Die aus China stammende Plattform mit Sitz in Dublin startet derzeit eine Offensive auf dem österreichischen und deutschen Markt. Die Produkte von TEMU sind zum Teil unglaublich günstig und für viele verlockend. Ermöglicht wird dies jedoch vor allem durch dubiose Geschäftspraktiken, teilweise mangelhafte Produkte und die Nichteinhaltung gesetzlicher Vorgaben.

Was bietet TEMU?

TEMU Shopping App und temu.com: Problematische Angebote aus China. Screenshot: Watchlist Internet
TEMU Shopping App und temu.com: Problematische Angebote aus China. Screenshot: Watchlist Internet

Bluetooth-Kopfhörer, die den AirPods von Apple zum Verwechseln ähnlich sehen, für unter 4 Euro. Praktische Gadgets und Küchenhelfer für weniger als einen Euro. Oder die neuesten Modetrends für einen Bruchteil des üblichen Preises. Das versprechen die Angebote auf temu.com und in der TEMU Shopping App. Erfahrungsberichte zeigen, dass hier wirklich nicht alles Gold ist, was glänzt. Im Gegenteil sogar: Käufer:innen berichten von teils minderwertiger Ware, die völlig unbrauchbar ist, rechtliche Vorgaben wie das gesetzlich vorgeschriebene Widerrufsrecht werden nicht gesetzeskonform umgesetzt und Sicherheitsstandards sind nicht überprüfbar.

Wer steckt hinter TEMU?

Für den Handel im deutschsprachigen Raum ist die Whaleco Technology Limited mit Sitz in Irland zuständig. Ihre Ursprünge hat die Whaleco Technology Limited aber in China bei der E-Commerce-Plattform Pinduoduo.

Mit wem schließt man auf TEMU einen Kaufvertrag ab?

Bei einem Einkauf über TEMU ist zu beachten, dass TEMU lediglich als Plattform fungiert, auf der Anbieter ihre Waren zum Verkauf anbieten können. Ein Kaufvertrag kommt daher nicht mit TEMU bzw. der Whaleco Technology Limited zustande, sondern mit dem jeweiligen Anbieter, der das Produkt über TEMU anbietet. Eine solche Konstellation macht die Rechtsdurchsetzung in der Regel äußerst schwierig. Hinzu kommt, dass man vor dem Kauf kaum Informationen über das Unternehmen erhält, mit dem man einen Kaufvertrag abschließt. Die Tatsache, dass die meisten dieser Unternehmen ihren Sitz in China haben, macht die Situation noch undurchsichtiger.

Ständige Werbe-Mails und App-Benachrichtigungen

Die Nutzerinnen und Nutzer berichten von einer Flut von Werbe-E-Mails kurz nach der Registrierung bei TEMU. Außerdem gibt es ständig Benachrichtigungen auf dem Smartphone mit neuen Angeboten. Es bleibt nichts unversucht, um die Nutzer:innen ständig zu weiteren Käufen zu bewegen.

Sicherheitsstandards werden nicht eingehalten

Ähnlich wie auf den bekannten Plattformen Wish oder Alibaba werden elektronische Produkte angeboten, von deren Kauf wir unabhängig von der Qualität nur abraten können, da die für eine sichere Nutzung notwendige Überprüfung der Produkte nicht gewährleistet ist. Auch bei Kleidung und Produkten, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen, raten wir zur Vorsicht, da eine hohe Schadstoffbelastung nicht ausgeschlossen werden kann.

Widerrufsbedingungen nicht eingehalten

Konsument:innen innerhalb der EU steht ein 14-tägiges Widerrufsrecht zu. Wie dieses Widerrufsrecht auszusehen hat, wie die Formulierungen lauten müssen und welche Ausschlüsse des Widerrufsrechts für Online-Shops dabei möglich sind, ist streng geregelt und Abweichungen sind, wenn überhaupt, nur zugunsten der Konsument:innen möglich. Diese Vorgaben werden bei TEMU gleich mehrfach verletzt. So wird beispielsweise die Rückgabe von „von der Verpackung befreiten Kleidungsstücken“ oder „Artikeln, die als nicht umtauschbar gekennzeichnet sind“ ausgeschlossen. Ein solcher Ausschluss ist rechtlich überhaupt nicht möglich und ein Grund, vom Kauf Abstand zu nehmen.

Online-Shopping als Glücksspiel

Ähnlich wie bei der Bekleidungsplattform shein.com oder wish.com wird das Einkaufen bei TEMU auf Social-Media-Plattformen oft als eine Art Glücksspiel oder Gambling-Erlebnis dargestellt. Bei sogenannten „Shopping Sprees“ kaufen Influencer:innen eine große Anzahl von Produkten auf Plattformen wie wish.com, shein.com oder TEMU. Anschließend packen sie die gekauften Waren vor laufender Kamera aus und bewerten, was den Erwartungen entspricht und was das Geld nicht wert war oder gleich im Müll landet. Während diese Videos durchaus unterhaltsam sein können, normalisieren sie auch den Kauf und Verkauf von zum Teil völlig unbrauchbaren Waren. Dass dies gegen gesetzliche Bestimmungen verstößt, wird oft übersehen oder einfach hingenommen.

Fazit

Bei TEMU handelt es sich aus unserer Sicht um einen neuen Anbieter, der nach altbekannten Mustern vorgeht: Durch aufwendiges Social Media Marketing auf Plattformen wie TikTok, Instagram, Facebook und Co. in Kombination mit unglaublich günstigen Preisen sollen möglichst viele Menschen zum Kauf auf der Plattform animiert werden. Qualität, Verbraucherschutz und Kundenzufriedenheit bleiben dabei auf der Strecke – von ethischen Grundsätzen oder Umweltschutzgedanken ganz zu schweigen.

Beratung & Hilfe

Für konkrete Beratungsanfragen wenden Sie sich bitte an die entsprechenden Stellen, die wir auf der Seite Beratung & Hilfe für Sie aufgelistet haben.

Quelle:

Watchlist Internet

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