Auch im Zeitalter des Internets sind Fehlinformationen und Halbwahrheiten weitverbreitet. Eine davon betrifft das Schulbuch bzw. Kinderbuch „Von wegen Bienchen und Blümchen“. Dieses sorgte in den sozialen Medien für Aufsehen, als es fälschlicherweise als Pflichtlektüre für deutsche Schulkinder dargestellt wurde. Doch was steckt hinter der hitzigen Debatte?

Es handelt sich um solche und ähnliche Meldungen mit „Das ist ein neues Schulbuch für Grundschüler!“

Es handelt sich um solche und ähnliche Meldungen mit “Das ist ein neues Schulbuch für Grundschüler!"

„Von wegen Bienchen und Blümchen!“ – Ein Blick auf das Buch

Das Buch „Von wegen Bienchen und Blümchen!“ gibt es wirklich und ist in einem deutschen Verlag erschienen. Es ist aber kein obligatorisches Schulbuch, wie manche behaupten. Mareike Kreß, Verlagsleiterin der Edition Michael Fischer, klärt auf: Das Buch ist ein Sachbilderbuch, das für Kinder ab fünf Jahren empfohlen wird. Es enthält neben kindgerechten Sachtexten auch Tipps für Eltern und Fachkräfte und wurde von dem Sexualtherapeuten Carsten Müller und der Autorin Sarah Siegl verfasst.

BehauptungenFaktencheck
„Von wegen Bienchen und Blümchen!“ ist ein verpflichtendes Schulbuch in allen deutschen SchulenFalsch. Das Buch ist nicht verpflichtend in deutschen Schulen. Die Wahl des Unterrichtsmaterials liegt bei den einzelnen Schulen und variiert oft von Bundesland zu Bundesland und von Schule zu Schule.
Das Buch enthält explizite Inhalte, die für Kinder ungeeignet sindTeils wahr, teils falsch. Der Inhalt des Buches behandelt zwar Themen rund um Sexualität, diese werden jedoch pädagogisch aufgearbeitet und für verschiedene Altersgruppen angepasst.
Das Buch fördert eine zu frühe Sexualisierung von KindernFalsch. Das Buch bietet kindgerechte und altersgerechte Informationen zu den Themen Körper, Liebe und Sexualität. Es dient zur Aufklärung und nicht zur Förderung einer frühen Sexualisierung.
Das Buch wird von allen Eltern abgelehntFalsch. Meinungen zu Unterrichtsmaterialien können stark variieren. Einige Eltern könnten das Buch ablehnen, während andere es als wichtige Ressource zur Aufklärung ihrer Kinder ansehen.

Warum erregt es dann so viel Aufsehen? Das Buch behandelt Themen wie Vielfalt, Toleranz und Geschlechtsfluidität. Es soll Kindern Selbstvertrauen, Körperwissen und ein positives Selbstbild vermitteln, betont aber, dass es keine klaren Anweisungen für Geschlechtsfluidität gibt.

Was sagen die Schulbehörden dazu?

Das Interesse an diesem Buch scheint groß zu sein. Doch obwohl das Buch wegen seines Inhalts kontrovers diskutiert wird, gibt es keine Hinweise darauf, dass es auf der Liste der für deutsche Schulen verbindlichen oder empfohlenen Schulbücher steht. Vertreter von 15 deutschen Bundesländern bestätigten dies auf Anfrage von AFP. Das Buch taucht in keiner Liste der für die Sexual- und Familienerziehung vorgeschriebenen oder empfohlenen Materialien auf.

Spezifische Regeln für jedes deutsche Bundesland

In Deutschland liegt die Zuständigkeit für die Sexualerziehung bei den Bildungsministerien der einzelnen Bundesländer. Einige Bundesländer haben Listen mit empfohlenen Schulbüchern, während andere die Auswahl den Lehrkräften überlassen.

Je nach Bundesland gelten spezifische Regeln. Einige Bundesländer, wie Baden-Württemberg oder Sachsen-Anhalt, haben ein Auswahlverfahren für Schulbücher, während andere Bundesländer, wie Mecklenburg-Vorpommern oder das Saarland, die Schulen selbst die Schulbücher auswählen lassen. Keines, der Bundesländer bestätigte jedoch, dass „Von wegen Bienchen und Blümchen!“ verpflichtend unterrichtet wird oder das Buch empfohlen wurde.

Die Debatte um die Sexualerziehung

Bei der Sexualerziehung in Deutschland geht es um mehr als nur die reine Wissensvermittlung. Alle Bundesländer erklärten, dass die Vielfalt der sexuellen Orientierungen und Geschlechter ein integraler Bestandteil des Unterrichts ist. Ziel ist es, den Schülern ein Verständnis für die Vielfalt der Geschlechtlichkeit des Menschen zu vermitteln und sie auf ein respektvolles und gewaltfreies Miteinander vorzubereiten.

Ein Sturm im Wasserglas?

Die Kontroverse um „Von wegen Bienchen und Blümchen!“ zeigt, wie schnell Missverständnisse in den sozialen Medien entstehen können. Es scheint, als ob die Debatte vor allem aufgrund des aufgeheizten Diskurses und nicht aufgrund des tatsächlichen Inhalts des Buches entstanden ist.

Fazit

Unsere umfassende Überprüfung hat ergeben, dass das Buch „Von wegen Bienchen und Blümchen!“ nicht zu den obligatorischen Schulbüchern in Deutschland gehört. Die Entscheidung, welches Unterrichtsmaterial in Klassenzimmern verwendet wird, liegt bei den Schulen selbst und wird oft von Bundesland zu Bundesland und sogar von Schule zu Schule unterschiedlich gehandhabt. Während dieses Buch eine Ressource sein kann, die in einigen Klassen verwendet wird, gibt es keine verbindliche Anforderung für seine Verwendung. Es ist also falsch zu behaupten, dass dieses Buch in allen deutschen Schulen verpflichtend ist.

Wir empfehlen, bei der Begegnung mit solchen Behauptungen stets kritisch zu sein und deren Quelle zu hinterfragen. Unsere Untersuchung unterstreicht die Bedeutung des Faktenchecks, um Fehlinformationen zu entlarven und der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Es ist entscheidend, Informationen zu überprüfen und sich aus zuverlässigen Quellen zu informieren, bevor wir sie als Tatsachen annehmen und weitergeben.

Quelle: AFP Faktencheck

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