Die Behauptung

Ein virales Bild suggeriert, dass Muslime einen überproportionalen Einfluss in Großbritannien haben, einschließlich zahlreicher muslimischer Bürgermeister und einer steigenden Anzahl von Moscheen.

Unser Fazit

Die Überprüfung zeigt, dass die genannten Zahlen und Behauptungen größtenteils irreführend oder falsch sind. Muslime in Großbritannien integrieren sich in verschiedene Bereiche der Gesellschaft, ohne dass die von manchen Seiten propagierten dramatischen Szenarien eintreten.

Die verbreitete Behauptung

Bereits seit Jahren verbreiten sich Angaben zu Muslimen in Großbritannien – sei es als Beitrag oder auch als Sharepic.

Diese Angaben werden auch in Bildern bzw. als Screenshot mit weiteren Informationen geteilt, worüber wir bereits 2019 berichtet haben (HIER). FullFact hat dieses Thema sogar bereits 2017 aufgegriffen.

Screenshot Facebook-Beitrag aus 2019
Screenshot Facebook-Beitrag aus 2019

Seit über sechs Jahren kursieren also diese Informationen, die behaupten, dass Großbritannien „passiv einer muslimischen Invasion erliegt“, illustriert mit zahlreichen angeblichen Fakten über muslimische Bürgermeister, Moscheen, Scharia-Gerichte und Halal-Fleisch in Schulen. Diese Behauptungen suggerieren einen unverhältnismäßig großen Einfluss von Muslimen in Großbritannien und spielen mit der Angst vor Überfremdung.

Der Faktencheck zu Muslimen in Großbritannien

Ein Faktencheck ergibt ein anderes Bild: Viele der genannten Zahlen sind übertrieben oder schlichtweg falsch.

  • So wurden Bürgermeister zu unterschiedlichen Zeiten gewählt und hatten meist zeremonielle Funktionen.
  • Die Zahl der Moscheen wird unterschiedlich geschätzt, liegt aber deutlich unter der behaupteten Zahl von 3.000.
  • Scharia-Gerichte haben keine rechtliche Autorität über britisches Recht.
  • Auch die Angaben zu Arbeitslosigkeit und Kinderzahl in muslimischen Familien sind stark übertrieben.

Die Situation der Muslime in Großbritannien entspricht nicht den dramatischen Darstellungen entspricht, die das virale Bild suggeriert. Vielmehr leben Muslime in Großbritannien als Teil der Gesellschaft mit unterschiedlichen Graden der Integration und religiösen Praxis.

Fragen und Antworten

Frage 1: Wie sieht es mit muslimischen Bürgermeistern in Großbritannien aus?
Antwort 1: Nein, obwohl einige Städte zeitweise muslimische Bürgermeister hatten, ist die Religion der Bürgermeister vielfältig und nicht auf den Islam beschränkt. In England und Wales gibt es zwei Arten von Bürgermeistern: diejenigen, die direkt gewählt werden (z. B. in London und Greater Manchester) und Bürger- oder Oberbürgermeister, die zeremonielle Aufgaben wahrnehmen oder den Vorsitz im Rat führen, aber nicht für die Leitung lokaler Dienstleistungen wie z. B. verantwortlich sind direkt gewählte Bürgermeister.

Frage 2: Gibt es mehr als 3.000 Moscheen in Großbritannien?
Antwort 2: Nein, die Schätzungen variieren, liegen aber im Allgemeinen zwischen 1.000 und 2.000 Moscheen, je nach Definition. Im Jahr 2020 teilte der Muslim Council of Britain dem Lords Public Services Committee in einer schriftlichen Stellungnahme zum Thema Lehren aus der Coronavirus-Pandemie mit, dass es in Großbritannien „ungefähr 1.200 Moscheen“ gebe.

Frage 3: Gibt es Scharia-Gerichte, die über britischem Recht stehen?
Antwort 3: Nein, Scharia-Gerichte haben laut einer Untersuchung des Innenministeriums aus dem Jahr 2018 keine rechtliche Autorität und können nicht über nationalem Recht stehen.

Frage 4: Ist die Arbeitslosigkeit unter Muslimen in Großbritannien wirklich so hoch?
Antwort 4: Nein, die Arbeitslosenquote ist überdurchschnittlich hoch, aber bei weitem nicht so hoch wie in dem viralen Bild behauptet. Vor allem muslimische Frauen verzeichneten laut der Datenaufschlüsselung nach Geschlecht aus dem Jahr 2018 eine hohe Quote der Erwerbslosigkeit, aber die Zahlen im Beitrag sind übertrieben und uns liegen keine Daten zu Leistungsempfängern nach Religion vor.

Frage 5: Wird in Schulen nur noch Halal-Fleisch serviert?
Antwort 5: Obwohl einige Schulen möglicherweise nur Halal-Fleisch in ihrem Essen anbieten, trifft dies nicht auf alle zu. Als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage im Jahr 2019 sagte der damalige parlamentarische Unterstaatssekretär für Bildung, Lord Agnew: „Schulen könnten erwägen, jeden Tag sowohl Halal- als auch Nicht-Halal-Essen anzubieten oder sicherzustellen, dass Gerichte klar gekennzeichnet sind, damit die Schüler das Richtige auswählen können.“

Fazit

Dieser Faktencheck zeigt, wie wichtig es ist, viralen Behauptungen kritisch zu begegnen und Informationen sorgfältig zu prüfen. Leser sind aufgefordert, nachprüfbare Quellen zu konsultieren und nicht ungeprüften Darstellungen Glauben zu schenken. Integration und der Umgang mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen sind komplexe Themen, die einer differenzierten Betrachtung bedürfen.

Quelle: FullFact 2017, FullFact 2022

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Hinweise: 1) Dieser Inhalt gibt den Stand der Dinge wieder, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuell war. Die Wiedergabe einzelner Bilder, Screenshots, Einbettungen oder Videosequenzen dient zur Auseinandersetzung der Sache mit dem Thema.
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