen haben das Potenzial, erhebliche Schäden und Störungen sowohl für menschliche Gesellschaften als auch für natürliche Ökosysteme zu verursachen.

Wissenschaftliche Perspektive und Gegenargumente

Es stimmt zwar, dass es in der langen Geschichte der Erde immer wieder Perioden der globalen Erwärmung und Abkühlung gegeben hat, die auch mit einem Auf und Ab der Treibhausgaskonzentrationen verbunden waren. Aber diese historischen CO₂-Anstiege sollten uns eine Warnung sein: Sie führten zu schwerwiegenden Umweltstörungen, einschließlich Massenaussterben. Heute emittiert der Mensch Treibhausgase in einer viel höheren Rate als jemals zuvor in der Geschichte1.

Dieses Argument unterstreicht die Bedeutung des Kontextes und der Geschwindigkeit des gegenwärtigen Klimawandels. Auch wenn es in der Vergangenheit natürliche Klimaschwankungen gegeben hat, ist die Geschwindigkeit und das Ausmaß des derzeitigen Klimawandels beispiellos und wird weitgehend durch menschliche Aktivitäten verursacht.

Fazit: Lernen von der Vergangenheit, aber in die Zukunft blicken

Gletscher schmelzen und legen manchmal alte Wege oder Artefakte frei. Das ist eine Tatsache. Es ist aber auch eine Tatsache, dass der Klimawandel eine ernste und dringende Bedrohung darstellt, die sofortiges Handeln erfordert. Während wir faszinierende Einblicke in die Vergangenheit gewinnen, zeigt uns der Zustand unserer Gletscher auch die drängende Realität der Gegenwart und der Zukunft. Der Klimawandel ist weit verbreitet, schreitet schnell voran und nimmt an Intensität zu. Einige Veränderungen, wie der kontinuierliche Anstieg des Meeresspiegels, sind bereits im Gange und werden für Hunderte bis Tausende von Jahren unumkehrbar sein. Eine starke und nachhaltige Reduzierung der Emissionen von Kohlendioxid (CO₂) und anderen Treibhausgasen könnte den Klimawandel jedoch begrenzen. Es ist an der Zeit, nicht nur aus der Vergangenheit zu lernen, sondern auch für die Zukunft zu handeln!

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