Die Behauptung

Nach ersten Meldungen einer Wirkung gegen COVID-19 wurde das gegen Parasiten und Würmer eingesetzte Mittel Ivermectin im Internet angepriesen und hat unter Impfgegnern und Impfgegnerinnen einen Hype ausgelöst. Diese sahen in dem Medikament ein Wundermittel in der Pandemie.

Unser Fazit

Eine Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass das Wurmmittel etwa das Risiko für eine erforderliche Behandlung im Krankenhaus nach einer Coronavirus-Infektion im Vergleich zum Placebo nicht senkt. Ivermectin hatte also keine Auswirkungen auf COVID-19-Patienten und hat sich als wirkungslos erwiesen.

Das Antiparasitikum, das zur Entwurmung von Pferden und Rindern eingesetzt wird, galt als Alternative zur Behandlung von COVID-19. Die Forscher analysierten im Rahmen der Studie über 1300 Patienten, die mit COVID-19 infiziert waren.

Was in einer Petrischale funktionierte, muss noch lange nicht im Menschen klappen. Auch nicht die Tiermedizin, die gegen COVID-19 helfen soll. Bereits letztes Jahr haben wir immer wieder davon berichtet (HIER, HIER, HIER), dass Menschen Ivermectin gegen COVID-19 eingenommen haben. Im November 2020 erschien auf der Seite „Research Square“ (siehe HIER) eine Studie, in der behauptet wurde, dass in einem Krankenhaus COVID-19 Patienten, die Ivermectin erhielten, deutlich schneller gesund wurden, die Sterblichkeitsrate soll um 90 Prozent gesunken sein. Die Studie erfolgte, nachdem Anfang 2020 Wissenschaftler der Universität Melbourne aufzeigten, dass Ivermectin in Zellkulturen die Last an Coronaviren um den Faktor 5000 senken kann.

Das Problem dabei war, dass die Studie grob gefälscht war. Diese Studie hat jedoch unter Impfgegnern und Impfgegnerinnen einen Hype ausgelöst. Diese sahen in dem Medikament ein Wundermittel in der Pandemie. Allerdings fiel schnell auf, dass es grobe Unstimmigkeiten in der Studie gab, die am 14. Juli 2021 endgültig zurückgezogen wurde (HIER).

2022: Große Studie bestätigt nun, dass das Medikament Ivermectin definitiv nicht gegen Covid-19 hilft

Die Forscher der Studie schreiben im Fachmagazin „New England Journal of Medicine“:

„Die Behandlung mit Ivermectin führte nicht zu einer geringeren Inzidenz von Krankenhauseinweisungen aufgrund des Fortschreitens von Covid-19 oder einer längeren Beobachtung in der Notaufnahme bei ambulanten Patienten mit einer frühen Diagnose von COVID-19.“

Die Forscher untersuchten dabei 1.358 Patienten, die in Brasilien mit dem Virus infiziert waren – die Hälfte erhielt Ivermectin, die andere Hälfte ein Placebo. Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass das Wurmmittel etwa das Risiko für eine erforderliche Behandlung im Krankenhaus nach einer Coronavirus-Infektion im Vergleich zum Placebo nicht senkt.

Die Wirkung von Ivermectin im Vergleich zu Placebo auf Covid-19-bedingte Krankenhausaufenthalte oder längere Beobachtung in einer Notfallsituation
Effect of Ivermectin as Compared with Placebo on Covid-19–Related Hospitalization or Extended Observation in an Emergency Setting.
(Die Wirkung von Ivermectin im Vergleich zu Placebo auf Covid-19-bedingte Krankenhausaufenthalte oder längere Beobachtung in einer Notfallsituation)

„Kein Effekt des Medikamentes!“

Stefan Kluge, der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf twitterte mit Blick auf die Studie am 31.3.2022: „Kein Effekt des Medikamentes!“

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„Damit sollte dieses Thema mal abgehakt sein.“

Auch der Infektionsimmunologe Leif Erik Sander von der Berliner Charité twitterte, dass mit dieser Studie das Thema mal abgehackt sein sollte und dass andere Medikamente wie mAB, Nirmatrelvir, Remdesivir sehr wohl einen deutlichen Benefit zeigen

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Bereits 2021 hat sich der Hersteller bzgl. Ivermectin zu Wort gemeldet und sprach sich gegen die Einnahme bei COVID-19 aus!

MSD (Merck Sharp & Dohme Ges.m.b.H.) spricht sich im Einklang mit den gängigen medizinischen Empfehlungen daher klar gegen die Einnahme bei COVID-19 aus. MSD möchte betreffend der vermehrten Meldungen zur Einnahme von Ivermectin (Stromectol®) außerhalb der zugelassenen Anwendungen folgendes festhalten (HIER):

  • Es gibt keine aussagekräftige Evidenz für die klinische Effektivität gegen SARS-CoV-2.
  • Zahlreiche anerkannte Institutionen (wie z.B. BASG, RKI, WHO) weisen auf den niedrigen Evidenzgrad sowie methodische Limitationen der bisherigen Untersuchungen hin und sprechen sich klar gegen die Anwendung von Ivermectin bei SARS-CoV-2 aus.

Bis heute sprechen sich Weltgesundheitsorganisation (WHO), Robert Koch-Institut (RKI) und Europäische Arzneimittelagentur (EMA) gegen den Einsatz des Medikaments in der Pandemie aus. Bei falscher Dosierung kann das Mittel hochgiftig sein.

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2) Einzelne Beiträge entstanden durch den Einsatz von maschineller Hilfe und wurde vor der Publikation gewissenhaft von der Mimikama-Redaktion kontrolliert. (Begründung)