Mit dem Abklingen der Pandemie ist Corona für viele kein Thema mehr, aber die Langzeitfolgen von COVID-19, besser bekannt als Long-Covid, sind für viele Betroffene eine beängstigende Realität. Sie können plötzlich auftreten und die Lebensqualität beeinträchtigen. Viele Menschen suchen nach Lösungen und stoßen dabei häufig auf Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine, die die Symptome lindern sollen. Eine aktuelle Untersuchung der Verbraucherzentrale NRW stellt jedoch die Qualität der Beratung in Apotheken und Reformhäusern in Frage.

BehauptungenFaktencheck
Nahrungsergänzungsmittel können Long-Covid heilenFalsch. Nahrungsergänzungsmittel sind keine Medikamente und dienen nicht zur Behandlung von Krankheiten, sie sind für gesunde Menschen bestimmt.
Vitamine haben sich bei Long-Covid bewährtFalsch. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass die selbstständige Einnahme von Vitamin D, C oder Spurenelementen bei Long-Covid hilft.
Bei Long-Covid ist der Körper auf hochdosierte Vitamine angewiesenFalsch. Es gibt keine Studien, die bestätigen, dass eine übermäßige Einnahme von Vitaminen bei Long-Covid nützlich ist. In einigen Fällen können sie sogar schädlich sein.
Einige Apotheken und Reformhäusern beraten fachkundig bei Long-CovidTeilweise wahr. Während einige Apotheken richtig beraten haben und auf den Arztbesuch bestanden haben, fehlte diese Kompetenz bei vielen.
Nahrungsergänzungsmittel können ohne ärztlichen Rat eingenommen werdenFalsch. Vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, insbesondere bei Krankheit, sollte immer ein Arzt konsultiert werden.
Nahrungsergänzungsmittel sollten nur bei nachgewiesenem Mangel eingenommen werdenWahr. Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sollte nur bei einem nachgewiesenen Mangel erfolgen, und diese Entscheidung sollte immer in Absprache mit einem Arzt getroffen werden.

Long-Covid und die Suche nach Lösungen

Long-Covid ist durch eine Reihe von Symptomen gekennzeichnet, darunter anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung und erhebliche Einschränkungen im Alltag. Die Symptome sind oft so stark, dass sie die normale Funktionsfähigkeit der Betroffenen beeinträchtigen. Besonders betroffen sind junge Erwachsene und Frauen. Die Behandlungsleitlinien sind jedoch nicht standardisiert, und in vielen Fällen empfehlen Gesundheitsberater Nahrungsergänzungsmittel und Vitamine als mögliche Lösung, obwohl es keine wissenschaftlichen Belege für deren Wirksamkeit gibt.

Die Stichprobe: Die Rolle von Apotheken und Reformhäusern

Die Verbraucherzentrale NRW schickte Testpersonen in verschiedene Apotheken und Reformhäuser in Köln, Düsseldorf, Essen und Bonn. Die Testpersonen gaben vor, an Long-Covid zu leiden und fragten nach Vitaminen oder Nahrungsergänzungsmitteln zur Linderung ihrer Beschwerden. Dabei zeigte sich, dass die Beratung häufig nicht der Rechtslage und dem Stand der Wissenschaft entsprach.

Unzureichende Beratung: Ein Brennpunkt

Es wurde festgestellt, dass die Beratung in Apotheken und Reformhäusern häufig unzureichend ist. Nur in vier von 20 Apotheken wurde von Nahrungsergänzungsmitteln abgeraten und nur in der Hälfte der Fälle ein Arztbesuch empfohlen. Zudem stellten drei Apotheken einen direkten Zusammenhang zwischen den Produkten und Long-Covid her.

Nahrungsergänzungsmittel: Keine Arzneimittel

Angela Clausen, Referentin für Lebensmittel im Gesundheitsmarkt bei der Verbraucherzentrale NRW, betonte, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht zur Behandlung von Krankheiten, sondern als Lebensmittel für gesunde Menschen gedacht sind. In den untersuchten Apotheken und Reformhäusern wurde diese wichtige Unterscheidung jedoch häufig nicht getroffen.

Fehlende Nachforschungen und Selbstdiagnosen

Es wurde auch festgestellt, dass das Personal die Selbstdiagnose der Testpersonen nicht in Frage stellte und nicht fragte, ob eine ärztliche Diagnose vorlag oder ob die Testpersonen zuvor einen Arzt aufgesucht hatten.

Vitamine und Long-Covid: Wissenschaftliche Debatte

Die Aussagen der Gesundheitsberater zu Nahrungsergänzungsmitteln waren oft nicht wissenschaftlich fundiert. Einige argumentierten, dass hohe Dosen von Vitaminen notwendig seien, oder stellten die falsche Behauptung auf, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel bei lang andauernder Krankheit wirksam seien.

Mangel an medizinischen Beweisen

Bisher gibt es keine wissenschaftlichen Belege für den Nutzen einer Selbstmedikation mit Vitaminen wie Vitamin D, Vitamin C oder Spurenelementen bei lang andauerndem Kopfschmerz. Die Behandlungsleitlinie empfiehlt, Nahrungsergänzungsmittel nur bei nachgewiesenem Mangel einzunehmen.

Verbesserungsbedarf in der Beratung

Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die dringende Notwendigkeit, die Beratung zur Anwendung von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln in der Langzeitanwendung zu verbessern. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen vom Fachpersonal in Apotheken eine besondere Beratungskompetenz erwarten können. Die Beratung muss sowohl die aktuelle Gesetzgebung als auch den neuesten Stand der medizinischen Forschung berücksichtigen.

Fazit

In einer Welt, in der jeder auf jede Information zugreifen kann und es immer mehr Leute gibt, die versuchen, sich selbst zu behandeln, haben Apotheken und Gesundheitsberater eine wichtige Aufgabe. Sie müssen die richtigen, nützlichen und wissenschaftlich belegten Infos geben. Es ist wichtig, den Leuten klar zu machen, dass es gefährlich sein kann, sich selbst zu behandeln. Genauso wichtig ist, dass die Beratung im Gesundheitsbereich den Gesetzen und der aktuellen Wissenschaft entspricht. Es geht nicht nur darum, Kunden zu gewinnen, sondern darum, die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen zu schützen. Eine gute Beratung kann einen echten Unterschied machen und den Leuten helfen, besser mit einer langen Krankheit umzugehen.

Quelle: Verbraucherzentrale

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