Die Behauptung
Ein Arzt in Malaysia wurde hingerichtet, weil er einen COVID-19-Impfstoff verabreicht hat, der gegen den Nürnberger Kodex verstoßen soll.
Unser Fazit
Dies ist nicht wahr. Der Nürnberger Kodex behandelt ethische Richtlinien für medizinische Experimente, nicht die Todesstrafe. In Malaysia gibt es seit 2018 ein Moratorium zur Vollstreckung von Todesurteilen. Es gibt keine bestätigten Berichte über einen Arzt, der wegen der Impfung juristisch belangt wurde.
Ein ungewöhnlicher Bericht bzw. Video auf Facebook schlug Wellen: Ein Arzt in Malaysia sei aufgrund der Verabreichung einer COVID-19-Impfung und Verstoßes gegen den Nürnberger Kodex mit der Todesstrafe bestraft worden.
Die Behauptung: “Nach dem Nürnberger Gesetz wird ein Arzt hingerichtet, weil er COVID-Impfungen verabreicht hat. Dr. Betsy Eads enthüllt die Eilmeldung, dass ein malaysischer Arzt wegen der Verabreichung einer COVID-Injektion nach dem Nürnberger Kodex getötet wurde. Dies stellt einen weltweiten Präzedenzfall dar. Jeder Arzt, jede Krankenschwester, jeder Apotheker und jeder Techniker – und diejenigen, die die Injektionen verabreicht oder erzwungen haben, werden hingerichtet. Sie haben sogar Kindern Spritzen verabreicht. Sie kommen für dich!”
Aber was ist dran an dieser Behauptung? Und was hat der Nürnberger Kodex überhaupt mit der Todesstrafe zu tun?
Die Rolle des Nürnberger Kodex
Ursprünglich wurde der Nürnberger Kodex nach dem Zweiten Weltkrieg eingeführt, um medizinische Experimente ohne Zustimmung der Probanden zu verhindern. Es handelt sich um eine Sammlung ethischer Richtlinien, die während des Nürnberger Ärzteprozesses 1946-1947 festgelegt wurden. In diesen Prozessen wurden Ärzte für medizinische Experimente und Eingriffe angeklagt, die als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ eingestuft wurden.
Interessanterweise enthält der Kodex keine Bestimmungen zur Todesstrafe. Trotzdem ziehen Impfgegner Parallelen zwischen der Corona-Impfung und dem Nürnberger Kodex. Allerdings wurde die Impfung sowohl an Tieren als auch an freiwilligen Menschen getestet, ganz im Sinne des Kodex.
Todesstrafe in Malaysia: Ein Überblick
Seit 2018 gibt es in Malaysia ein Moratorium zur Vollstreckung von Todesurteilen. Das bedeutet, dass trotz Verurteilungen niemand hingerichtet wird. In 2019 änderte sich das Gesetz, und Richtern wurde mehr Freiheit eingeräumt, alternative Strafen zu verhängen.
Die hauptsächlichen Gründe für Todesurteile in Malaysia sind Mord, Terrorismus oder Angriffe gegen die königliche Familie. Erstaunlicherweise sind fast 70% der Todeszellen-Insassen wegen Drogendelikten verurteilt worden. Medizinische Fehlentscheidungen oder sogar der Tod eines Patienten führen jedoch nicht zur Todesstrafe.
Die Fakten hinter den Gerüchten
Ein Podcast aus November 2022 war der Auslöser für das aufkommende Gerücht. Aber bei näherem Hinsehen wird klar: Es gibt keine bestätigten Berichte darüber, dass ein Arzt in Malaysia wegen einer Impfkomplikation juristisch belangt wurde. Die Arzneimittelbehörde Malaysias bestätigte, dass von rund 600 Todesfällen im Zusammenhang mit der Corona-Impfung lediglich drei auf die Impfung zurückzuführen sind.
Fazit
Es ist wichtig, zwischen Gerüchten und Tatsachen zu unterscheiden. Der Nürnberger Kodex und die Todesstrafe in Malaysia sind zwei getrennte Themen und sollten nicht vermischt werden. Das Internet ist voll von Informationen, aber es liegt an uns, kritisch zu denken und Fakten von Fiktion zu trennen. Es ist immer ratsam, sich auf verlässliche Quellen zu stützen und vor dem Teilen von Nachrichten genauer hinzusehen.
Quelle: dpa-Factchecking
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