Die Behauptung

Ein Artikel der Bild-Zeitung habe über die Gründung der „Muslimischen Partei Deutschlands“ (MPD) berichtet, eine Partei, die bei der Bundestagswahl 2024 antreten soll.

Unser Fazit

Der angebliche Bild-Artikel über die MPD ist ein Fake. Es gibt keine solche Partei, und der Artikel ist bei der Bild nie erschienen.

In der Welt der sozialen Medien tauchen immer wieder Geschichten auf, die auf den ersten Blick glaubwürdig erscheinen, sich bei näherer Betrachtung jedoch als absurd erweisen. Eine solche Geschichte ist die angebliche Gründung der „Muslimischen Partei Deutschlands“ (MPD), über die die Bild-Zeitung berichtet haben soll.

Gerüchte und Behauptungen rund um die Muslimische Partei Deutschlands

In einem vermeintlichen Artikel der Bild-Zeitung, der auf „X“ geteilt wurde, wurde die Gründung der „Muslimischen Partei Deutschland“ (MPD) bekannt gegeben, die angeblich zur Bundestagswahl 2024 antreten wird. Der aufwendig gestaltete Beitrag mit der Überschrift „Muslime gründen erste Partei in Deutschland“ behauptete zudem, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Parteigründung begrüßt habe. Der Fälschung wurde sogar ein prognostiziertes Wahlergebnis von über sieben Prozent zugeschrieben.

Ein scheinbarer Artikel der Bild-Zeitung, der auf "X" geteilt wurde, proklamierte die Gründung der "Muslimischen Partei Deutschland" (MPD), die angeblich bei der Bundestagswahl 2024 antreten wird.
Screenshot: Ein scheinbarer Artikel der Bild-Zeitung, der auf „X“ geteilt wurde, proklamierte die Gründung der „Muslimischen Partei Deutschland“ (MPD), die angeblich bei der Bundestagswahl 2024 antreten wird.

Zehntausende Nutzer sahen den „Muslimische Partei Deutschland“-Artikel und viele hielten ihn für wahr

Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich die Nachricht jedoch als klassische Falschmeldung, als „Fake News“. Trotz subtiler Hinweise auf die Unwahrheit des Beitrags, wie ein sehr klein gedruckter „Fake News“-Hinweis oben und unten, wurden viele in die Irre geführt. In den Kommentarspalten verteidigte der Urheber der Falschmeldung seine Tat als bloße „Übertreibung“.

MIMIKAMA
Screenshot: Fake-News Artikel in der Bild
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Bewertung

Die Behauptung bzgl. der Muslimische Partei Deutschlands ist manipuliert und irreführend. Es gibt zahlreiche Anzeichen, die auf eine Fälschung hinweisen:

  1. Wahltermin: Die nächste Bundestagswahl ist erst 2025, nicht 2024.
  2. Stellungnahmen von Offiziellen: Weder hat der Bundespräsident die Gründung einer solchen Partei begrüßt, noch ist das Umfrageinstitut Forsa eine Prognose für sie eingegangen.
  3. Fehlende Belege: Eine Google-Suche nach der MPD ergibt keine relevanten Ergebnisse.
  4. Bestätigung der Fälschung: Der Axel-Springer-Verlag, zu dem die Bild-Zeitung gehört, bestätigte, dass der Artikel eine Fälschung ist.

Und wer sind die Männer, die man in dem Fake-News-Artikel erkennen kann?

In Wirklichkeit handelt es sich nicht um Mitglieder der Muslimische Partei Deutschlands, sondern um Metin Süer, Avni Altiner, Michael Grünberg und Theo Paul. Das Bild wurde von Klaus Lindemann aufgenommen und stammt bereits aus dem Jahr 2011. Damals wurde die Johannesschule in Osnabrück zur Grundschule für jüdische, christliche und muslimische Kinder. Der entsprechende Vertrag wurde damals von Vertretern der drei Religionen unterzeichnet. Das Originalfoto finden Sie bei NOZ.de (Quelle)

Screenshot und Quelle: noz.de / 2011 / Fotograf: Klaus Lindemann / Die Kooperationsverträge (von links nach rechts) Metin Süer, Avni Altiner, Michael Grünberg und Theo Paul. FOTO: KLAUS LINDEMANN
Screenshot und Quelle: noz.de / 2011 / Fotograf: Klaus Lindemann / Die Kooperationsverträge (von links nach rechts) Metin Süer, Avni Altiner, Michael Grünberg und Theo Paul. FOTO: KLAUS LINDEMANN

Fakten

Trotz der Falschmeldung über die Muslimische Partei Deutschland gibt es islamische Parteien in Deutschland. So gab es von 1998 bis 2002 die Islamische Partei Deutschlands (IPD). Im Januar 2023 wurde die Islamische Partei Deutschlands (IPD) gegründet, die sich für einen modernen Islam einsetzt. Ihr Vorsitzender, Peter Kaliner, hat den Wunsch geäußert, an der nächsten Bundestagswahl teilzunehmen, sofern genügend Mittel zur Verfügung stehen. Derzeit zählt die Partei 28 Mitglieder.

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